Ewig
»Metsada« und damit zuständig für spezielle Operationen innerhalb des israelischen Geheimdienstes Mossad, das Manöver und den unerwarteten Ausgang auf Flachbildschirmen. Er war am Vortag aus Tel Aviv ins Wadi gekommen, nachdem er die Akte von Major Goldmann gelesen und ihre Porträtfotos lange und ausgiebig betrachtet hatte.
Was die Kameras in den Straßen der kleinen nachgebauten Ortschaft in der letzten Stunde aufgezeichnet hatten, war für Shapiro ein Grund, sich zufrieden zurückzulehnen.
General Danny Leder, ein Kriegsveteran des 10-Tage-Kriegs, klein, grauhaarig und wettergegerbt, saß verschmitzt lächelnd neben ihm und betrachtete die Bilder von Valerie Goldmann auf den TV-Monitoren. Dann wandte er sich an Shapiro und ein wenig Stolz klang in seiner Stimme mit.
»Sie könnte in jedem James-Bond-Film das Bond-Girl spielen, da sehe ich kein Problem. Sie sollten sie mal im Bikini sehen.«
Der Abteilungsleiter des Mossad nickte und legte seine Hand auf den Arm des Generals. »Danny, noch besser könnte sie aber Bond spielen«, versetzte er ernst, »Sie wissen, unsere besten Agenten tragen Lippenstifte.« Dann wählte er auf einer sicheren Leitung eine Nummer, die nur er und einige wenige andere kannten.
Major Valerie Goldmann stand unter der heißen Dusche und genoss ihren Erfolg und das Wasser, das den Staub, den Schweiß und die Anspannung der letzten Stunden wegspülte. Ihre Jungs hatten sie gefeiert und selbst General Leder geizte nicht mit anerkennenden Worten, als er sie nach dem »Sieg der Angreifer« vom Einsatzzentrum aus anrief. Die Übung war ein voller Erfolg gewesen und Goldmann hatte die Trophäe – eine Schachtel mit Bonbons in der Form eines Buches – ihren Männern geschenkt. Gift für die Linie, Zucker für die Seele, dachte sie vergnügt.
Die Tropfen spritzten von ihrer gebräunten Haut und ihre nassen braunen Haare lagen an ihrem Rücken wie ein zu Ebenholz erstarrter Wasserfall. Sie reichten ihr fast bis an die Hüfte und alle Vorschriften der Armee hatten es nicht geschafft, sie auch nur einen Zentimeter zu kürzen. Angesichts ihrer steilen Karriere und der spektakulären Erfolge im Einsatz und auf den Manövern hatte General Leder es aufgegeben, seinem weiblichen Major mit kleinlichen Regelungen das Leben schwer zu machen. Und Valerie war stur wie ein Widder, wenn es um ihr Haar ging. Auch ein Grund, warum Leder beide Augen zugedrückt hatte. Aber es gab da noch einen zweiten Grund. Valerie hatte das Gefühl, dass Leder es mehr und mehr genoss, sie als »Vorzeige-Objekt« zu den verschiedenen Konferenzen und militärischen Tagungen mitzunehmen. Je heftiger Leder dies entrüstet zurückwies, desto überzeugter war Goldmann davon. Es machte ihr nichts aus, so lange er ihre militärischen Erfolge in den Vordergrund stellte.
Wer Valerie sah, konnte es dem General nicht verdenken, dass er lieber sie als einen Kleiderschrank mit Sonnenbrille neben sich hatte. Fast 180 cm groß, schlank und durchtrainiert, war sie das späte Kind ausgewanderter österreichischer Juden. Mit ihren langen Haaren und den braunen Augen wäre sie geradezu prädestiniert gewesen für eine Karriere zwischen Fotostudio und Laufsteg. Sie aber hatte sich für Uniform, Drill und Waffen entschieden und anfangs waren ihre Eltern keineswegs glücklich über diese Wahl gewesen, zu tief saß die Abscheu gegen gewichste Uniformstiefel und den Zauber der Montur. Beide Überlebende aus Mauthausen, waren sie als Jugendliche nach Kriegsende nach Israel ausgewandert und hatten sich hier eine neue Existenz aufgebaut. Valeries Vater war einer der bekanntesten Rechtsanwälte in Tel Aviv geworden und ihre Mutter leitete eine Kunstgalerie in der Dizengoff Street unweit seiner Kanzlei. Ihre Tochter hatten sie viersprachig erzogen und so sprach Goldmann österreichisches Deutsch, dazu Englisch, Französisch und Iwrit.
General Leder hatte sie kürzlich für einen Posten im diplomatischen Dienst als Adjutant des Militärattachés in Frankreich vorgeschlagen und ihre Chancen standen gut. Für die ehrgeizige Valerie wäre es die Erfüllung eines Traumes gewesen, auch wenn sie ihre Karriere mit dem Verzicht auf Familie und Kinder bezahlte. Und je älter sie würde, desto öfter tat es ihr weh und sie schaute weg, wenn auf der Straße junge Familien an ihr vorbeigingen.
Goldmann stieg aus der Dusche und wickelte sich das Badetuch um. In der heißen Luft des Jordan Tals würden ihre Haare schnell trocknen und so zog sie sich gerade
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