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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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Florettklinge zum Vorschein, die in der Sonne glänzte.
    Der Südafrikaner sprang vor und holte mit der unverletzten Linken zu einem Schlag nach ihrem Kopf aus, aber die Frau tauchte geschickt ab und rammte ihm von unten das Florett in den Bauch. Die Spitze drang in seinen Körper ein und trat auf der anderen Seite wieder aus. Ein metallischer Geschmack machte sich sofort in seinem Mund breit. Verblüfft schaute Gavint an sich hinunter. Dunkelrote, dickflüssige Tropfen rannen aus seinem Mund und besudelten sein frisch gestärktes, weißes Hemd.
    Paul und Georg schienen endlos zu stürzen. Schließlich schlugen sie hart am steil abfallenden Boden des tiefen Grabens auf. Welkes Laub, Wurzeln, dürre Äste und Schlammklumpen wirbelten um sie herum, während sie sich mehrmals überschlugen, gegen Baumstämme prallten und schließlich im kalten Wasser des schmalen Baches zum Liegen kamen.
    Nach einigen Sekunden der Benommenheit raffte sich Sina auf, kam stöhnend auf die Beine und half Paul hoch, der sich den schmerzenden Rücken rieb.
    »Danke. Ich glaube, du hast uns gerade das Leben gerettet«, stieß Georg schwer atmend hervor.
    Paul tastete nach der Glock in seinem Gürtel und zog sie heraus. »Es ist noch nicht vorbei, Georg. Wir müssen sehen, dass wir Land gewinnen. Ich habe zwar die Pistole noch, aber gegen einen Profi sollten wir es nicht einmal versuchen. Also nichts wie weg, bestimmt verfolgt er uns. Komm!«
    »Warte noch«, hielt ihn Sina auf, »da stimmt etwas nicht.« Mit zusammengekniffenen Augen spähte er zur Ruine über ihnen hinauf. Nichts passierte, alles war ruhig, zu ruhig.
    Der Schmerz raste durch Gavints Körper, lähmte ihn, aber der Wille des Söldners war ungebrochen. Kampflos würde er nicht untergehen, nicht hier, in dieser verlassenen ländlichen Einöde, inmitten von alten Steinen. Er würde sie mitnehmen, wohin auch immer, diese hinterhältige kleine Schlampe. Mit letzter Kraft hob er die linke Hand und packte die Angreiferin im Gesicht. Er presste seine Finger zusammen so stark er nur konnte. Er spürte das weiche, samtige Fleisch, darunter ihr Kiefer und ihre Wangenknochen, drückte noch fester zu.
    Die Frau stieß einen spitzen Schrei aus. Mit voller Wucht warf sie sich gegen seinen Körper, die Florettklinge noch immer fest mit beiden Händen gepackt. Mit einer Kraft, die der Südafrikaner dem schmächtigen Körper niemals zugetraut hätte, hob sie ihn fast von den Füßen, drängte ihn unerbittlich rückwärts. Gavint konnte nicht anders, als in die Richtung zu trippeln, in die sie ihn unaufhörlich schob. Wie aus unendlicher Entfernung beobachtete der Südafrikaner, wie seinen Daumen und die restlichen Finger die feinen Züge eines Frauengesichts verfremdeten, wie sie schließlich kraftlos wurden und die Hand endlich vollends von ihr abglitt.
    Seine Kräfte verließen ihn, strömten aus seinem durchbohrten Körper, als ein dumpfer Aufschlag seinen Weg beendete. Die Metallspitze, die aus seinem Rücken ragte, hatte sich irgendwo hineingebohrt. Die Frau ließ den Stock los, aber er gab nicht unter seinem Gewicht nach.
    Der Blick der Fremden ruhte kalt und emotionslos auf ihm. Ohne Zweifel, sie sah ihm aufmerksam beim Sterben zu. Bilder rauschten an seinen Augen vorbei, ein Schnellzug der Erinnerung. Die blutgetränkten Böden von Nigeria, die Diamanten-Kriege in Botswana, die Aufstände in den südafrikanischen Townships, eine kühle Schweizer Schalterhalle, Wände voll kalt glänzender Schließfächer, Flughäfen und Zugabteile, die Templerburg in Portugal, der fallende Engel in der Karlskirche. Der Film beschleunigte sich zu einem Stroboskop von blitzartig auftauchenden Eindrücken und Gefühlen. Dann war er zu Ende und Gavint sah wieder den abschätzenden Blick seiner Angreiferin und er wusste, dass sein Weg jetzt und hier zu Ende war. Er spürte ihre Körperwärme, roch sie ganz deutlich und wenn die Umstände andere gewesen wären, hätte ihm das alles auf eine intime Art gefallen. Ange ou Démon von Givenchy, dachte er mechanisch. Sie hat Stil. Wenigstens eine ebenbürtige Gegnerin.
    Die zierliche Frau blickte ihn unverwandt an. »Haben Sie wirklich gedacht, wir würden Sie bis zur Krone kommen lassen?«, raunte sie. Sie trat näher an den Sterbenden heran, flüsterte ihm etwas ins Ohr. Gavint verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Das ist Friedrichs Geheimnis und Sie werden es mit ins Grab nehmen«, sagte sie und drehte sich um, ging rasch zwischen den Bäumen davon, ohne sich

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