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Ewige Schreie

Ewige Schreie

Titel: Ewige Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Blüte stand. Hier wohnten reiche Kaufleute und gutsituierte Bürger. Sie führten ein gutes Leben, das Dorf war reich, Handel und Wandel brachten Geld, sie zogen aber auch böse Elemente an. Räuberbanden verunsicherten die Bevölkerung, und die Menschen stellten eine Bürgerwehr auf, da die Ordnungskräfte der Banden nicht Herr wurden. Es kam, wie es kommen mußte. Die Bürger waren stärker, besser bewaffnet und machten kurzen Prozeß mit den Banditen. Sie knüpften sie auf. Einer war besonders schlimm. Sam Davies. Er war zwar kein Bandenführer, aber ein Mörder, der seine Familie in einem wahren Blutrausch tötete. Man faßte ihn, und er wurde verurteilt. Der Mann mußte hängen. Als Abschreckung für die anderen ließ man ihn am Galgen, der auf dem Friedhof der Selbstmörder stand. Dort sollte er hängen, verwesen und vermodern. Während einer abendlichen Messe ging der Küster über den Friedhof. Er sah den Galgen leer, und bevor er dies noch melden konnte, wurde er schon selbst getötet. Der Tote hatte den Küster umgebracht. Seit dieser Zeit gilt der Friedhof als ein verfluchter Ort, auf dem der Geist oder der Gehängte selbst herumspukt. Er kann den Friedhof nicht verlassen, aber seine Gedanken schaffen es. Sie dringen in die Gehirne der Menschen und treiben sie zum Selbstmord. Sie sind grausam und schlimm, die Menschen können sich nicht gegen sie wehren, sie bringen sich um und werden von Paddock auf den Friedhof des Gehängten geschafft, wo er persönlich die Gräber für sie ausgehoben hat. Doch die Toten finden keine Ruhe. In manchen Nächten, so wie jetzt, gellen die Schreie über den Totenacker, und sie werden nie aufhören, denn es sind die ewigen Schreie.«
    »Warum haben Sie sich nicht dagegen gewehrt?« wollte ich wissen.
    Der Pfarrer lächelte verloren. »Wir wehrten uns indirekt. Schon unsere Vorfahren errichteten eine neue Kirche an anderer Stelle, und sie legten auch einen neuen Friedhof an. Er befindet sich hinter diesem Gotteshaus. Der Geist des Gehängten bleibt auf den Friedhof beschränkt.«
    »Irrtum«, sprach ich gegen. »Sie haben selbst gesagt, daß seine Gedankenströme auch die Menschen außerhalb des Friedhofs erfassen, die Unschuldigen in den Tod treiben, so daß sie auf dem Selbstmörder-Friedhof bestattet werden und dort keine Ruhe mehr finden. Wie lange geht das schon?«
    Der Pfarrer hob die Schultern. »Es hat sich über die Jahrhunderte hingezogen, wie ich aus den alten Chroniken meiner Vorgänger weiß. Früher nur sporadisch, aber in den letzten Wochen hat es sich gehäuft. Der Geist ist stärker geworden, und wir hören die Schreie fast jede Nacht. Am Tag verstummen sie, dann liegt der Friedhof friedlich im Sonnenschein. Aber das Böse lauert weiter, es versteckt sich tagsüber nur. Ich weiß es.« Der Pfarrer nickte.
    »Haben Sie weiterhin nichts dagegen unternommen?« erkundigte ich mich.
    »Nein, was sollten wir tun? Ich habe in den Predigten auf dieses Problem hingewiesen, habe die Leute zum Beten angehalten, und wenn sich jemand intensiv in das Gebet hineinkniet, dann schafft er es auch. Er widersteht der Verlockung des grausamen Selbstmordes.« Michael Facius nickte bei seinen Worten, als wollte er sich selbst damit bestätigen.
    Wahrscheinlich lag er damit nicht mal daneben. Ich jedoch konnte mich nicht darauf verlassen, ich mußte zuschlagen und weiterhin zusehen, daß es zu keiner Eskalation kam.
    Mein Blick traf den Fahrer des Leichenwagens. Er hockte auf den Steinfliesen, angekettet an die fest im Boden verankerte Kirchenbank. Ein paarmal hatte er versucht, die Fesseln zu lösen, es aber nicht geschafft. »Wie steht er zu diesem Geist des Sam Davies?« erkundigte ich mich bei dem Pfarrer.
    »Das soll er selbst sagen!«
    Paddock schwieg, dafür bekamen wir von Helen die Antwort. »Dieser Mann ist ein Verbrecher, ein Widerling. Er hat sich schon immer zur anderen Seite hingezogen gefühlt, und der Geist des Sam Davies hat in ihm einen Diener gefunden. Paddock ist der vierte in dem Kleeblatt, von dem wir drei Mitglieder vorher gesehen haben.«
    »Sie meinen Garner und seine Kumpane?«
    Helen nickte. »Genau die.« Und sie zuckte zurück, als Paddock anfing zu lachen. Laut und hohl. Es hallte durch das Kirchenschiff und hörte sich an wie ein Frevel Gottes.
    »Ihr wollt ihn stoppen?« höhnte er. »Ihr verdammten Heuchler wollt Sam stoppen? Nein, das wird und kann euch nicht gelingen, denn Sam ist besser als ihr. Er ist der Geist, und er wird alle in diesem Dorf in

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