Ewige Treue
erzählt, schon gar nicht einem so schmierigen Kerl wie Rodarte.«
»Vielleicht hätte er behauptet, er hätte mir einen Job in der Werbung angeboten und dann seine Meinung geändert und das Angebot zurückgezogen.«
»Plausibel, nehme ich an.«
»So wie ich Rodarte kenne, hätte er mit Sicherheit früher oder später sein Ass aus dem Ärmel gezogen und dem armen alten Hahnrei eröffnet, dass ich mich nachmittags zu einem Stelldichein mit seiner Frau getroffen hatte. Natürlich hätte Foster ihn in dem Glauben gelassen, dass ich aus Eifersucht gehandelt hätte. Dank unserer heimlichen Affäre hätte seine Opferrolle noch glaubhafter gewirkt, und meine Rolle als Mörder ebenfalls.«
Laura musste stillschweigend zugestehen, dass seine Erklärung logisch klang, trotzdem war sie noch nicht bereit, diese Version einfach hinzunehmen. »Und wozu hätte Foster dann das falsche Dokument aufsetzen sollen? Wozu hätte er so viel Geld auf dem Schreibtisch haben sollen? Wie hätte er all das erklärt?«
»Wenn Manuelo mich tatsächlich umgebracht hätte«, sagte er, »wäre beides verschwunden gewesen. Foster ging davon aus, dass niemand außer mir beides sehen würde.«
Das war nicht zu widerlegen. »Na schön, ich kann sehen, dass er Rodarte eine glaubhafte Erklärung hätte liefern können und dass Rodarte sich gern damit zufriedengegeben hätte, denn immerhin glaubte er wirklich, dass Foster keine Ahnung von uns beiden hatte. Aber was hätte Foster mir erzählt?«
»Wahrscheinlich, dass mich deine Schwangerschaft gierig gemacht hätte. Dass ich in der Villa aufgetaucht wäre und mehr als die halbe Million verlangt hätte. Als er mir nicht mehr bezahlen wollte, griff ich ihn an. Gott sei Dank war Manuelo zur Stelle. Und Gott sei Dank hatte ich alles erledigt, wozu ihr mich angeheuert hattet. Du warst schwanger. Mein Tod war zwar eine Tragödie, aber war es nicht im Grunde ein Glück, dass ich nicht mehr da war und eurem Geheimnis oder dem Wohlbefinden eures Kindes gefährlich werden konnte?« Er machte eine kurze Pause und sagte dann noch: »Alles wäre genauso abgelaufen, wie er es gewollt hatte, Laura. Sauber und korrekt.«
Sie schwiegen eine Weile. Die Filme waren zu Ende. Immer mehr Menschen verließen in Grüppchen das Kinocenter und gingen zu ihren Autos. Neue Besucher trafen ein. An der Kinokasse bildete sich eine Schlange. Aber der Van und der Pick-up blieben stehen, und niemand achtete auf das Pärchen, das in dem unauffälligen Mittelklassewagen zwischen den beiden Autos saß.
»Deine Fingerabdrücke waren auf dem Griff des Brieföffners.«
»Manuelos auch.«
»Aber er hätte den Brieföffner jederzeit anfassen können.« Sie versuchte ihm in die Augen zu sehen, doch er wich ihrem Blick aus. »Griff?«
»Eigentlich hättest du gar nicht erfahren sollen, wie er starb.«
»Ich muss das wissen.«
Er wandte sich von ihr ab, schaute nach vorn und folgte mit dem Blick einer vierköpfigen Familie von Vater, Mutter und zwei Kindern, die eben aus einem Film kamen. Der jüngere Sohn rollte mit den Augen, schlug mit den Armen, hampelte herum und imitierte offenbar eine Zeichentrickfigur. Alle stiegen lachend in ihren SUV und fuhren davon.
»Warum waren deine Fingerabdrücke auf dem Brieföffner?«
»Weil ich versucht habe, ihm das Leben zu retten«, erwiderte er leise. »Als ich sah, weshalb Manuelo so aufgeschrien hatte, schubste ich ihn beiseite und brüllte ihn an, einen Notarzt zu rufen. Aber er war wie gelähmt vor Entsetzen darüber, was er angerichtet hatte. Also rief ich selbst einen Krankenwagen. Währenddessen nahm Manuelo die Beine in die Hand.
Ich beugte mich über Foster, um festzustellen, wie tief die Wunde war. Im ersten Moment wollte ich den Brieföffner aus der Wunde ziehen. Ich griff danach, aber mir wurde sofort klar, dass es besser war, das Ding an Ort und Stelle zu lassen. Es verstopfte die Wunde wenigstens teilweise, aber das Blut sprudelte trotzdem.« Er sah sie an und fluchte leise. »Laura, du wirst das nicht hören wollen.«
»Ich muss.«
Er zögerte und sprach dann weiter. »Ich hätte nichts anderes tun können als das, was ich sowieso getan habe, nämlich Druck auf die Wunde auszuüben, um die Blutung so weit wie möglich zu stillen.«
Sie schluckte. »Rodarte sagte, an Fosters Händen sei Blut gewesen und Gewebe unter seinen Fingernägeln. Dass er versucht hätte …«
Griff streckte ihr die Hände mit dem Handrücken nach oben entgegen, sodass sie die Kratzspuren darauf sehen
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