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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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der Karlskirche noch einen Hinweis hinterlassen wollte, den wir bisher übersehen haben. Vielleicht entdecke ich ihn morgen.« Berner klang nicht glücklich. Als er fortfuhr, war seine Stimme brummiger als sonst. »Und noch eines, Wagner. Irgendwie habe ich das dumme Gefühl, dass wir in dem Spiel genau in der Mitte stehen, auf dem undankbarsten und gefährlichsten Platz.«
Chinesische Botschaft, Wien/Österreich
    G eneral Li Feng kämpfte noch immer mit dem Jetlag. Er war tags zuvor spätabends aus Beijing am Flughafen Wien-Schwechat angekommen und hatte in der Gästewohnung der Botschaft zwar ein frugales Abendessen vorgefunden, es aber aus Müdigkeit unberührt stehen lassen. Nun, am späten Nachmittag, machten ihm die acht Stunden Zeitunterschied zwischen Beijing und Mitteleuropa besonders zu schaffen.
    Peer van Gavint beobachtete den General aufmerksam, als der das Sitzungszimmer betrat, in dem neben dem Botschafter, seinem Sekretär und Gavint auch der Militärattaché an dem großen ovalen Konferenztisch Platz genommen hatten. Die Müdigkeit zeichnete Schatten unter die dunklen Augen Li Fengs, aber Gavint ließ sich nicht täuschen. Der General war der einzige wirkliche Gegner in diesem Raum, genauso unerbittlich, ehrgeizig und professionell wie der südafrikanische Killer. Die beiden Männer sahen sich kurz an, nickten sich unmerklich zu und der Kampf war eröffnet.
    Draußen wurde es langsam dunkel und zwei Stehlampen tauchten den Raum in ein weiches, gelbliches Licht, das Gemütlichkeit verbreitete. Die großen chinesischen Kalligraphien an den Wänden zitierten Konfuzius und seine unerschöpfliche Weisheit. Als alle Platz genommen hatten, eröffnete der chinesische Botschafter die Sitzung.
    »Meine Herren, guten Abend! Wir sind heute hier zusammengekommen, um General Li Feng in unserer Mitte zu begrüßen, der vor wenigen Stunden aus Beijing eingeflogen ist.« Der General stand auf und verneigte sich nach chinesischer Tradition in die Runde.
    »Er wird während der letzten Phase der Operation als direkter Verbindungsmann zum Ministerium und zum Parteipräsidium fungieren, die diesem Einsatz die höchste Priorität eingeräumt haben. Das heißt, dass wir auf nahezu alle personellen und finanziellen Mittel zugreifen können, die uns angebracht erscheinen, um die Operation erfolgreich zu beenden. Lassen Sie mich dies zum Anlass nehmen, um noch einmal die bisherigen Erfolge unserer Bemühungen hier in Wien und in Portugal in Erinnerung zu bringen und eine Bilanz der letzten zehn Jahre zu ziehen.« Der Botschafter warf einen Blick in seine Unterlagen, rückte sich seine Brille zurecht und fuhr fort. Gavint zog sich die Bügelfalte an seiner Maßhose glatt.
    »Nachdem wir in den späten neunziger Jahren im Rahmen des Polizei-Austauschprogramms zwischen Österreich und der Volksrepublik China einige speziell dafür ausgebildete Agenten unbemerkt nach Wien einschleusen konnten, machten wir die ersten Fortschritte im Entschlüsseln der zahlreichen Hinweise des österreichischen Kaisers. Unsere Spezialisten waren anfangs äußerst erfolgreich, was die Kirchen in Wien, das Drachenviereck und den Schottenmeisteraltar betraf.
    Sie fanden die Verbindung zum Stammbaum der Babenberger und entschlüsselten weitgehend die Hinweise auf dem Sarkophag Friedrichs im Stephansdom. Uns war allen klar, dass dies nur ein erster Schritt auf dem Weg der Erkenntnis sein würde. Dann jedoch kamen die ersten Rückschläge. Einer unserer vier Spezialisten wurde eines Tages tot aufgefunden, die offizielle Todesursache lautete auf Herzschlag. Zwei verschwanden spurlos und wurden trotz aller Ermittlungen der österreichischen Polizei nie wieder gefunden. Wir zweifeln nicht, dass durch unsere Recherchen der Orden der Tempelherren vom flammenden Stern alarmiert worden war und alles daransetzte, unsere Leute zu eliminieren. Der vierte Spezialist versuchte auf eigene Faust alleine weiterzumachen, aber ohne das Wissen der Historiker konnte er als Kriminalist nicht viel ausrichten. Andererseits wollten wir damals keinesfalls Aufsehen erregen oder österreichische Fachleute hinzuziehen. Daher kehrte unser Fachmann wenig später mit den anderen Polizisten unverrichteter Dinge wieder zurück nach Beijing. Die Spur in die Vergangenheit wurde wieder kalt.« Der Botschafter blätterte in seinen Unterlagen, räusperte sich und fuhr dann fort: »So unglaublich es klingen mag, aber gegenläufige Strömungen in der Partei und Differenzen in der Gewichtung

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