Ewige Treue
einfach geschlagen gegeben. Ganz und gar nicht. Es hat in ihm gekocht. Gestern Abend kam er hierher, überwältigte Manuelo Ruiz und jagte dann ihrem Mann einen Brieföffner in den Hals. Der klassische Racheakt eines verschmähten Liebhabers.«
Sie zwang sich, den Blick nicht von ihm abzuwenden. Sie hatte seine Verachtung verdient, nahm sie an, obwohl sie ihr im Licht ihrer Trauer und Schuldgefühle als unverdient grausame Bestrafung erschien. Es war eines, die Kritik von Menschen zu ertragen, die man respektierte. Und etwas ganz anderes, die Verachtung eines Fremden zu spüren, von dem man selbst nichts hielt.
Er stand auf und trat an den Schreibtisch. »Sie sind sicher, dass nichts aus dem Raum entfernt wurde?«
»Ich glaube nicht. Sicher kann ich erst sein, wenn ich mich gründlich umgesehen habe.«
»Bitte tun Sie das, sobald Sie sich dazu in der Lage fühlen.«
»Das werde ich.«
»Sagt Ihnen das hier etwas?« Er hatte ein Paar Latexhandschuhe übergestreift und ein Blatt Papier vom Schreibtisch genommen. Er trug es zu ihr. »Ich wollte, dass Sie einen Blick darauf werfen, bevor ich es als Beweismittel einstecke.«
Er hielt das Blatt so, dass sie die getippten Absätze lesen konnte. Es waren insgesamt drei. Nachdem sie mehrere Anläufe genommen hatte, den ersten Satz zu begreifen, sah sie verdutzt zu ihm auf. »Das ist nur Kauderwelsch.«
Er lachte kurz auf. »Ich bin froh, dass Sie das sagen. Ich dachte schon, ich wäre einfach zu blöd. Es ist nichts als ein Haufen hochtrabender Worte, richtig?«
»Nur ein Haufen hochtrabender Worte.«
»Irgendeine Erklärung?«
»Nein.«
»Glauben Sie, Ihr Mann hat diese Absätze getippt?«
»Warum sollte er das tun?«
»Keine Ahnung. Ich habe mich schon gefragt, ob er vielleicht auch den Verstand verloren hatte.«
Die Bemerkung war eine Beleidigung, und das zeigte sie ihm. »Auch?«
»Verzeihen Sie mir, wenn ich unsensibel wirke. Die körperliche Behinderung Ihres Mannes war unübersehbar. Was war mit seinem Geist? Viele Menschen waren darauf angewiesen, dass er Foster Speakman, der CEO, war. Die Angestellten. Die Aktionäre. Sogar die Passagiere, die SunSouth flogen, verließen sich darauf, dass er geistig fit war.«
»Ich kann Ihnen versichern, dass er geistig fit war, Mr Rodarte. Foster war im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte.«
»Ich dachte nur, vielleicht hat sich bei dem Unfall was bei ihm gelockert.« Er tippte sich an den Kopf. »Vielleicht ohne dass es Ihnen aufgefallen ist.«
»Das wäre mir bestimmt aufgefallen.«
»Na ja, Sie hätten es auch übersehen können. Schließlich waren Sie schwer beschäftigt.«
Er machte eine strategische Pause. Mit Ihrem Liebhaber. Das wollte er damit sagen. Sie weigerte sich, den Köder zu schlucken, und starrte ihn mit einer Leidenschaftslosigkeit an, die sie ganz und gar nicht empfand.
»Ihr Mann nahm Medikamente.«
»Ja. Um sein Immunsystem zu stärken. Und andere, um sein Verdauungssystem zu aktivieren, das bei dem Unfall schwer beschädigt wurde. Manchmal auch ein Schlafmittel.«
»Außerdem wurden ihm Medikamente gegen Angstzustände verschrieben. Ich will uns auch hier Zeit sparen, Mrs Speakman. Ich habe schon mit dem Psychiater Ihres Mannes gesprochen.«
Laura holte tief Luft. »In seiner Jugend hat man bei Foster eine Impulskontrollstörung diagnostiziert. Das heißt …«
»Ich weiß, was das heißt.«
»Dann wissen Sie auch, dass man diese Störung medikamentös kontrollieren kann.«
»Ich glaube Ihnen.« Er lachte leise. »Ich bin selbst ein bisschen neurotisch. Wenn Sie hundert Leute auf der Straße befragen, sind fast alle in der einen oder anderen Weise ein bisschen verrückt.«
Diese überaus dämliche Bemerkung hatte keine Antwort verdient.
»Würden Sie sagen, dass die Impulskontrollstörung Ihres Mannes unter Kontrolle war?«
»Ja.«
»Hatte er Depressionen?«
»Nein.«
»Nicht einmal leichte?«, säuselte der Detective. »Zum Beispiel hätte ihn Ihre Affäre mit Burkett deprimieren können. Mir dreht sich bei dem, was dieser Typ getan hat, der Magen um, aber selbst ich muss zugeben, dass er ein Gesicht hat, auf das die Ladys anspringen. Dazu die Größe. Das Haar. Der Sportlerbody. Für einen Querschnittsgelähmten wie Ihren Mann war das ein fetter Schlag ins Gesicht. Wusste er von Burkett und Ihnen?«
Sie schüttelte den Kopf.
Er hielt die Hand hinters Ohr.
»Nein«, sagte sie angespannt. »Er wusste nichts. Soweit ich weiß.« Sie stand auf. »Ist das alles,
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