Ewige Treue
ich dir dankbarer, als du ahnen kannst.«
»Ein Willkommensgeschenk.« Sie küsste ihren Zeigefinger und presste ihn dann auf seine Lippen. »Aber nächstes Mal nur nach Anmeldung und zum vollen Preis.«
»Meine finanzielle Lage müsste sich bis morgen spürbar verbessert haben.« Dann fiel ihm ein, wie unangenehm es ihr gewesen war, mit ihm zusammen in der Lobby gesehen zu werden, und er ergänzte: »Falls du mich noch als Kunden haben willst, meine ich. Ich könnte geschäftsschädigend wirken.«
»In jedem Geschäft wird ab und zu ein bisschen getrickst.« Sie sagte das ironisch, aber er wusste, dass ihr der Gedanke auch schon gekommen war. »Vielleicht möchtest du ja eines von den neuen Mädchen ausprobieren. Sie sind jung und phantastisch, und ich habe sie persönlich angelernt.«
»Unter Garantie ein Genuss?«
»Wie immer. Soll ich was für dich vereinbaren?«
In seinem Geist blitzte ein Bild von Laura Speakman auf. »Ich weiß noch nicht, was ich in nächster Zeit treibe und wo ich sein werde. Ich rufe dich an. Aber ich habe es unter der alten Nummer probiert. Da läuft nur ein Band, dass der Anschluss abgemeldet wurde.«
Sie reichte ihm eine Visitenkarte. »Ich muss die Nummer von Zeit zu Zeit ändern. Sonst sitzt mir die Sitte im Nacken«, ergänzte sie lächelnd.
Er gab ihr einen Kuss auf die Wange, dankte ihr noch einmal und verabschiedete sich dann. Sie schloss leise, aber entschlossen die Tür. Als Griff in den Aufzug steigen wollte, stieß er fast mit dem schwulen Dekorateur zusammen. Der Mann musterte ihn ab, schloss die Augen und gab ein leises, sehnsüchtiges Stöhnen von sich. »Absolut zu süß«, murmelte er, als er sich vorbeischlängelte.
In der Bar war noch weniger Betrieb als vorhin. Das Mädchen, das ihn bedient hatte, plauderte mit einem der Pagen. Der Pianist war von einer Musikkonserve abgelöst worden.
Der Portier grüßte gerade einen eintreffenden Gast, als Griff sich durch die Drehtür schob. Draußen war es milder als vorhin, aber es war immer noch so heiß, dass es ihm im ersten Moment den Atem verschlug. Volle sechzig Sekunden stand er schwitzend da und wartete darauf, dass der Junge vom Parkservice auftauchte. Als er nicht erschien, ging Griff ihn suchen. Er wanderte die Auffahrt hinunter und umrundete die Ecke zur Parkgarage.
Wo er in eine Faust lief.
Sie knallte wie ein Presslufthammer auf seine Wange. Ein Schlag. Noch einer. Dann noch einer.
Er taumelte laut fluchend zurück, schwenkte wie wild die Fäuste in einem unkoordinierten Verteidigungsversuch und versuchte seinen Angreifer zu erkennen.
Rodarte.
6
R
odartes Grinsen verzerrte sein Gesicht zu einer Halloweenmaske. »Ach, Verzeihung. Hat das wehgetan?«
Griffs Atem pfiff durch seine Zähne, die er unter Schmerzen zusammenbiss. Er betupfte seinen Wangenknochen, und seine Fingerspitze färbte sich rot. »Hurensohn. «
Rodarte zündete sich eine Zigarette an und fächelte lachend das Zündholz aus. »Das habe ich auch gehört.«
Griff sah ihn wütend an.
»Ich habe gehört, deine Mutter hätte einen Hund gefickt, wenn sie sonst nichts gefunden hätte. Armer kleiner Griff. Du hast es schwer gehabt, stimmt’s? Bis Coach Miller und seine Frau dich aufgenommen haben.«
Als Griff angeklagt worden und über Nacht vom Pin-up-Boy zum Paria abgestiegen war, hatte man einen Großteil seiner dunklen Vergangenheit ans Licht gezerrt. Weder Coach noch Ellie hatten irgendwem etwas erzählt. Darauf hätte Griff sein Leben gewettet. Aber ein blutgieriger Reporter von der Morning News hatte so lange in seiner Vergangenheit gescharrt, bis er gerade genug Fakten ausgebuddelt hatte, um seine Spekulationen zu unterfüttern. Gegen Ende seines Artikels hatte der Schreiber durchblicken lassen, dass Griff Burketts Sturz von frühester Kindheit an vorbestimmt gewesen war, dass er dazu geboren war, Regeln zu übertreten, und dass das Verbrechen, das er begangen hatte, eigentlich vorhersehbar gewesen war.
Rodarte feixte. »Sag schon, was für ein Gefühl war es, das ganz große Rad zu drehen? Mal ehrlich. So unter uns. Hattest du irgendwann Gewissensbisse? Oder nicht?«
Wyatt Turners Warnungen gellten in Griffs Ohren. Nehmen Sie es nicht persönlich. Halten Sie die andere Wange hin. Was ihm in diesem Moment ein eher ironischer Rat zu sein schien, nachdem seine Wange wie wild pochte und sein halber Schädel so wehtat, dass er Angst hatte, sich übergeben zu müssen.
Griff hätte Rodarte gern an den schmierigen Haaren gepackt und
Weitere Kostenlose Bücher