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Ewige Treue

Ewige Treue

Titel: Ewige Treue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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konnte. »Er hat versucht, den Brieföffner herauszuziehen. Ich war sicher, dass ihn das umbringen würde, darum habe ich mit ihm gekämpft.«
    Er wartete ab, ob sie etwas darauf einwenden würde, und sagte, als sie schwieg: »Ich habe auf ihn eingeredet, ich habe ihn zu beruhigen versucht, damit er aufhört, sich zu wehren. Ich habe ihm erklärt, dass der Arzt unterwegs sei. Ich redete auf ihn ein, er sollte durchhalten, nicht aufgeben. So in der Art. Aber …« Er schüttelte den Kopf. »Ich wusste, dass er es nicht schaffen würde, und ich glaube, er wusste das auch.«
    »Hat er irgendwas gesagt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Er konnte sich nicht mehr verständlich machen.«
    »Warst du bei ihm, als …«
    »Ja. Ich bin so lange bei ihm geblieben.«
    »Ich danke dir dafür.«
    »Jesus, du brauchst mir nicht zu danken.« Er klang fast wütend. »Glaub mir, sobald es vorbei war, war ich weg. Ich wusste, was für ein Bild das abgeben würde. Ich war nicht tapferer als Manuelo. Ich nahm die Beine in die Hand und rannte los. Und …« Er verstummte und wandte den Blick von ihr ab, dem strahlend hellen Kinoeingang zu.
    »Was denn?«
    Er schnaufte aus. »Ich habe mir nach dem letzten Nachmittag mit dir oft gewünscht, er wäre tot.« Jetzt sah er ihr wieder offen in die Augen. »Nicht unbedingt tot. Nur … nicht da. In den tiefsten Tiefen meiner schwarzen Seele wünschte ich mir, er würde verschwinden.« Sekundenlang blieb sein Blick schwer auf ihr liegen, bevor er weitersprach. »Aber ich habe ihn nicht umgebracht. Glaubst du mir das?«
    Sie öffnete den Mund, um ihm zu antworten, und stellte fest, dass sie es nicht konnte. Seine Story klang glaubhafter, als ihr lieb war. Aber sie hatte nicht vergessen, wie fiebrig sie sich an jenem Nachmittag geliebt hatten, wie hungrig und besessen sie übereinander hergefallen waren. Ihre leidenschaftliche Reaktion hatte in ihm einen ungestümen Besitzerstolz entfesselt. Sie musste daran denken, wie seine großen Hände über ihren Körper gewandert und Anspruch darauf erhoben hatten, wie konzentriert er in sie eingedrungen war und wie eifersüchtig er danach die Arme um sie geschlungen hatte.
    Sie senkte den Kopf und massierte ihre Schläfen.
    »Vergiss, dass ich gefragt habe«, erklärte er knapp. »Du wirst mir erst glauben, wenn Manuelo eidesstattlich versichert hat, dass er deinen Mann versehentlich niedergestochen hat. Genau wie Rodarte.«
    Sie packte zornig seine Hand. »Wage es nicht, mich mit Rodarte zu vergleichen. Und spiel dich nicht so auf. Du verlangst von mir, dass ich an deine Unschuld glaube. Das würde ich wirklich gern, Griff. Aber wenn ich dir glaube, muss ich gleichzeitig akzeptieren, dass mein Mann, der Mensch, den ich jahrelang geliebt und bewundert habe, ein Wahnsinniger war, der deinen Tod geplant hatte. Das ist nicht gerade wenig verlangt, nachdem ich ihn gerade erst beerdigt habe. Tut mir leid, dass ich damit Schwierigkeiten habe.«
    Sie ließ seine Hand fallen, und ein paar Sekunden lang schien die Luft zu knistern. Er gab als Erster nach. »Okay. Keine Wutausbrüche mehr.« Er fasste hinter den Sitz und holte die Reisetasche nach vorn, stellte sie auf seinem Schoß ab und zog den Reißverschluss auf. »Wenn ich mir überhaupt noch Hoffnungen machen will, freigesprochen zu werden – egal von wem –, muss ich Manuelo Ruiz finden.«
    Er durchwühlte die Tasche und zog nacheinander heraus, was der Diener aus El Salvador mitgebracht hatte. Einen Rosenkranz. Eine Karte von Mexiko, durch die sich eine rot eingezeichnete Linie bis zu einem besternten Punkt an der texanischen Grenze zog.
    »Seine Route«, erklärte er. Außerdem war ein altes Foto von einem Hochzeitspaar in der Tasche. »Seine Eltern, glaubst du auch?« Er reichte ihr das Bild.
    »Möglich. Vom Alter her könnte es passen.«
    Davon abgesehen lagen in der Tasche nur noch ein paar spanischsprachige Taschenbücher und ein billiges Portemonnaie. Griff suchte jedes Seitenfach ab. Im letzten stieß er endlich auf ein fleckiges Papier. Es war so oft zusammengefaltet worden, dass die Knicke grau und fast durchgescheuert waren. Griff breitete es behutsam auf seinem Oberschenkel aus.
    Er las den Text darauf, lächelte dann und reichte das Blatt an sie weiter. Auf dem Papier waren mit Bleistift vier Ziffern und ein Name vermerkt. Sie sah ihn wieder an. »Eine Adresse?«
    »Sieht ganz so aus. Jedenfalls können wir dort anfangen zu suchen.«
    »Die Adresse könnte hier in Dallas oder sonst wo in Texas

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