Ewig
Sina und fügte hinzu, »aber lange nach dem Tod Friedrichs.«
Langsam gingen beide durch die Kirche. »Mir fallen diese vielen Engel auf, die überall herumfliegen, aber wahrscheinlich liegt das nur an meinem Traum«, flüsterte Wagner und schaute sich mit eingezogenen Schultern um.
»Aber vergiss nicht, die Hauptperson in Dürers Stich ist auch ein Engel«, gab Sina zu bedenken.
Der Reporter war ratlos. »Entweder wir haben etwas übersehen oder es ist so offensichtlich, dass wir es nicht bemerken«, stellte er fest.
»Nein, es sind viele Hinweise und wir müssen sie nur richtig zusammensetzen. Vergiss nicht, Friedrich hat seine Rätsel oder Geheimschriften immer in verschiedenen Ebenen konstruiert«, erinnerte Sina.
»Ja, irgendwann werden sie es verstehen, wenn sie tiefer gegraben haben, als das Auge sieht, wenn sie weiter vorgedrungen sind, als nur an der Oberfläche gescharrt wie die Hühner auf dem Mist«, wiederholte Wagner leise.
Sina blickte ihn fragend an.
»Ach, ich habe nur den Friedrich in meinem Traum zitiert«, meinte der Reporter und wunderte sich, dass ihm die genauen Worte im Gedächtnis geblieben waren. So, als wollte Friedrich sie an etwas erinnern und sicherstellen, dass sie es nicht vergessen würden.
»Die Engel, der Orden der Büßerinnen, das ›Seelenhaus‹, der heilige Hieronymus, die Gebeine des heiligen Anton, die Gruft, die mumifizierten Leichen und die Maria mit dem Beil«, zählte Sina auf. »Mehr kann ich beim besten Willen nicht in der Franziskaner Kirche entdecken. Darin können jede Menge Hinweise stecken, die wir einfach nicht richtig einordnen. Wir wissen noch viel zu wenig über Friedrich und darüber, was er uns mitteilen will.«
Wagner hielt ihm die Kirchentür auf. Beide traten auf den kleinen Platz hinaus und machten sich auf den Weg zur letzten Kirche auf dem Kreis, der Michaeler Kirche.
Wadi al-Maleh, nördliches Jordantal/Israel
W as wissen Sie vom Golem, Major Goldmann?« Shapiro ging in dem dunstig-feuchten Duschraum für weibliche Offiziere auf und ab, während Valerie sich fertig anzog und eine frisch gewaschene Kampfuniform zuknöpfte. Sie trocknete ihre Haare mit einem Handtuch und beschloss, einen Zopf zu flechten, um bei General Leder und seinen Vorschriften nicht schon wieder anzuecken.
»Soll das ein Test meines Geschichtswissens sein, Mr. Shapiro?«, fragte sie aufmüpfig.
»Beantworten Sie jede Frage mit einer Gegenfrage?«, schoss Shapiro zurück und ahnte, dass das kein leichter Auftrag sein würde. Er öffnete die Tür einer der Toiletten und schaute hinein. Jemand hatte »Fuck men« auf die Seitenwand geschrieben. Darunter stand: »I do«. Shapiro erinnerte sich daran, dass es die Damentoilette war und schloss die Tür wieder.
»Major Goldmann, genug der Spielchen. Ich bin vom Leiter des ›Mosad Merkazi leModi’in uLeTafkidim Mejuchadim‹, des Instituts für Aufklärung und besondere Aufgaben, geschickt worden, um mit Ihnen zu sprechen. Meine Abteilung heißt ›Metsada‹ und ist zuständig für sogenannte spezielle Operationen. Vielleicht haben Sie ja schon davon gehört.« Shapiro schaute Valerie abschätzend an.
»Das heißt Anschläge, Sabotage, paramilitärische Operationen, alles unter höchster Geheimhaltungsstufe. Ich leite diese Abteilung und ich habe weder Zeit noch Lust, mich mit Ihnen zu streiten, politisch korrekt aufzutreten oder psychologische Konversationstaktik mit Ihnen durchzuexerzieren.« Shapiros Blick wurde kalt und durchdringend. »Und was den militärischen Rang betrifft, Miss Goldmann, so stehe ich einige Ränge über Ihnen und könnte Sie zum Exerzieren abkommandieren. Haben wir uns verstanden?«
»Ja, Sir!« Valerie hatte keine Lust, sich mit dem Mossad anzulegen und schon gar nicht mit der »Metsada«. Sie stand stramm, bis Shapiro abwinkte und »Stehen Sie bequem« anordnete.
»Nachdem die Fronten jetzt geklärt sind, würden Sie bitte meine Frage beantworten? Was wissen Sie vom Golem?«
Valerie dachte kurz nach. »Golem ist das hebräische Wort für Embryo und Ungeformtes, Unfertiges. Ich erinnere mich an den Schulunterricht, da wurde uns von einer Lehrerin die Geschichte eines Rabbi in Prag erzählt, der eine menschenähnliche Gestalt aus Lehm geformt hat. Aber das ist auch schon alles, was ich darüber weiß.« Sie wunderte sich über die Frage und über Shapiro, der nach allem anderen, aber nicht nach einem der wichtigsten Männer des Mossad aussah. Er erinnerte sie an ihren kurzsichtigen Onkel
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