Ewige Treue
glauben würdest. Schließlich hat sich mein eigener Anwalt nicht einmal die Mühe gemacht, mich zu fragen, ob ich deinen Mann umgebracht habe. Er hat es einfach als Fakt betrachtet. Aber ich war es nicht. Manuelo war es.«
»Unmöglich.«
»Es war ein bizarrer Unfall. Als der Bursche sah, was er getan hatte, rastete er völlig aus. Er nahm Reißaus. Er hat schreckliche Angst und ist vielleicht inzwischen schon unterwegs nach El Salvador. Trotzdem bin ich ohne ihn am Ende.«
Er richtete den Lichtstrahl auf seine Armbanduhr. Sie waren vor siebenundzwanzig Minuten vom Hotel weggefahren. Inzwischen bekamen Thomas, Lane und ihre Kollegen garantiert von Rodarte einen Satz heiße Ohren verpasst. Bald würde man einen Einsatztrupp losschicken.
»Mir läuft die Zeit davon.« Er nickte zur Treppe hin.
Auf dem Weg nach oben sagte sie: »Falls Manuelo wirklich auf der Flucht ist, dann wird er sich ganz bestimmt nicht hier verstecken.«
»Offiziell gibt es bis auf eine gefälschte Sozialversicherungsnummer und den texanischen Führerschein mit falscher Adresse keinerlei Unterlagen über diesen Mann.«
»Woher weißt du das?«
»Von Rodarte. Er wurde in der Zeitung zitiert.«
»Wie kannst du dir Hoffnungen machen, ihn zu finden, wenn das nicht einmal die Polizei schafft?« Inzwischen hatten sie den oberen Treppenabsatz erreicht. Die Tür zu Manuelos Zimmer war unverschlossen. Griff schaltete die Taschenlampe aus und folgte Laura hinein.
»Wo sind die Fenster?«
»Es gibt hier keine. Nur ein paar Dachluken auf der Rückseite des Daches.«
Er verließ sich darauf, dass sie die Wahrheit sagte, und schaltete die Taschenlampe wieder ein, richtete den Strahl aber sicherheitshalber auf den Boden. Es war ein geräumiger Raum, der sich, wie Griff schätzte, über die Hälfte der Garage unten erstreckte. Er war mit einer kleinen Kochnische mit Geräten für einen Einpersonenhaushalt und mit einem Fernseher in einem Schrank gegenüber dem Bett ausgestattet. Das Bad war klein.
Das Apartment war schon von der Polizei durchwühlt worden. Die Schreibtischschubladen waren aufgezogen worden, die Schranktür stand offen. Das Doppelbett war abgezogen worden. Die Matratze lag schief auf dem Rost.
»Nimm die Lampe.« Griff reichte ihr die Taschenlampe und begann den Fernsehschrank zu durchsuchen. »Wie ist Manuelo eigentlich zu Foster gekommen?«
»Er war Hausmeister in der Rehaklinik. Foster musste mehrere Monate dort bleiben, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Eines Tages bekam er nach einer anstrengenden Therapiestunde plötzlich einen Asthmaanfall. Er hing nicht mehr am Monitor, und er konnte den Notrufknopf nicht erreichen. Manuelo kam zufällig vorbei. Er rief nicht erst nach Hilfe, sondern ging sofort ins Zimmer, hob Foster aus dem Bett und trug ihn ins Schwesternzimmer. Foster rechnete es ihm hoch an, dass er ihm das Leben gerettet hatte. Ich glaube, Manuelo empfand dasselbe für Foster. Sein Leben verbesserte sich drastisch, nachdem Foster ihn aufgenommen hatte.«
Die Schubladen im Schrank hatten nichts erbracht außer ein paar Münzen, einer zerbrochenen Sonnenbrille, einer Nagelschere, Unterwäsche und zusammengefalteten T-Shirts. »Von wo aufgenommen?«, fragte Griff. »Wo hatte er bis dahin gewohnt?«
»Vielleicht hat Foster das gewusst. Ich weiß es nicht«, erwiderte sie, während sie seinen Bewegungen mit dem Taschenlampenstrahl folgte. »Manuelo stand eines Tages mit einer kleinen Reisetasche, in der sein ganzer Besitz war, vor unserer Tür und zog in dieses Zimmer. Foster kaufte ihm neue Sachen. Er bezahlte ihm die Ausbildung als Krankenpfleger und als Pflegekraft für Behinderte. Manuelo war Foster absolut ergeben.«
Griff schnaubte. »Das habe ich gemerkt.«
Obwohl das Bett ganz offenkundig schon durchsucht worden war, tastete er die Matratze auf Klumpen ab, unter denen etwas verborgen sein könnte. Er zog das Bett von der Wand weg und winkte ihr, den Boden darunter anzuleuchten. Ein Teppichboden mit kurzem Flor. Keine Anzeichen dafür, dass er irgendwo aufgetrennt worden war, um eine geheime Tasche einzuschneiden. »Hatte er Verwandte? Freunde?«
»Nicht soweit ich weiß. Griff, Rodarte hat mir genau dieselben Fragen gestellt. Die Polizei war hier und hat nach Manuelo gesucht, und das schon in der Nacht … in der Nacht, in der Foster starb.«
»Als ich Manuelo das erste Mal sah, kam er mir vor wie jemand, der sich nicht so leicht unterkriegen lässt«, sagte Griff. »Foster erzählte mir,
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