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Ewige Nacht

Ewige Nacht

Titel: Ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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werde ihn in Sicherheit bringen. Er wird mit uns kommen.«
    Ein junger Mann in gelber, reflektierender Weste fuhr mit dem Fahrrad an die Spitze der Schlange und gab dem Fahrer des ersten Wagens ein Handzeichen. Noora ließ den Motor an und glitt in der Schlange vorwärts. Ralf sah angespannt aus dem Fenster.
    Autos und Papiere waren genauer als sonst kontrolliert worden. Das war nach Verbrechen wie dem Überfall auf einen Geldtransporter wahrscheinlich normal. Oder war die finnische Polizei bereits auf die Idee gekommen, diesen Überfall mit denen in Deutschland in Verbindung zu bringen? Wurden die Verbindungswege nach Deutschland deshalb besonders intensiv kontrolliert?
     
    Soile strich sich instinktiv durch die Haare, als ihr der attraktive blonde Mann auf dem Gang des Institutes für Teilchenphysik der TU entgegenkam.
    »Soile! Ich wusste gar nicht, dass du in der Gegend bist …«, sagte Patrick Lång und blieb stehen, um mit ihr mitteleuropäische Wangenküsse zu tauschen. Der Mann in Soiles Alter war Professor und sah aus wie der Prototyp eines finnland-schwedischen Kosmopoliten: tiefe Seglerbräune, bleibende Lachfältchen in den Augenwinkeln und kräftige Schenkel vom Fahrradfahren. Dabei war er ein Junge vom Land, das Nesthäkchen einer Bauernfamilie aus Kemiö.
    »Am Wochenende fahre ich nach Genf zurück«, sagte Soile. »Ich dachte, du bist in Stockholm, darum habe ich dir nicht Hallo gesagt.«
    »Ich hatte zu tun. Du hast bestimmt gehört, dass Karin und ich in getrennte Wohnungen ziehen.«
    Soile gab sich Mühe, ihre Überraschung zu verbergen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. »Das tut mir leid … Das heißt, vielleicht ist es gar nichts, was einem leid zu tun braucht …«, stotterte sie.
    Patrick lachte sein unbeschwertes Jungenlachen. »Es ist besser so. Gehen wir einen Kaffee trinken?«
    »Ich muss kurz telefonieren. Ich komme nach.«
    »Gut. Bis gleich.«
    Als sie wieder in ihrem Büro war, merkte Soile, dass sie sofort besserer Laune war. Patricks positive Energie war ansteckend. Soile wurde unwillig, als sie daran dachte, was Timo über Patrick sagen würde. Timo war allergisch gegen alles, was er für snobistisch und gekünstelt hielt, ohne zu kapieren, dass es bei Patrick überhaupt nicht zutraf.
    Sie setzte sich an den Schreibtisch und wählte die Nummer, die sie sich auf einem Zettel notiert hatte. Bis jetzt hatte sie den Geschäftsführer von Safari-Tours noch nicht erreicht, nun nahm er ab. Sie stellte sich vor und sagte, worum es ging.
    »Als Au-pair würde ich sie vielleicht nicht unbedingt nehmen«, sagte der Mann.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Nichts Bestimmtes, eigentlich … Reija ist einfach nicht so ein Haushaltsmensch. Aber natürlich wird sie auch als Au-pair klarkommen.«
    »Sie haben gerade gesagt …«
    »Vergessen Sie es.«
    »Warum haben Sie sie gefeuert?«
    »Das ist eine firmeninterne Angelegenheit.«
     
    »Der dunkelblaue Laguna«, sagte die Stimme in Timos Telefon. Er saß mit Aaro in seinem S-Klasse-Mercedes mit der alten Karosserie. Sie warteten im Frachthafen, nur zwanzig Meter von dem Renault entfernt, darauf, dass sie aufs Schiff gelassen wurden.
    »Okay«
    Erleichtert legte Timo das Handy in der Mittelkonsole ab. Wäre Noora nicht an Bord gekommen, wäre er unnötigerweise drei Tage zu früh nach Brüssel zurückgekehrt. Schon jetzt wurmte es ihn, dass er die Angeltour absagen musste, obwohl er sie Aaro hoch und heilig versprochen hatte. War der Sommer wirklich schon vorbei? Er hatte nicht mal gemerkt, dass er angefangen hatte.
    Aaros Telefon klingelte. Timo hatte ihm erlaubt, nach dem Check-in vorne zu sitzen.
    »Hallo. Ich habe es gerade auf Papas Nummer versucht, aber da war besetzt«, sagte Soiles Stimme. »Wo seid ihr?«
    »Wir warten, dass wir aufs Schiff kommen.«
    »Gibst du mir mal deinen Vater?«
    Aaro reichte Timo das Telefon. Der ließ den blauen Renault nicht aus den Augen. »Ja?«
    »Du hast das Au-pair-Mädchen doch noch nicht angerufen?«, fragte Soile kühl.
    »Doch, hab ich. Macht einen guten Eindruck. Sie kommt übermorgen mit der Abendmaschine nach Brüssel.«
    »Das wird sie nicht.«
    »Was?«
    »Rate mal, was der Chef von Safari-Tours gesagt hat?«
    Vor der Schlange war ein junger Mann mit gelber Weste aufgetaucht, der wie ein Student aussah. Timo ließ den Motor an.
    »Wir fahren gerade aufs Schiff …«
    »Er hat gesagt, er würde Reija nicht als Au-pair-Mädchen nehmen.«
    »Weiß ein Unternehmer aus Joensuu, dass ein

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