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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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am Wagen, das Handy krampfhaft an ihr Ohr gepresst. Die Stimme des Mannes, der sich für ihren Großvater ausgab, war fest und stellenweise einschmeichelnd, aber die Informationen, die er ihr gab, hatten alle den Geschmack der Wahrheit. Vieles deckte sich mit dem, was ihre Eltern ihr erzählt hatten, seit sie denken konnte. Nur einige Dinge hatten sie ihr entweder verschwiegen oder es auch nicht besser gewusst. Die fehlenden Steinchen in dem Gebäude ihrer Familienvergangenheit ergänzte der alte Mann am Telefon ohne zu zögern und offenbar auch ohne Reue. Sie sah Wagner und Sina auf dem Feldweg immer kleiner werden und konnte sich doch nicht entscheiden, das Gespräch zu beenden. Wenn es wirklich ihr Großvater war, der aus der Versenkung wieder aufgetaucht war, dann musste alles andere warten. Zumindest für ein paar weitere Minuten.
    »Und was erwarten Sie jetzt von uns? Was sollen wir hier, mitten im Nirgendwo, Ihrer Meinung nach noch ausrichten?«, erkundigte sich Georg und sah sich um. Die bröckelnden Mauern, die langsam überwuchert wurden, sahen nicht nach sensationellen Entdeckungen aus.
    »Aber das liegt doch auf der Hand, Professor Sina«, erwiderte der Südafrikaner gewinnend. »Sie sollen mir helfen, den verschütteten und überwucherten Zugang zur Unterkirche zu finden. Mit Ihren profunden Kenntnissen der mittelalterlichen Architektur kann das doch kein Problem sein. Vielleicht hat der Pfarrer in der Krypta etwas übersehen, das uns weiterhelfen könnte. Und ich sage bewusst ›uns‹, weil wir ja alle am gleichen Strang ziehen, nicht wahr?«
    Paul schaute den Unbekannten zweifelnd an. »Am gleichen Strang vielleicht, aber an entgegengesetzten Enden«, stellte er trocken fest, lenkte dann aber ein: »Das mit der Krypta ist einleuchtend und einen Versuch wert. Ich schlage vor, wir teilen uns auf, dann können wir schneller und effektiver suchen.«
    Georg nickte und überblickte die Überreste der Kirche. »Paul und ich suchen dort hinten im Altarraum«, schlug er vor. »Oft war der Zugang zu einem unterirdischen System unter dem Altar im Boden verborgen.« Sina deutete auf die unmittelbare Umgebung und versuchte sich die Lage der alten Gebäude vor fünfhundert Jahren vorzustellen. »Sie schauen hier im Umkreis des Holzkreuzes«, sagte er zu dem eleganten Mann mit einem spöttischen Blick auf die glänzenden Schuhe. »Das muss in etwa die Stelle sein, wo sich das Portal oder die Vorhalle zum Langschiff befunden hat. Allerdings wird es schwer werden, unter dieser dichten Grasschicht zum ehemaligen Bodenniveau vorzudringen.« Dann gab der Wissenschaftler Wagner einen Wink und beide stiegen über kleine Gräben ins Innere der Ruine. Gavint blieb zurück, sah sich um und begann zu suchen.
    »144! Was für ein Zufall!«, flüsterte Georg, »das ist die Anzahl der Edelsteine in der Kaiserkrone, wusstest du das?« Als Paul nickte, setzte er hinzu: »Die Entdeckung dieses Pfarrers bestätigt tatsächlich unsere bisherigen Ergebnisse, es ist ein zweiter Hinweis auf die Kaiserkrone. Der Tipp mit dem Kloster war besser, als ich gedacht hätte. Aber jetzt sollten wir nach einer Möglichkeit suchen, um zu verschwinden. Mir ist dieser Typ unheimlich.«
    Paul schaute sich rasch um und sondierte die Umgebung nach einer Möglichkeit, außerhalb der Sichtweite des Unbekannten unbemerkt einen Bogen zu schlagen und zu Valerie zurückzukehren. Die Glock in seinem Hosenbund gab ihm nicht das Gefühl der Sicherheit, das er sich so gerne gewünscht hätte.
    Georg kniete sich nieder, teilte Grasbüschel und tastete das feuchte Erdreich darunter ab. »Das ist zwar vollkommener Unsinn, so finden wir nie im Leben irgendetwas, aber es wahrt den Schein, bis du eine Lösung gefunden hast«, brummte er. »Ich hätte Tschak nicht bei Valerie im Auto lassen sollen. Seine Nase hätte ich jetzt gerne. Es würde mich ja tatsächlich interessieren, ob da noch etwas darunter ist …«
    »Mach ruhig weiter«, raunte Paul, »ich untersuche als Nächstes die Mauerreste da hinten, wo der Graben des Bachbettes beginnt. Vielleicht kommen wir von dort weg.«
    Mit einem dünnen Lächeln auf den Lippen beobachtete Gavint aus der Hocke, wie Georg und Paul sich erst kurz beratschlagten und dann den hinteren Teil der Ruine untersuchten.
    »Viel leichtgläubiger, als ich dachte«, murmelte er und bedauerte, wie leicht sie ihm in die Falle gegangen waren. Wo waren die Herausforderung, der Nervenkitzel, die Befriedigung des Jagdtriebes? Gavint fühlte sich

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