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Ewige Nacht

Ewige Nacht

Titel: Ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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»Warum?«
    »Das hat die SISD nicht herausgefunden. Die Erpresser sind auch nie geschnappt worden. Waren aber ziemliche Fanatiker. Einer zog es vor, aus dem Fenster zu springen, statt sich verhaften zu lassen.«
    Heidi Klötz warf die Blätter auf den Tisch zurück. »Okay Eine durchgeknallte Gruppe wollte eine Kernladung hochgehen lassen. Es gibt viele solcher Gruppen.«
    »Die Forderung der Erpresser mag seltsam sein, aber ihre Art vorzugehen war zielstrebig und ernst zu nehmend.« Während er sprach, zog Timo unter den Blättern eine Seite hervor.
    »Nicht so zielstrebig, als dass sie Erfolg gehabt hätten«, lächelte Klötz.
    Timo legte ihr das Blatt hin. »Aufgrund der Hausdurchsuchung kann davon ausgegangen werden, dass mindestens einer der Erpresser Deutscher ist. SISD hat den BfV um Amtshilfe gebeten, damit folgende Personen vernommen werden: Mark Baumann, Hanne Korthals, Ralf Denk.«
    Hellhörig geworden nahm Heidi Klötz das Blatt in die Hand und las den Text noch einmal genau.
    »Ich werde Ralf Denk in Göttingen besuchen«, sagte Timo.
    »Die deutsche Polizei hat sich die Wohnung schon angesehen.«
    »Jetzt sehe ich sie mir an.«
    Diesmal lächelte Heidi Klötz nicht. Und sie verzichtete auf einen ironischen Kommentar.
    28
    Die meisten Passagiere, die sich um Noora geschart hatten, waren Schwarze. Sie wirkten wie knallharte Geschäftsleute. Ihre goldenen Ringe und Uhren blinkten, während sie in winzige Telefone sprachen.
    Noora hatte ihr Leben lang die Sorgen der Armen in Afrika im Herzen getragen, aber wenn sie diese Männer sah, wurde sie unsicher – sie waren für sie die lebendige Mahnung, dass die Grenzen der Ungleichheit nicht den Grenzen der Hautfarben folgten.
    »Die Fluggäste für den Lufthansa-Flug nach Lusaka werden gebeten, sich zum Ausgang B 56 zu begeben«, hieß es aus den Lautsprechern.
    Die bunt gemischte Gruppe von Reisenden bewegte sich auf das Abfertigungspersonal am Gate zu. Für Noora war es aufregend, nach Afrika zu fliegen: Sie hatte die Bücher von Leakey und Dawkins über Genetik und Evolution gelesen. Afrika war für sie einerseits die Wiege der Menschheit – andererseits sah man an diesem Kontinent die verheerenden Folgen der globalen Marktwirtschaft.
    Ralf stand neben Noora und telefonierte.
    »Bist du immer noch nicht unterwegs?«, fragte er schroff in den Hörer. Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Ich habe dir befohlen, sofort nach Grodenfeld zu fahren. Sieh zu, dass du loskommst!«
    Noora sah Ralf das Telefon heftiger als sonst zuklappen.
     
    Die dünnen Finger des Jungen tanzten über die Computertastatur.
    »Ich müsste mal meine Mails angucken«, sagte Reija an der Tür zu Aaros Zimmer. Sie suchte in Brüssel nach einem passenden Französischkurs.
    »Kleinen Moment.« Aaro warf einen Blick auf die Eilmeldungen der Nachrichtenagentur STT. Dort hieß es, laut KRP habe sich bei den Ermittlungen im Überfall auf den Werttransporter ein Link nach Deutschland ergeben. Man hatte dort um Amtshilfe gebeten und sie auch bekommen. Sonst hatte die Polizei nichts mitzuteilen.
    Aaro klickte wieder das Dokument an, in dem er die Informationen über den Eigentümer des Dethleffs-Wohnmobils mit der Nummer JCG 897 gesammelt hatte. Er hatte gehofft, in seinen Nachforschungen irgendwie weiterzukommen, aber das war schwierig. Er hatte noch immer keine Ahnung, was es mit dem Fahrzeug auf sich hatte, aber das Nachforschen selbst machte ihm Spaß. Das war doch etwas anderes als dieses bloße Rumsurfen im Web.
    Er starrte auf die Telefonnummer von Markku Soljander. Wenn er ihn unter einem Vorwand anriefe, würde er unter Umständen etwas Interessantes erfahren. Etwas, das interessant genug war, um seinen Vater damit zu beeindrucken.
    Oder sollte er seinem Vater jetzt einfach das Kennzeichen und die anderen Informationen mitteilen und ihn entscheiden lassen, ob sie von Bedeutung waren?
    Das wäre wohl das Vernünftigste. Aber es war auch so, als gäbe er auf.
    »Der Computer ist frei«, rief er Reija zu, die wieder vor den Fernseher zurückgekehrt war. »Hast du Yahoo oder Hotmail?«
    »Yahoo. Eine Bekannte müsste auch als Au-pair hier sein, ich will versuchen, ihre Adresse herauszukriegen. Weißt du übrigens, ob die sich irgendwo treffen?«
    »Ich glaube, im Pfarrhaus.«
    »Im Pfarrhaus?«
    »In der finnischen Gemeinde in Brüssel. Ich habe auf einer finnischen E-Mail-Liste Nachrichten über solche Au-pair-Treffen gesehen. Und in Woluwe gibt es ein Fitness-Studio, wo ihr

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