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Ewige Nacht

Ewige Nacht

Titel: Ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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einen Moment gewann er die Oberhand, das nutzte er aus, um dem Angreifer das Knie auf die Brust zu drücken, doch der andere streifte ihn mit seinem Stilett an der Seite. Timo spürte, wie blinde Wut ihn ergriff. Er packte das Handgelenk des Mannes und entwand ihm das Messer mit letzter Kraft.
    Keuchend warf er es in die Ecke und drückte sein Knie auf den Hals des anderen.
    »Wer bist du?«, zischte er.
    Der Mann antwortete nicht.
    Timo drückte fester, aber der Mann sagte kein Wort.
    Da spürte Timo, wie ihm etwas Warmes an seiner Seite hinunterrann. Er blutete. Erst jetzt nahm er den Schmerz wahr. Der Mann unter ihm versuchte sich zu bewegen. Wilder Zorn überkam Timo. Er packte den Mann an den Haaren und schlug seinen Hinterkopf auf den Fußboden. Im selben Augenblick bereute er, was er tat – er hatte nie werden wollen wie sein Vater, er wollte in allen Situationen die Kontrolle über sich bewahren, obwohl er wusste, dass er den Charakter seines Vaters geerbt hatte.
    Er packte den Mann am Kinn und bewegte es leicht. Er war nur bewusstlos. Timo spürte das Blut aus seiner Seite sickern. Er tastete nach dem Telefon in seiner Tasche und glaubte ohnmächtig zu werden.
    30
    Ein böiger Wind schüttelte die Thujen auf dem unbemannten Kleinflugplatz südwestlich von Ulm. Das rostige Wellblechdach einer Lagerhalle schepperte, und die rotweiße Windhose am Mast zeigte nach Süden. Eine Cessna des Segelflugclubs lag schräg auf den Betonplatten, mit Drahtseilen am Boden befestigt.
    Knapp einen Kilometer weiter weg blockierte ein LKW mit offener Motorhaube die unbefestigte Straße, die zum Flugplatz führte. Daneben stand ein Mann mit Funkgerät, das er ab und zu unauffällig benutzte. Die Heimlichtuerei war eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn auf dem Platz war kein Mensch. Trotzdem durfte man nicht das geringste Risiko eingehen, von einem Besucher überrascht zu werden.
    Auf der Landebahn stand neben einem Learjet ein Dethleffs-Wohnmobil. Die Tür der Flugzeugs wurde gerade von innen geschlossen, die Fracht war verladen, es galt, keine Sekunde länger als nötig am Boden zu verweilen. Der Co-Pilot erhöhte die Drehzahlen des Motors, und die Maschine rollte auf das Ende der Landebahn zu.
    Der Start war der Flugleitung in Stuttgart mitgeteilt worden. Als Ziel war Kairo angegeben worden, aber das war nicht das endgültige Ziel. Die vier Kilotonnen schwere Kernladung würde nach dem Auftanken von dort weiterfliegen: in die Demokratische Republik Kongo.
     
    Timos schmutziger Mercedes raste in Richtung Brüssel. Am Steuer saß ein deutscher Polizist in Zivil. In zweihundert Metern Abstand fuhr ein ungekennzeichneter Passat Kombi der Polizei, auf dessen Rückbank Timo ein Bild betrachtete, das auf dem Monitor seines TERA-Palmbooks zu sehen war. Heidi Klötz hatte die Aufnahme geschickt, sie stammte von einer Sicherheitskamera im Vatikan, und trotz der groben Rasterung konnte man die Gesichtszüge von Ralf Denk und Noora Uusitalo erkennen.
    Ralf und Noora gingen einen Gang entlang. In dem Raum, in dem sie der Papst empfangen hatte, gab es keine Überwachungskameras.
    Timo war nicht einmal mehr sonderlich überrascht. Bei diesem Fall konnte ihn gar nichts mehr überraschen. Denk hatte ihnen gezeigt, dass alles möglich war.
    Timo hatte seine Jacke zusammengeknüllt und sich in den Rücken geschoben, um etwas bequemer sitzen zu können. Die Seite tat ihm kaum noch weh, die Wunde war nicht sehr tief, sie war gereinigt und mit einem Pflaster aus dem Erste-Hilfe-Schrank des Göttinger Polizeireviers zugeklebt worden. Trotzdem war es ihm lieber, seinen Wagen auf der Autobahn nicht selbst lenken zu müssen.
    Der Fahrer telefonierte, dann warf er einen Blick in den Spiegel. »Oberinspektor Blum will mit Ihnen sprechen, Herr Nortamo.«
    Timo streckte die Hand aus und nahm das Telefon entgegen.
    »Sie wollten weitere Informationen über das Haus«, sagte der Oberinspektor. »Laut Grundbuch kaufte es Eugen Denk, ein Mitarbeiter der katholischen Missionsgesellschaft aus Göttingen-Ruhrbach, nach seiner Rückkehr aus Südafrika. Pater Eugen. Er starb vor drei Jahren, und das Haus sollte laut Testament seinen Neffen Ralf und Theo zukommen. Die weigerten sich jedoch, das Erbe anzunehmen, und versuchten, es als Schenkung einer Umweltorganisation zu übergeben. Das gelang aber nicht, weshalb die Brüder nach wie vor die offiziellen Eigentümer sind.«
    Timo schrieb die Informationen auf. »Und der Mann mit dem Stilett?«
    »Bewusstlos.«
    Timo

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