Ewige Treue
Hölle gegen diesen salvadorianischen Hurensohn zu wehren. Ich bäumte mich auf. Ich trat nach ihm. Ich kratzte ihn. Ich habe sogar versucht, ihn zu beißen.
Aber ich hatte zu wenig Luft. Meine Koordination war hinüber. Ich konnte kaum noch klar denken. Damit verbrauchte ich nur meine letzten Reserven. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich nur überleben konnte, wenn ich so tat, als wäre ich besiegt. Ich wurde schlaff.
›Gut, gut, gut‹, hörte ich Foster sagen. Manuelo ließ mich los. Ich hatte die Geistesgegenwart, mich mit dem Gesicht auf den Boden fallen zu lassen, damit sie nicht sehen konnten, wie ich heimlich flach Luft holte. Foster sagte: › Muy bien, Manuelo. Muy bien. Muy bien. ‹
Ich konnte Manuelo schnaufen hören. Er stand direkt über mir. Ich öffnete ein Auge einen Spaltbreit und sah seinen rechten Fuß direkt vor meinem Gesicht stehen. Plötzlich packte ich sein Fußgelenk und riss den Fuß unter ihm weg. Den Rest erledigte die Schwerkraft.«
Manuelo war nach hinten gekippt und auf seinem Hintern gelandet. Griff hechtete sich auf ihn und rammte die Faust ins Gesicht des Mannes, spürte den Nasenknorpel unter dem Aufprall brechen und das Blut auf seinen Knöcheln. Aber so leicht war Manuelo nicht auszuschalten. Er brachte den Handballen unter Griffs Kinn und drückte so fest zu, dass er Griff das Genick gebrochen hätte, wenn der nicht rechtzeitig den Kopf zur Seite gedreht hätte.
Manuelo nutzte die Ablenkung und warf Griff ab. Geschmeidig wie eine Katze sprang er auf und versuchte Griff mit dem Absatz am Kopf zu treffen. Schmerz splitterte durch Griffs Schädel und ließ ihn aufschreien. Er spürte Übelkeit aufsteigen, schluckte sie aber hinunter und kam taumelnd auf die Füße.
Er blieb sogar stehen, wenn auch schwankend. Der Raum drehte sich um ihn. Um die drohende Bewusstlosigkeit abzuwehren, blinzelte er hektisch, bis er Manuelo wieder klar erkennen konnte. Das leere Lächeln hatte sich in ein wütendes Zähneblecken verzerrt.
»Er hielt den Brieföffner in der Hand«, erzählte Griff weiter. »Foster sagte immer wieder: ›Kein Blut, kein Blut, kein Blut.‹ Aber ich glaube nicht, dass Manuelo ihn noch hörte. Er hörte gar nichts mehr, ihm war alles egal. Inzwischen ging es ihm um seine Ehre. Er hatte den Befehl bekommen, mich zu töten. Und genau das würde er tun, um sein Gesicht nicht zu verlieren.«
Laura sah ihn mit großen Augen an. Sie hatte sich seit Minuten nicht mehr bewegt und keinen Mucks von sich gegeben.
»Als sich Manuelo auf mich hechtete, tauchte ich unter ihm weg.« Griff hatte sich ganz auf sein Timing verlassen, auf das angeborene Talent, das es ihm früher ermöglicht hatte, Sekundenbruchteile vor dem Aufprall einen so präzisen Pass zu werfen, dass es alle physikalischen Gesetze auf den Kopf zu stellen schien. Er hatte abgewartet, bis Manuelo sich bewegt hatte, und sich im selben Moment geduckt, zur Seite fallen lassen und abgerollt. »Manuelo hatte einfach zu viel Schwung. Sein Sturz wurde erst von Fosters Rollstuhl gebremst, und er kam hart auf.«
»Und der Brieföffner …«
»Genau.« Er hatte sich bis zum Heft seitlich in Speakmans Hals gebohrt. »Als Manuelo sich mühsam wieder aufrichtete und sah, was er angerichtet hatte, schrie er auf. Solange ich lebe, werde ich diesen Laut nie wieder vergessen.« Ein anderer Laut, den Griff nie mehr vergessen würde, war das Gurgeln aus Speakmans Mund, der hektisch auf- und zuklappte wie das Maul eines sterbenden Fisches. Aber Laura brauchte nicht in allen grauenvollen Einzelheiten zu erfahren, was ihr Mann vor seinem Tod durchlitten hatte.
»Es war ein schrecklicher Unfall«, erklärte er ihr jetzt. »Aber für Rodarte sieht es aus wie der Racheakt eines eifersüchtigen verschmähten Liebhabers.«
Lange saßen sie schweigend da. Schließlich holte Laura tief Luft, als würde sie aus tiefem Schlummer oder aus einem Albtraum erwachen. »Du hast recht. Für Rodarte sieht es genau danach aus.«
»Und wonach sieht es für dich aus?«
33
N
ach langem Schweigen meinte Griff: »Offenbar glaubst du mir, wenigstens zum Teil, sonst säßest du nicht mehr in diesem Wagen.«
Laura fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Sie hatte nach Worten gesucht, die ihren heimlichen Zweifeln gerecht wurden, ohne dass sie illoyal gegenüber ihrem Ehemann klangen, den sie gerade begraben hatte. Sie war nicht sicher, ob es solche Worte überhaupt gab.
»Foster war vollkommen aus dem Häuschen wegen des Babys«, setzte sie
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