Ewige Treue
»Was ist?«, murmelte er.
»Wo ist Lane?«
»Am Aufzug mit Mrs Speakman«, flüsterte er, als wollte er nicht belauscht werden. »Er bringt ihre Hoheit gerade nach unten.«
»Wozu?«
»Sie will sich was zu essen holen.«
»Das Zeug vom Zimmerservice schmeckt ihr wohl nicht?«
Griff grunzte als Antwort.
»O Mann, die Ärmste«, meinte der Polizist sarkastisch. »Dass sie in der Dunkelheit rausgeht, wird Rodarte gar nicht gefallen, selbst wenn Lane mitgeht.«
»Soll Rodarte sie doch selbst babysitten.«
Der andere Polizist lachte. »Meine Meinung.« Er klickte weg.
Griff spähte durch den Spion, dann zog er die Tür auf und streckte den Kopf in den Gang. Laura hinter sich her ziehend, lief er zum Personallift vor. Er hatte einen Servierwagen in die offene Tür geklemmt, um sie offen zu halten. Sobald sie in der Kabine waren, zog er den Wagen zurück und drückte den Knopf fürs Erdgeschoss.
»Wo steht dein Wagen?«, fragte er.
»Auf dem Angestelltenparkplatz.«
»Wo ist der, wenn wir aus dem Gebäude rauskommen?«
»Rechts.«
»Wie weit?«
»Ziemlich nah.« Seine Augen bohrten sich in ihre, weil er das genauer wissen wollte. Sie sagte: »Nur ein paar Schritte vom Eingang entfernt. Aber wir schaffen es nie im Leben an dem Polizisten unten am Eingang vorbei.«
»Der schläft süß.«
Der Polizist lag immer noch ohnmächtig dort, wo Griff ihn liegen gelassen hatte, nämlich hinter einem Müllcontainer und außer Sichtweite jedes Hotelangestellten, der zufällig diesen Eingang benutzte. Griff war in einem Outfit aus dunkelblauer Arbeitshose und Hemd erschienen und hatte einen Stapel leerer Kartons hereingetragen. Die Verkleidung war gut genug gewesen, um in die Nähe des Polizisten zu gelangen und ihn k.o. zu schlagen.
Der Polizist, der im obersten Stockwerk das Treppenhaus und den Personalaufzug bewachte, hatte überrascht aufgesehen, als die Aufzugtür aufging und Griff heraustrat. »Hey, ihr sollt doch unten Bescheid geben, bevor ihr …« Dann hatte Griff die Kartons auf ihn geworfen und direkt danach zugeschlagen.
Auf den Lärm hin war der Polizist vor Lauras Tür angelaufen gekommen. Er bog um die Ecke und bekam prompt mit dem Knauf der Pistole, die seinem Kollegen gehörte, eins auf den Schädel. Er war der Größere von beiden. Griff hatte ihm hastig das Uniformhemd, die Mütze und den Gürtel ausgezogen.
Anschließend hatte er beiden die Hände auf den Rücken gefesselt und dabei die Handschellen ineinander verflochten, bevor er ihnen zuletzt den Mund mit Klebeband versiegelt hatte. Selbst wenn sie wieder zur Besinnung kommen würden, gäben sie ein ungelenkes, stummes, vierbeiniges Tier ab, das nur mit Mühe aus dem Treppenhaus gelangen und Alarm geben konnte.
Damit war er des Angriffs auf drei Polizisten schuldig. Doch das war seine geringste Sorge.
Er wusste, dass an der Ecke des Parkplatzes ein weiterer Wachposten stationiert war. Doch nachdem es inzwischen zu dämmern begonnen hatte, hoffte Griff, dass der Mann auf die Entfernung nur ein Uniformhemd und die Mütze sehen und ihn für Lane halten würde. Als er und Laura aus dem Personaleingang traten, winkte ihm Griff mit abgewandtem Gesicht, aber erhobenem Arm zu. Der Polizist winkte zurück.
Laura führte ihn zu ihrem BMW. Er schloss die Fahrertür auf. Dann fiel ihm die Hupe ein. »Vergiss nicht, was ich oben gesagt habe. Wenn du den Ruf deines verstorbenen Mannes schützen willst, dann möchtest du bestimmt nicht, dass ich festgenommen werde.«
Er schloss die Tür und ging schnell zur Beifahrerseite. Sobald er eingestiegen war, steckte er den Schlüssel in die Zündung, und sie startete den Motor. »Du nimmst die Autobahn bis Oak Lawn. Da fährst du ab und von dort aus nach Norden bis zur Einmündung nach Preston.«
Sie sah ihn überrascht an.
»Ganz recht, Laura. Wir fahren zu dir nach Hause.«
An dem Wachposten vor dem Grundstückstor vorbeizukommen war der nächste knifflige Akt. Während Laura fuhr, erklärte ihr Griff seinen Plan.
»Damit kommst du nie und nimmer durch«, sagte sie.
»Bis jetzt bin ich auch durchgekommen, oder?«
»In fünf Bundesstaaten sucht die Polizei nach dir.«
»Noch haben sie mich nicht gefunden.«
»Wo hast du dich eigentlich versteckt?«
Das beantwortete er nicht. »Pass auf, dass du das Fernlicht eingeschaltet hast, wenn wir dort ankommen. Du musst so stehen bleiben, dass sie genau auf die Windschutzscheibe des Streifenwagens vor dem Tor treffen.«
»Bist du sicher, dass das Tor immer
Weitere Kostenlose Bücher