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Ewige Treue

Ewige Treue

Titel: Ewige Treue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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meinte, dass er es nicht merkte. Kleidung. Schuhe. Ein Satinkissen, das ein Typ für sie auf dem Jahrmarkt gewonnen hatte. Sie schlief jeden Abend darauf, weil sie behauptete, dass es ihre Frisur schonte. Als er sah, wie sie das Kissen in eine Papiertüte stopfte und es in den Wagen ihres augenblicklichen Lovers brachte, wusste er, dass sie diesmal endgültig wegbleiben würde.
    Seinen Vater hatte Griff zum letzten Mal gesehen, als man ihn in Handschellen in einen Streifenwagen schubste. Ein Nachbar hatte die Bullen gerufen und einen Ehestreit gemeldet.
    Ehestreit. Eine höfliche Umschreibung dafür, dass sein Vater seine Mutter grün und blau prügelte, weil er sie beim Heimkommen mit einem Kerl im Bett überrascht hatte, den sie am Vorabend kennen gelernt hatte.
    Seine Mutter kam ins Krankenhaus. Sein Vater ins Gefängnis. Er wurde bei einer Pflegefamilie untergebracht, bis seine Mutter sich von ihren Verletzungen erholt hatte. Als der Fall vor Gericht kam, erklärte der Staatsanwalt dem sechsjährigen Griff, dass er vielleicht vor den Richter geladen würde, um zu erzählen, was an dem Abend passiert war, weil er den Vorfall schließlich miterlebt hatte. Er hatte Todesängste ausgestanden. Falls sein alter Herr freikam, würde er Griff dafür bezahlen lassen, dass er ihn verpfiffen hatte. Die Vergeltung würde eine Tracht Prügel mit dem Gürtel beinhalten. Es wäre nicht die erste, aber es würde ziemlich sicher die schlimmste werden.
    Außerdem konnte er seinem Vater im Grunde seines Herzens keinen Vorwurf machen. Griff wusste, dass Worte wie Hure, Schlampe und Fotze hässliche Dinge bedeuteten, doch er nahm an, dass seine Mom diese Schimpfworte verdient hatte.
    Es stellte sich heraus, dass es keine Verhandlung geben würde. Sein Vater bekannte sich eines geringeren Vergehens schuldig und wurde verurteilt. Griff sollte nie erfahren, wann er aus dem Gefängnis entlassen worden war. Wann das auch gewesen war, er meldete sich nicht mehr bei ihnen. Griff sollte ihn nie wiedersehen.
    Von da an war er mit seiner Mutter allein.
    Und mit den Männern, die sie heimbrachte. Manche zogen für länger ein, eine Woche oder auch zwei. Andere kamen als Gast und waren aus der Tür, sobald sie die Hose hochgezogen hatten.
    Griff hatte nie vergessen, wie er, kurz nachdem sein Vater ins Gefängnis gewandert war, geweint hatte, weil seine Mutter die Tür zu seinem Zimmer abgeschlossen hatte und er nicht mehr herauskam, nicht von der Spinne wegkam, die auf sein Bett gekrabbelt war. Schließlich war der Mann, mit dem sie in dieser Nacht zusammen war, in sein Zimmer gekommen, hatte die Spinne erschlagen, seinen Flachskopf getätschelt und ihm erklärt, dass jetzt alles gut sei und er wieder schlafen gehen könne.
    Als er alt genug war, um zum Spielen nach draußen geschickt zu werden, hatten ihn einige der Männer mitleidig oder sogar mit schlechtem Gewissen angesehen. Vor allem bei Regen. Andere wollten ihn am liebsten überhaupt nicht sehen. Dann erklärte ihm seine Mutter, er sollte verschwinden und in den nächsten Stunden nicht wieder auftauchen. Manchmal bekam er Geld, damit er ins Kino gehen konnte. Meist wurde er einfach nur aus dem Haus geworfen und wanderte allein durch die Nachbarschaft, anfangs auf der Suche nach einer Beschäftigung, später auf der Suche nach Ärger.
    Einige der Freunde seiner Mutter hatten ihn genauso wenig beachtet wie einen Knick in der verblichenen Tapete. Nicht viele, aber doch ein paar wenige waren richtig nett zu ihm. Wie der Mann, der die Spinne getötet hatte. Leider war er nie wieder aufgetaucht. Ein Typ, Neal Irgendwas, war einen ganzen Monat geblieben. Griff kam ganz gut mit ihm aus. Er beherrschte ein paar Kartentricks und zeigte Griff, wie sie funktionierten. Eines Tages kam er mit einer Plastiktüte nach Hause und überreichte sie Griff mit den Worten: »Hier, Kleiner. Der ist für dich.«
    In der Tüte lag ein Football.
    Jahre später sollte Griff sich fragen, ob Neal ihn wohl wiedererkannt hatte, als er Profispieler geworden war. Ob er sich daran erinnerte, dass er ihm seinen ersten Football geschenkt hatte? Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich erinnerte er sich überhaupt nicht an Griff oder seine Mutter.
    Die Männer kamen und gingen. Die Jahre verstrichen. Ab und zu verschwand seine Mutter. Doch jedes Mal kam sie irgendwann zurück.
    Und dann kam der Tag, an dem sie klammheimlich den Wagen eines Mannes vollpackte, der ein paar Wochen zuvor mit ihr zusammen aufgetaucht war und seither

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