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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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ich hoffe, du weißt, was du tust. Noch einen Todesfall kauft dir Berner nicht mehr ab.« Sein Sarkasmus verebbte irgendwo auf den 25 Metern, die ihn von Sina trennten und Wagner spürte es. Vielleicht haben die drei Jahre auf der Burg Georg doch schlechter getan, als er glaubt, dachte der Reporter, und er begleicht jetzt die alte Rechnung mit mir. Paul Wagner spürte seine Zeit ablaufen. Sieht man in den letzten Sekunden nicht sein Leben an sich vorbeiziehen?, fragte er sich, aber da blitzten die stahlblauen Augen des Wissenschaftlers auf und zwei Klingen bohrten sich dicht neben dem Reporter ins Holz, mit einem Geräusch, das ihm das Blut in den Adern stocken ließ. Wagner drehte vorsichtig den Kopf. Beide Messer steckten in den Resten des Herz-Ass. Der Reporter atmete wieder aus.
    Als die beiden Freunde eine Stunde später beschlossen, in den Ort hinunterzugehen und der »gemischten arenhandlung« einen Besuch abzustatten, hatten Paul Wagners Hände aufgehört zu zittern. Er sah Sina mit ganz anderen Augen, nachdem der ihm erzählt hatte, dass er fast drei Jahre lang jeden Tag geübt hatte. Mit Äxten, Messern, Pfeil und Bogen. Neben der Restaurierung der Burg und seinen Studien war die Perfektion im Umgang mit diesen Waffen seine Leidenschaft geworden. Die kleinen Wurfäxte, die er nach alten englischen Zeichnungen aus dem 16. Jahrhundert hatte anfertigen lassen, waren ihm am liebsten. Sie waren handlich, leicht zu verstecken, aber schwierig zielgenau zu schleudern. Die Wurfmesser hatte er von einem alten Messerschmied nicht weit von Burg Grub gekauft. Der seltsame Kauz hauste in einem verlassenen Bauernhof ganz alleine mit ein wenig Vieh. Er hatte sich in einer alten Schmiede unweit des Hofes eine neue Esse gebaut und machte Messer, die seinen Vorstellungen von Perfektion entsprachen. Es hatte Sina mehr als ein Jahr und Dutzende Besuche gekostet, bis der Eigenbrötler Vertrauen gefasst und einige weitere Monate, bis er ihm das erste Messer verkauft hatte. Als das Eis endlich gebrochen war, fertigte der Schmied für Sina Messer an, die genau auf die Länge seines Unterarms, die Größe seiner Hände und die Wurfkraft abgestimmt waren.
    Pfeil und Bogen stammten aus einem kleinen Geschäft in Wien, das sich auf Jagdbogen und Pfeile spezialisiert hatte. Die Spitzen der Pfeile hatten Widerhaken, damit das Wild sie nicht abstreifen konnte. Die Bogen wiederum waren die größten und stärksten, die Sina je gesehen hatte. Sie waren dazu gebaut worden, auf große Distanzen zielsicher zu treffen und dem Pfeil noch immer genügend Kraft zu verleihen, um trotzdem zu töten.
    Sina zäumte den Haflinger und legte Packtaschen auf. Dann schwang er sich in den Sattel, nahm die Zügel und mit einem leisen Schnalzen trieb er das Pferd über die Brücke und auf den Weg ins Tal. Wagner hing seinen Gedanken nach und ließ Sina vorausreiten.
    Im Ort angekommen, hatte der Reporter wieder Empfang und sein Handy fing an, wie wild zu piepsen. Er hörte seine Mailbox ab.
    »Kommissar Berner hat Sehnsucht«, meinte er zu Sina, der sein Pferd vor dem Laden anleinte, und wählte die Nummer des Kriminalbeamten.
    »Endlich rufen Sie zurück, Wagner. Sind Sie in der Einschicht?«
    »So könnte man es nennen, wenn mir nicht gerade ein anderer Ausdruck durch den Kopf ginge«, sagte Wagner sarkastisch und blickte zur blassroten Schrift der »arenhandlung« auf. Die fleckige Ladentür über den drei Stufen war einmal blau gestrichen gewesen, aber das war lange her. Während Sina schon in das Geschäft ging, setzte sich Wagner auf die kleine, durch zahllose Kunden abgenutzte Treppe. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich kann etwas für Sie tun«, konterte Berner. »Aber das wissen Sie nicht von mir, ich habe nie mit Ihnen gesprochen und Sie kennen mich nicht.«
    »Ein frommer Wunsch, der leider nie in Erfüllung gehen wird …«, meinte Wagner ironisch. »Schießen Sie los.«
    »Ein Augenzeuge hat am Abend des Mordes in der Ruprechtskirche einen schwarzen Wagen gesehen, einen Audi. Die Zeit passt, die Beschreibung der Männer ist vage, aber von der Statur her könnte einer der beiden der Fremdenführer gewesen sein.«
    »Und der andere sein Mörder.«
    Berner grunzte eine Bestätigung ins Telefon. »Aber es geht um etwas anderes. Der Wagen hatte ein Diplomatenkennzeichen. Zugelassen auf die chinesische Botschaft in Wien.«
    Die Stille nach den Worten Berners war fast greifbar. Wagner pfiff leise durch die Zähne. »Sehr explosiv, Herr Kommissar. Ich

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