Ewige Treue
Schreibtisch, griff nach dem Briefbeschwerer aus Kristall und wog ihn in seiner Hand. »Sie vertrauen wirklich darauf, dass ich meinen Mund halte.«
Speakman lachte leise. »Ehrlich gesagt nicht. Wir vertrauen auf Ihre Gier.«
»Sechshunderttausend?« Griff stellte den Briefbeschwerer zurück und grinste Speakman an. »Nicht allzu viel, wenn man es recht überlegt. Nichts, was ich gierig nennen würde.«
Laura sah ihren Mann an. »Den Rest hast du ihm noch nicht erzählt?«
»So weit waren wir noch nicht«, erwiderte Speakman.
Griff sagte: »Den Rest?«
Speakman rollte mit seinem Stuhl an den Schreibtisch und griff nach dem Briefbeschwerer. Er zog ein Taschentuch aus der Hosentasche, polierte damit den Briefbeschwerer und lächelte Griff gleichzeitig an. »Nicht dass wir an Ihrer Integrität zweifeln würden.«
»Quatsch. Sie wären schön blöd, wenn Sie nicht daran zweifeln würden.«
»Richtig.« Speakman lachte leise. »Das wären wir.« Ohne das Tuch von dem Briefbeschwerer zu nehmen, stellte er ihn wieder auf den Schreibtisch, schob ihn dort zwei Millimeter nach links und zog dann vorsichtig das Taschentuch zurück, das er in ein perfektes Quadrat faltete, bevor er es wieder in die Hosentasche schob.
»Darum wird, um meinen und Lauras Seelenfrieden zu bewahren und um Ihr Schweigen zu garantieren, Ihnen nach der Geburt unseres Kindes eine weitere Million Dollar ausgezahlt. Zusätzlich werden sie jedes Jahr zu seinem Geburtstag eine weitere Million erhalten. Im Gegenzug müssen Sie nur vergessen, dass wir uns je begegnet sind.«
5
G
riff warf dem Burschen vom Parkdienst die Schlüssel zu seinem Honda zu und spazierte beschwingt in die geschleckte Lobby des exklusiven Baus. Ein protziges Hotel belegte die unteren zwölf Etagen, in den oberen zwölf waren Apartments untergebracht.
Die Bar in der Lobby war an einem Wochentag wie diesem auch abends relativ ruhig. Ein Pianist klimperte Sinatra-mäßig Standards auf einem weißen Stutzflügel. An den meisten Tischen saßen Geschäftsleute, nuckelten an ihren Cocktails und versuchten so auszusehen, als wären sie der dickste Hai im Becken.
Zu der Bar gehörte auch eine beleuchtete Terrasse, auf der es noch mehr Tische gab, aber Griff blieb lieber drinnen, wo er die Aircondition genießen und gleichzeitig den Eingang im Blick behalten konnte. Er setzte sich an einen freien Tisch, winkte der Kellnerin und bestellte einen Bourbon.
»Hausmarke oder Label?«
»Hausmarke.«
»Wasser?«
»Eis.«
»Soll ich einen Zettel anlegen?«
»Bitte.«
»Kommt noch jemand?«
»Nein.«
»Bin gleich wieder da.«
Obwohl der Anlass – seine Entlassung aus dem Gefängnis und der ganze Tag mit der bizarren Begegnung bei den Speakmans – einen Highball oder zwei gerechtfertigt hätte, trank Griff nicht wirklich gern. Nachdem er als Kind so oft gezwungen gewesen war, erbrochenen Schnaps wegzuwischen, hatte er nie wirklich Geschmack daran gefunden.
Trotzdem sah der Drink, den die Kellnerin brachte, gut aus und roch auch so. Der erste Schluck ging runter wie Öl, obwohl er an dem Feuer, das schlagartig in seinem Bauch aufflammte, erkannte, dass er seit über fünf Jahren keinen Alkohol getrunken hatte. Er mahnte sich, es langsam anzugehen.
Eine Million Dollar.
»Sie werden das Geld bar erhalten«, hatte Speakman ihm erklärt. »Es wird in dem Schließfach liegen, zu dem nur Sie, ich und Laura Zugang haben werden. Es wird keine Unterlagen, keine schriftlichen Aufzeichnungen geben. Sobald Laura ein Kind empfangen hat, wird absolut niemand eine Verbindung zwischen Ihnen und uns ziehen können. Falls sich unsere Wege irgendwann zufällig kreuzen sollten, was wenig wahrscheinlich ist, werden Sie uns nicht wiedererkennen. Wir werden uns dann zum ersten Mal begegnen. Einverstanden?«
»Einverstanden.«
Das Gespräch wurde unterbrochen, als Manuelo eintrat und Mrs Speakman eine Telefonnotiz überreichte. Sie las sie durch, entschuldigte sich und versicherte, dass sie gleich zurückkommen werde. Sie ging, gefolgt von Manuelo.
Speakman fiel auf, dass Griff den Diener beobachtete, während der leise die Tür hinter sich ins Schloss zog. »Machen Sie sich wegen Manuelo keine Sorgen«, sagte er. »Er spricht nur ein paar Brocken Englisch. Ich habe ihm erzählt, Sie seien ein alter Schulfreund, der zufällig vorbeigekommen sei. Er kennt Sie nicht mehr aus Ihrer Zeit als Footballspieler. Als er in die Vereinigten Staaten kam, waren Sie bereits in Big Spring.«
Gleich darauf kehrte
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