Ewige Nacht
etwa siebzigjährige männliche Person handelt, die in der Region Rom lebt.«
27
Die Stimmung war angespannt in dem abhörsicheren Konferenzraum der TERA. Die Kommission machte Druck, ebenso der Ministerrat. Man hatte in die TERA investiert, jetzt wollte man Erfolge sehen.
»Der NEST-Gruppe ist ein kleines Düsenflugzeug der Streitkräfte zur Verfügung gestellt worden«, sagte der österreichische Chef der Nuklearabteilung. Das amerikanische Nuclear Emergency Search Team war für das Aufspüren von Kernmaterial gegründet worden und auf seinem Gebiet das beste der Welt.
»In Washington steht NSWG in voller Bereitschaft«, sagte der Amerikaner Ted O’Brien. »Sie sind bereit, bei Bedarf auch mehrere NEST-Gruppen nach Europa zu schicken.«
Timo rieb sich die müden Augen. Allmählich gerieten ihm die Abkürzungen durcheinander. Zu allem Überfluss redete O’Brien so schnell und undeutlich, dass er alle Mühe hatte, ihn zu verstehen. Der Belgier Picard saß ihm gegenüber und wirkte genauso frustriert.
»Mr Nortamo«, sagte O’Brien plötzlich mit Blick auf Timo. »Hat Moskau versprochen, einen Vertreter zu schicken?«
»Nein.«
Die Zuhörer schienen auf eine Fortsetzung zu warten, aber dieses eine Wort enthielt bereits sämtliche Informationen, die Timo zu geben hatte.
»Und sie beabsichtigen auch nicht, jemanden zu schicken?«
Wenn ich es wüsste, würde ich es sagen , hätte Timo am liebsten gesagt. »Sie haben dazu nicht Stellung genommen. Aber wie ich vor einer halben Stunde der TERA-Datenbank berichtet habe, haben sie bestätigt, dass sich der Sicherheitscode, der zum Auslösen der SADM nötig ist, im Besitz der Personen befindet, die den Sprengsatz in ihrer Gewalt haben.«
Timo wusste, wie nachlässig das Informationssystem der TERA gepflegt wurde, obwohl es als zeitgemäße Methode geschaffen worden war, um dort permanent die aktuellen Informationen zusammenzutragen und bereitzustellen.
»Unklar ist weiterhin, wem die Ladung ausgehändigt worden ist, wohin man sie gebracht hat und was man damit plant«, fuhr Timo fort. »Ich finde, wir …«
»Gehen wir von der schlimmsten Variante aus«, fuhr O’Brien dazwischen. »Wir haben es mit islamistischen Fundamentalisten zu tun, die die Bombe in einer europäischen oder amerikanischen Stadt zünden wollen.«
»Ich habe von dem Überfall auf einen Werttransporter in Finnland berichtet, in dessen Zusammenhang die Täter mit dem für die Grenzbehörden unzugänglichen Fahrzeug ohne erkennbaren operativen Grund auf die russische Seite fuhren. Es ist durchaus möglich, dass diese Dinge miteinander zu tun haben.«
»Timo«, sagte der Amerikaner und sah ihm kaum in die Augen. »Deine Theorie ist interessant, aber soviel ich weiß, steckt hinter der Welle von Überfällen eine deutsche, ökomilitante Aktivistengruppe. Bei allem Respekt gegenüber den Deutschen« – O’Brien warf einen Blick auf Heidi Klötz –, »aber nicht einmal in Deutschland wird man gegen die Globalisierung und die Zerstörung des Regenwalds mit so schwerem Geschütz ankämpfen.«
Heidi Klötz verzog keine Miene. Zum ersten Mal spürte Timo eine seltsame Geistesverwandtschaft mit ihr.
»Geh der Sache nach«, sagte Wilson versöhnlich zu Timo. »Wir schließen keine Möglichkeit aus.«
Die Sitzung zog sich. Sämtliche Sicherheitsbehörden der Mitgliedsstaaten der Union und der USA arbeiteten inzwischen fieberhaft mit TERA zusammen und reagierten auf die Lage jeweils auf ihre Weise. In Großbritannien war schon am frühen Morgen das JIC zusammengekommen, das dem Premierminister unterstellte gemeinsame Komitee der Sicherheitsorgane; und in den USA kümmerte sich das Ministerium für Internationale Sicherheit um die Angelegenheit. Jacques Chirac und Gerhard Schröder hatten bereits in den frühen Morgenstunden telefoniert, ebenso Tony Blair und Wladimir Putin, der versprochen hatte, »alle notwendigen Ressourcen für die Suche der Kernladung bereitzustellen«. Über die konkrete und akute Gefahr wurden jedoch nur die unmittelbar an den Ermittlungen Beteiligten informiert.
»Was ist mit den Medien?«, fragte Wilson. »Wegen der flächendeckenden Ermittlungen wird unweigerlich etwas durchsickern.«
»Die Chefredakteure der Fernsehanstalten und der Zeitungen werden angesprochen und in die Verantwortung genommen. Vorläufig muss über die Sache Stillschweigen gewahrt werden. Wenn eine Panik ausbricht, ist die Situation nicht mehr zu kontrollieren.«
Timo wäre am liebsten wieder
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