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Ewige Schreie

Ewige Schreie

Titel: Ewige Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seinen Bann kriegen. Die Nacht der ewigen Schreie ist angebrochen, und er wird dafür sorgen, daß sie nie endet. Auch dann nicht, wenn die, die gegen ihn stehen, längst in ihren Gräbern liegen.«
    Eigentlich hatte ich von dem Fahrer des Leichenwagens die Nase voll. Viel helfen konnte er uns nicht, und ich hatte mich entschlossen, ihn in der Kirche zu lassen. Ich bat den Pfarrer um sein Einverständnis.
    »Natürlich kann er hierbleiben. Vielleicht fällt ihm ein, daß er Buße tun muß und…«
    »Hör doch mit dem Shit auf, Pfaffe!« schrie der Mann und schlug mit der freien Hand nach dem Pfarrer. Er traf aber nur meinen Fuß, den ich blitzschnell hochgerissen hatte, um den Geistlichen zu schützen.
    Pfarrer Facius schüttelte den Kopf. »Er ist einfach nicht zu belehren, es tut mir leid.«
    Dann wandte er sich ab. Ich stieß Helen an, und wir gingen hinter ihm her.
    Im Pfarrhaus trafen wir wieder zusammen. Der Pfarrer hatte die Tür zur Kirche geschlossen, so hörten wir auch die wilden Flüche des Gefesselten nicht.
    »Er ist ein Mensch«, sagte ich. »Vielleicht besteht für ihn noch eine Chance, daß er sich bessert, wenn dieser Spuk einmal vorbei ist. Ich gebe bei solchen Dingen die Hoffnung nie auf und denke da ähnlich wie Sie, Herr Pfarrer.«
    »Ja, das ist gut, wenn man eine positive Lebenseinstellung hat. Aber bei den anderen auf dem Friedhof fällt es mir sehr schwer, so zu denken.«
    Ich hob die Schultern. »Die auf dem Friedhof leben zwar, aber nicht in unserem Sinne. Es gibt da einen Begriff, den Sie dafür einsetzen können, Herr Pfarrer. Schwarze Magie.«
    »Wie?«
    Der Pfarrer Facius schaute mich erstaunt an. »Damit kann ich nichts anfangen, Mr. Sinclair.«
    »Leider müssen Sie sich daran gewöhnen und vielleicht auch an Zombies, lebende Tote, aber das sind momentan noch Spekulationen. Zudem hatte ich noch keinen Toten auf dem Friedhof gesehen, der schrie. Das möchte ich endlich nachholen.«
    »Sorry, ich halte Sie auf«, erwiderte der Pfarrer. »Ich muß nur noch etwas holen.« Er verschwand in einem Nebenraum.
    Ich wandte mich an Helen Cloud. »Wie sieht es bei Ihnen aus? Wollen Sie immer noch an meiner Seite bleiben?«
    »Ja, ich kann nicht woanders hin.«
    Da hatte sie im Prinzip recht. Sie wäre überall im Dorf in Gefahr gewesen, so wußte ich sie wenigstens unter meiner Kontrolle.
    »Haben Sie eigentlich keine Angst, John?« wollte sie wissen. Ich nickte.
    »Sie haben also Angst?«
    »Natürlich.«
    »Das ist seltsam.« Ein verloren wirkendes Lächeln stahl sich in ihre Mundwinkel. »Dabei habe ich immer gedacht, daß Sie sehr hart sind und alles mit der linken Hand erledigen.«
    Mein Lachen klang unecht. »Mit der linken Hand, Helen? Nein, wenn es so wäre, dann hätte ich keine mehr. Ich muß da schon sehr achtgeben und soll auch keine Gefühle ausschalten. Wir haben noch nicht gewonnen.«
    »Leider.«
    Der Pfarrer kam zurück. Er trug ein altes Holzkreuz, an dem bereits der Zahn der Zeit genagt hatte. »Familienerbe«, erklärte er uns. »Es hat mich schon oft beschützt, und ich hoffe, daß es auch diesmal so sein wird.«
    »Das hoffen wir auch.« Ich hatte die Antwort gegeben und sah, daß der Pfarrer nicht nur das Kreuz geholt hatte, sondern auch noch einen Weihwassersprenger. Das war gar nicht mal so schlecht gedacht. So gerüstet, konnten wir den Weg über diesen geheimnisvollen Friedhof schon wagen.
    Wir verließen das Pfarrhaus.
    Leer und verlassen stand dort der dunkle Leichenwagen. Es war eine Täuschung. Das Wort verlassen stimmte nicht. Auf seiner Ladefläche lagen zwei Tote.
    Und sie machten sich auf ihre spezielle Art und Weise bemerkbar. Plötzlich begannen sie wieder zu schreien. Wir hatten uns dicht am Wagen befunden und bekamen die Schreie mit. Sie überraschten uns, Helen krallte sich an mich, der Pfarrer umklammerte sein Kreuz, ich wartete auch einen Augenblick lang ab und öffnete dann die Heckklappe des Fahrzeugs.
    Nicht mehr gedämpft, waren die Schreie so laut, daß sie fast unser Trommelfell sprengten. Das Licht fiel auf ihre verzerrten Gesichter, und wir sahen wieder das Clowngesicht der Frau, in dem die Schminke stark verlaufen war.
    »Sind sie tot?« fragte der Pfarrer mit zitternder Stimme.
    »Leider, Hochwürden.«
    »Und?«
    Ich hielt mein Kreuz schon in der Hand. »Wir werden ihnen die echte Erlösung geben. Es ist der einzige Weg.«
    »Ja, Mr. Sinclair, tun Sie das.«
    Ich streckte meinen Oberkörper in den Wagen und zog die Frau etwas näher heran.

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