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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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der innerstaatlichen Prioritäten führten dazu, dass fast zehn Jahre vergingen, bevor man sich im Zentralkomitee wieder entschloss, dieses elementare Geheimnis zu entschlüsseln und nach mehr als zweitausend Jahren für China zu nutzen.«
    Der Botschafter nahm seine Brille ab und schaute in die Runde. »Denn eines sollten wir nicht vergessen: Es war der erste chinesische Kaiser Qin Shihuangdi, der es entdeckte, wir haben einen rechtmäßigen Anspruch darauf und den werden wir durchzusetzen wissen.«
    Gavint unterdrückte ein Gähnen.
    »Deshalb ist General Li Feng nun nach Österreich gekommen, um ein eventuelles Scheitern der Operation schon im Ansatz zu verhindern.« Der Botschafter lächelte dünn. »Diesmal jedoch haben wir eine andere Taktik angewandt. Wir haben durch einige Ereignisse, die Mr. Gavint so perfekt inszeniert hat, zwei Männer auf den Plan gerufen, die das Rätsel an unserer Stelle lösen und die Aufmerksamkeit des Ordens auf sich ziehen werden.« Ein Ausdruck der Zufriedenheit machte sich auf dem Gesicht des Botschafters breit. »Wir sind überzeugt, dass sie Erfolg haben werden.«
    Gavint bemerkte den skeptischen Gesichtsausdruck Li Fengs, offensichtlich nicht so überzeugt wie der Botschafter von den Fähigkeiten der beiden Österreicher. Hatte er deshalb die Militäraktion in Tibet unternommen, die Tagesgespräch in der Botschaft war, fragte sich der Südafrikaner.
    Der Botschafter wandte sich an seinen Sekretär und den Militärattaché. Mit einer angedeuteten Verbeugung sagte er:
    »Es tut mir leid, aber was wir nun besprechen, unterliegt der höchsten Geheimhaltung. Ich darf mich bei Ihnen bedanken und Sie ersuchen, uns zu verlassen.« Die beiden Männer standen auf und gingen rasch aus dem Sitzungszimmer. Der Botschafter blickte Li Feng und Gavint an und nickte. »Dann lassen Sie uns nun die nächsten Schritte festlegen, bevor uns die Zeit davonläuft.«
    Gavint sah Li Feng an und ihre Blicke trafen sich. In diesem Moment wusste er, dass nur einer von beiden das Ende dieses Abenteuers erleben würde.
Breitensee, Wien/Österreich
    K ommissar Berner fluchte über die schlechte Beleuchtung, das Fehlen von Straßenschildern und über den Regen, der die Suche noch erschwerte. Die Straßenbahn-Remise, in der Paul Wagner wohnte, war auf keinem Stadtplan eingezeichnet und das war dem Reporter auch ganz recht so – und brachte Berner nun zur Verzweiflung. Entweder man kannte die Zufahrt über ehemalige Bahndämme und um die alten Lagerhäuser herum, oder man landete schnell in engen, ziemlich dunklen Sackgassen, Kiesdeponien oder Wiesen mit hüfthohem Gras. Die Lichter der Stadt reichten nicht bis hierher, die Bahnanlagen waren eine Insel des Dunkels inmitten des hellen Wiens.
    Berner hatte den Eindruck, dass er im Kreis fuhr. Sein Wagen holperte über alte Gleisanlagen, die Scheinwerfer beleuchteten Schwellenstapel und Kiesberge, alte Ziegelwände mit farbenfrohen Graffitis. Schließlich gab der Kommissar auf, zog sein Handy aus der Tasche und wählte Wagners Nummer.
    »Sagen Sie nichts, Herr Kommissar, lassen Sie mich raten«, rief Paul fröhlich ins Telefon.
    »Mir reißt gleich der Geduldsfaden, Wagner!«, dröhnte Berner. »Warum wohnen Sie nicht wie andere Menschen in einem normalen Haus in einer durchschnittlichen Straße, die zumindest auf einem Plan verzeichnet ist?«
    »Damit nur die Richtigen zu mir finden«, gluckste Paul. »Hupen Sie mal, Herr Kommissar.«
    Berner lehnte sich auf die Hupe.
    »Alles klar, ich weiß, wo Sie sind. Fahren Sie nach dem nächsten Lagerhaus rechts und dann geradeaus die geteerte Straße auf die große Baumgruppe zu. Weiter durch das offenstehende Gittertor und dann immer rechts halten. Dann sehen Sie schon die erleuchteten Fenster. Wir warten auf Sie.«
    Berner schüttelte den Kopf und fuhr los. Er hatte den Eindruck, dass er direkt in die Gruppe von Bäumen hineinfuhr, doch im letzten Moment machte die Straße eine leichte Linkskurve, führte durch das angekündigte Tor und direkt zwischen den Stämmen sah der Kommissar die erleuchteten, bis fast zum Boden reichenden Fenster eines Ziegelbaus. Er parkte neben dem roten Golf Wagners und als er ausstieg, peitschte der Wind die Regentropfen waagrecht durch die Luft.
    »Wo zum Teufel ist die Eingangstür?«, fluchte Berner, der sich glatten, nassen Ziegelwänden gegenübersah. Er lief zur Stirnseite des Gebäudes und sah drei große, bis zum Boden reichende Holztore. Dahinter schimmerte es gelblich und gerade

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