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Ewige Nacht

Ewige Nacht

Titel: Ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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direkt in sein Telefon ein. Warum hatte der Vater behauptet, keine Tochter zu haben?
    »Wann wird Noora denn wieder in Finnland sein?«
    »Ich hoffe, zu Weihnachten. Sie kommt ziemlich selten. Von wem soll ich sie grüßen, falls sie anruft?«
    »Es ist nicht so wichtig, ich versuche es auf ihrem Handy Danke.«
    Timo rief erneut Välimäki an und berichtete von der seltsamen Aussage des Vaters über seine Tochter.
    »Weißt du nicht, was der alte Uusitalo von Beruf ist?«, fragte Välimäki.
    »Was denn?«
    »Pelztierzüchter. Erklärt das nicht einiges?«
    »Allerdings«, sagte Timo leise. Er hätte natürlich längst Nooras Hintergrund abklären müssen. »Die Mutter scheint Kontakt zu ihrer Tochter zu haben. Aber sie wusste auch nicht, ob sie sich in Finnland aufhält. Ich will, dass Nooras deutscher Anschluss abgehört wird.«
    »Das ist ein höllischer bürokratischer Aufwand.«
    »Wir besorgen uns einen Gerichtsbeschluss im Eilverfahren. Lass Kalle das machen.«
    »Du kannst doch nicht einfach so loslegen, ohne dass der Ermittlungsleiter …«
    »Ich rufe Eriksson an. Die TERA und vor allem die Deutschen werden an dieser Geschichte starkes Interesse haben. Sehr starkes sogar.«
    Timo schaute auf den endlosen Wald entlang der Strecke und auf die Straßenschilder, die vor Elchen warnten – Gruppierungen wie die Roten Brigaden oder die G1 schienen in einer völlig anderen Welt zu operieren, auf keinen Fall hier. Es war nur zu verständlich, dass finnische Polizisten die Sache nicht so ernst nahmen wie ihre Amtsbrüder anderswo in Europa.
    Den größten Teil der Strecke nach Hamina unterhielt sich Timo mit Kommissar Eriksson. Der war kühl, sträubte sich aber nicht lange. Die TERA war nicht bekannt genug, daher begegnete man Timos Auslandskontakten mit Vorbehalt. Trotzdem konnte Eriksson Timos Bitte nicht abschlagen, das Abhören eines ausländischen Telefons einzuleiten, obwohl das einen gewaltigen Papierkrieg bedeutete.
    Nach einem halben Dutzend weiterer Anrufe und einer Stunde Fahrzeit blickte Timo östlich von Hamina auf den Rumpf des ausgebrannten Lieferwagens. Rund um das Gelände war ein Kunststoffband mit der Aufschrift P OLIZEI gezogen worden, und die Spurensicherer gingen akribisch ihrer Arbeit nach.
    »Der Tathergang ist einigermaßen klar«, sagte Kommissar Hyppönen. Er hielt eine Karte in den Händen, auf der mit rotem Filzstift die Route des Autos gekennzeichnet und die überprüfbaren Uhrzeiten eingetragen waren.
    »Sie haben den Fahrer zur Zusammenarbeit gezwungen, indem sie seine Frau und sein Kind entführten. Du hast wahrscheinlich schon gehört, dass die beiden und der andere Wachmann in der Nähe von Virojoki gefunden wurden …«
    »Nein, hab ich nicht. Sind sie in Ordnung?«
    »Äußerlich ja. Man hatte sie in einen Lieferwagen gesperrt Die Täter haben das Navigationsgerät aus dem Werttransporter entfernt und es mit einem anderen Auto die normale Route abfahren lassen, während sie die Ladung plünderten. Bis dahin ist das ja noch einleuchtend. Aber dann wird alles ziemlich schräg … Das Auto hat ganz normal die Grenze in beide Richtungen überquert und war auch in Sankt Petersburg, wie vorgesehen. Aber in Wirklichkeit hatten sie das Auto samt Fahrer schon vor dem Grenzübertritt nach Russland in ihrer Gewalt. Warum sind die rüber, wenn sie doch sowieso wieder zurückkommen wollten?«
    Timo sah sich die Karte an. Hinter der Plastikabsperrung flammten die Blitzlichter der Spurensicherung auf.
    Dem Vorgehen der Verbrecher fehlte es tatsächlich an Logik. »Woraus bestand denn die Ladung?«
    »Aus reichlich Bargeld. Euros für Banken in Sankt Petersburg. Dazu Bankunterlagen und Wertgüter von Firmen.«
    »Wie viel Geld?«
    »Wird gerade geklärt. Mehrere hunderttausend Euro vermutlich. Wir bekommen die Liste, sobald von den Kunden die Informationen eingegangen sind, was sie dem Transport mitgegeben haben. Warum, zum Teufel, sind sie mit dem Auto in Russland gewesen? Warum haben sie es nicht auf der Stelle ausgeräumt und den Trick mit dem Navigationstelefon bloß so lange durchgezogen, bis sie genug Vorsprung hatten?«
    »Was sagt denn der Wachmann?«
    »Kann sich an die letzten beiden Tage nicht erinnern. Die Ärzte meinen, er hätte was gekriegt, was das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt hat.«
    »Und die Frau des Fahrers?«
    »Noch nicht vernehmbar. Steht unter Schock: Ihr Mann ist tot.«
    Timo legte die Karte aus der Hand und blickte auf das ausgebrannte Auto, aus dem man die

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