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Ewige Schreie

Ewige Schreie

Titel: Ewige Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lag.
    Eine freie Fläche jedoch, die mit weiteren frisch ausgeschaufelten Gräbern bestückt war. Sogar Grabsteine sah der Pfarrer. Ein paarmal holte der Pfarrer schwer Luft. Sein Gesicht verzerrte sich dabei, und ihm wurde klar, daß er hier ein Geheimnis des Friedhofs entdeckt hatte.
    Aber wer hatte die Gräber geschaufelt?
    Er erinnerte sich an Paddock, den Totengräber. Natürlich, er steckte mit dem unheilvollen Geist, der auf diesem Friedhof existierte, unter einer Decke.
    Sam Davies, der Gehängte!
    Bisher hatte der Pfarrer ihn noch nicht zu Gesicht bekommen. Auch hier in der Nähe schien er sich nicht aufzuhalten, denn als der Geistliche seinen Kopf drehte, sah er keine Gestalt und auch kein geistähnliches Wesen.
    Nur die Gräber.
    Und das Grab vor ihm.
    Er hörte auch weiterhin die Schreie der Toten, diese nervenzerfetzende Melodie, aber er vernahm trotzdem einen röchelnden Hilferuf, und der war direkt vor ihm aufgeklungen.
    Der Geistliche schaute nach unten. Erst jetzt fiel sein Blick richtig in das Grab. Er sah den Lehm darin, die feuchte, kalte Erde, und er sah unter ihr, nur zum Teil verdeckt, die Umrisse eines menschlichen Körpers. Der sich plötzlich bewegte!
    Da wurde ein Arm angezogen und in die Höhe geschoben. Und eine blutige Hand, an der einige Finger fehlten, schob sich mahnend in die Höhe, wobei gleichzeitig ein blasses Gesicht erschien, über dessen Haut noch letzte Lehmkrumen rollten.
    Ein Mund öffnete sich. Es erschien eine Höhle, aus der krächzende Schreie drangen, dann die stockenden Worte, die auch die Ohren des Pfarrers erreichten.
    »Flieh… flieh… er ist da. Der Geist… er bringt uns alle um… flieh so schnell du kannst…«
    Stur schüttelte der Pfarrer den Kopf. »Nein, mein Freund, ich bleibe. Und ich werde dir helfen. Wer bist du?«
    »Erkennst du mich nicht?«
    Die Augen des Pfarrers waren nicht mehr die besten. Zudem zeigte das blasse Gesicht innerhalb des Lehmhügels auch eine schmutzige Farbe, so daß der Geistliche zweimal hinschauen mußte, um die Gestalt identifizieren zu können.
    Es war James McMullogh!
    Er also auch. Aber er lebte. Nur seine Frau war den schrecklichen Tod gestorben, wie der Pfarrer beim Besuch des Leichenbestatters Paddock erfahren hatte.
    Mein Gott…
    Der Geistliche hatte sich längst entschlossen. Der Mann war verletzt, schwer sogar, und er durfte nicht mehr länger liegenbleiben. Ihm mußte geholfen werden.
    Pfarrer Michael Facius legte sein Kreuz weg, um beide Hände frei zu haben. Er kniete sich hin, streckte seine Arme in das Grab hinein und hoffte, daß der andere diese Hilfe annehmen würde, um sich in die Höhe hieven zu lassen.
    Es war ein Fehler gewesen, das Kreuz zur Seite zu legen, denn so war der Pfarrer wehrlos. Und das konnte nur zu leicht ausgenutzt werden… Als er das schleifende Geräusch hinter sich hörte, hatte McMullogh seine Hand noch nicht umfaßt. Der Geistliche ahnte die Gefahr, drehte sich blitzschnell und schaute mit weit aufgerissenen Augen auf die Gestalt, die mitten auf dem Weg stand und sich nicht rührte. Pfarrer Facius hatte sie noch nie zuvor gesehen, nur immer davon gehört, doch für ihn gab es keinen Zweifel, daß es sich bei ihr nur um einen handeln konnte.
    Sam Davies!
    ***
    »John, der Pfarrer, wo ist er?«
    Das war eine gute Frage, die Helen da stellte, auf die ich allerdings keine Antwort wußte. Unser Begleiter war verschwunden, als hätte ihn der Erdboden verschluckt.
    So etwas gab es zwar auch, dennoch glaubte ich nicht so recht daran. Da mußte etwas anderes gelaufen sein, das den Pfarrer dazu getrieben hatte, seinen Standort zu verlassen.
    Aber was?
    »Was können wir tun?« erkundigte sich Helen. Sie schaute sich ebenso ratlos um wie ich, denn auch sie suchte nach einer Ursache, die der Grund für das Verschwinden des Pfarrers gewesen sein könnte. Wir sahen nichts.
    Nur die Schreie gellten nach wie vor über den Friedhof. Unheimlich in ihrer Monotonie, nie schriller oder leiser werdend, sondern immer gleich bleibend.
    »Ob er zu einem der Gräber gegangen ist, um ebenfalls nachzuschauen?« fragte Helen.
    Ich konnte die Möglichkeit nicht ausschließen, obwohl es mich gewundert hätte, denn der Pfarrer wollte abwarten, bis wir mit einem Ergebnis zurückkamen.
    »Wir können ja mal nachsehen«, schlug Helen vor.
    Das wollte ich auch. Dabei nahmen wir uns nicht die rechte Seite vor, wo wir schon gesucht hatten, sondern die gegenüberliegende linke. Hier wuchsen die Büsche noch dichter. Zum

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