Ewige Treue
Schrank. Ein Auto besitzt er nicht, oder?«
»Nicht dass ich wüsste.«
»Und es fehlt keines der Fahrzeuge, die Ihnen und Mr Speakman gehören. Wie konnte Mr Ruiz also verschwinden, und wohin ist er verschwunden?«
»Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur eines mit Sicherheit, dass er Foster auf keinen Fall allein gelassen hätte.«
»Hat er Verwandte?«
»Ich glaube nicht. Ich kenne jedenfalls keine.«
»Und Sie sind sicher, dass er gestern Abend Dienst hatte?«
»Er ist immer im Dienst, Mr Rodarte.«
»Rund um die Uhr?«
»Genau.«
»Ihre Haushälterin und Köchin, Mrs äh …«
»Dobbins.«
»Genau. Sie hat ausgesagt, dass sie um achtzehn Uhr nach Hause geht.«
»Sobald das Essen fertig ist. Ich kann mir nicht vorstellen, warum das gestern Abend anders gewesen sein sollte. Haben Sie Mrs Dobbins schon vernommen?«
»Sie hat ein Brathähnchen auf die Warmhalteplatte gestellt und ist um sechs Uhr heimgefahren. Sie sagte, als sie losgefahren sei, sei Manuelo Ruiz noch hier gewesen. Sie ist sich ganz sicher, weil sie ihm erklärt hat, dass sie jetzt gehen würde. Es ist also davon auszugehen, dass er hier war.«
»Das war er ganz bestimmt. Er hätte Foster auf keinen Fall allein gelassen«, wiederholte sie. »Niemals.«
Rodarte trat an die Stelle vor dem Schreibtisch, an der sich der Teppich gewellt hatte. Er ging in die Hocke, als würde er die dunklen Flecken darauf studieren. »Wir müssen uns über den eigentlichen Mord unterhalten, so unangenehm mir das auch ist.«
»Müssen wir das wirklich? Sie waren gestern Abend so deutlich. Es klang wirklich … grauenvoll.«
»Das war es auch. Deshalb habe ich Ihnen geraten, sich den Leichnam nicht mehr anzusehen. Sie hätten das nicht sehen wollen, glauben Sie mir. Er lag immer noch im Rollstuhl, und in seinem Hals steckte seitlich ein Brieföffner.«
Sie presste die Ellbogen gegen den Rumpf. »So wie Sie den Brieföffner beschrieben habe, bin ich sicher, dass es Fosters war. Es war eine Exkalibur-Replik. Ich habe sie ihm zu Weihnachten geschenkt, weil er die Arthursage liebte. Er hatte ihn immer auf dem Schreibtisch liegen.«
»Das hat Mrs Dobbins auch bestätigt. Aber wenn ich ihn vom Pathologen zurückbekomme, werden Sie ihn identifizieren müssen, um alle Zweifel auszuschließen.«
Noch etwas, das sie fürchten musste, dachte sie.
Rodarte sagte: »So wie es aussieht, hat der Mörder ihn bis zum Heft hineingestoßen und dann versucht, ihn wieder herauszuziehen. Allerdings hatte die Klinge die Arterie durchtrennt, darum begann aus der Wunde Blut zu sprudeln, als er die Waffe aus dem Hals Ihres Mannes ziehen wollte. Ich schätze, daraufhin geriet er in Panik und ließ alles so, wie es ist.«
»Mein Mann musste verbluten.«
»Genau.« Rodarte stand auf. »Wir haben auf dem Teppich zwei verschiedene Blutgruppen gefunden. Die eine stammt von Ihrem Mann.«
»Zwei?« Sie schaute auf die Blutflecken, danach auf Carter, zuletzt wieder auf Rodarte.
Er zuckte mit den Achseln. »Wir wissen nicht, von wem die anderen Blutflecken stammen. Es könnte das Blut von Manuelo Ruiz sein, aber wir haben nichts, womit wir es abgleichen könnten. Wir konnten Ruiz nur in den Dateien der Führerscheinbehörde finden, sonst taucht er in keiner Datenbank auf. Er hat einen gültigen texanischen Führerschein. Das ist alles.«
»Er hat Foster in unserem umgebauten Van chauffiert.«
»Hatte Ruiz Papiere?«
»Eine Aufenthaltsberechtigung, meinen Sie? Ich denke doch.«
»Hatte er nicht.«
Das machte sie wütend. »Warum haben Sie gefragt, wenn Sie das schon wussten?«
Er reagierte mit einem Grinsen, das er vermutlich irrigerweise für entwaffnend hielt. »Gewohnheit. Ich versuche immer, jemanden bei einer Lüge zu erwischen. Berufskrankheit.«
»Ich sage die Wahrheit, Detective.«
Sein Gesicht hellte sich auf. »Wirklich?«
»Ja.«
»Gut. Dann erzählen Sie mir von Ihnen und Griff Burkett.«
Das hatte sie nicht kommen sehen. Ein Schwindelanfall ließ sie schwanken.
Rodarte bemerkte ihre Unsicherheit und winkte sie zum Sofa. »Das könnte noch eine Weile dauern. Wollen Sie sich das mit dem Hinsetzen vielleicht anders überlegen?«
Sie gab nur äußerst ungern zu, dass sie sich setzen musste, aber sie konnte nicht anders. Sie ließ sich in einen Sessel sinken. Rodarte bot ihr an, ein Glas Wasser zu holen. Sie lehnte mit einem Kopfschütteln ab. Er setzte sich in den Sessel ihr gegenüber, beugte sich vor und faltete die Hände zwischen den breit gespreizten Knien. Ihr
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