Ewige Treue
Vielleicht morgen Abend«, meinte er trocken.
»Wie viel hast du denn?«
Er streckte ihr die Geldklammer hin. Sie nahm sie und zupfte zwei Hundertdollarscheine heraus, dann gab sie ihm die Klammer zurück. »Aber das bleibt unter uns.«
Griff glaubte, vor Dankbarkeit heulen zu müssen. »Ich werde ewig in deiner Schuld stehen.«
Marcia war die exklusivste Prostituierte in Dallas, und das war sie vor allem dank ihrer strikten Geschäftsmoral. Sie war durch und durch Geschäftsfrau. Über mehrere Ecken hatte Griff gehört, dass sie auf einige Tipps ihrer Freier hin geschickt in einige Grundstücke investiert hatte. Sie hatte Farmland im Norden von Dallas gekauft, das sie, als sich die Stadt ausdehnte, mit immensem Profit verkauft hatte. Außerdem munkelte man, dass sie ein millionenschweres Aktienportfolio besaß.
All das waren vielleicht nur Gerüchte, aber es hätte ihn nicht überrascht, wenn sie wahr gewesen wären. Es hieß, sie hätte mit dem »Escortservice« begonnen, um ihre Ausbildung zur Zahnhygienikerin zu finanzieren, aber bald begriffen, dass sie besser im Knüppelpolieren als im Zähnepolieren war. Und dass damit eindeutig mehr Geld zu verdienen war.
Bald nachdem er bei den Cowboys unterschrieben hatte, hatte Griff über einen Teamkollegen von ihr erfahren und erzählt bekommen, dass Marcia die Beste sei, falls man sie sich leisten konnte, denn schon damals war sie teuer gewesen. Ihm war eine Professionelle lieber als die Footballgroupies, die sich an seinen Hals warfen und, sobald er einmal mit ihnen geschlafen hatte, unausweichlich Terz machten, den er nicht brauchen konnte.
Marcia war diskret. Sie war sauber. Sie wählte ihre Kunden sorgfältig aus und versicherte sich, dass sie gesund, finanziell unabhängig und ungefährlich waren. Spontane Treffen gab es bei ihr nicht. Heute hatte sie für ihn eine Ausnahme gemacht.
Sie hatte das Unschuldsgesicht einer Vorsängerin im Kirchenchor, gepaart mit einem sinnlichen Körper, der zur Sünde einzuladen schien. Irgendwie war es ihr trotz ihres Berufs gelungen, immer eine Lady zu bleiben, und jeder Freier, der sie nicht als solche behandelte, war die längste Zeit Freier gewesen.
Fünf Jahre hatten keine sichtbaren Schäden hinterlassen, entdeckte Griff zufrieden, als sie sich auszog. Sie war üppig, aber überall fest, wo sie es sein musste. Er konnte seine Sachen nicht schnell genug von sich werfen. Weil sie ihn kannte und sich seine Präferenzen eingeprägt hatte, half sie ihm nicht beim Ausziehen, sondern spielte müßig an sich herum, während sie zusah, wie er sich aus seinen Kleidern schälte und alles beiseiteschleuderte. Als ihre Finger zwischen ihren Schenkeln verschwanden, gab er ein unfreiwilliges Gurgeln von sich, war aber schon zu scharf, um sich noch darum zu kümmern, wie pubertär er sich aufführte.
Als er nackt war, kam sie auf ihn zu und schob ihn langsam rückwärts, bis er auf die Bettkante sackte. Er presste sein Gesicht gegen ihren Brustkorb und drückte ihre schweren Brüste gegen seine Wangen. Sie reichte ihm ein Kondom; er zog es über. »Wie willst du es haben, Griff?«
»Im Moment … ist mir das völlig egal.«
Sie ließ sich zwischen seinen Schenkeln auf die Knie nieder, senkte den Kopf und flüsterte: »Dann genieß es.«
»Griff?«
»Hm?«
»Es ist schon nach elf. Du musst gehen.«
Er hatte praktisch komatös auf dem Bauch geschlafen, das Gesicht in dem weichen, duftenden Kissen vergraben. Jetzt wälzte er sich auf den Rücken. Marcia hatte geduscht und war im Morgenmantel. »Bei dir hat es alle Lichter ausgeknipst«, sagte sie. »Ich habe es nicht übers Herz gebracht, dich früher aufzuwecken, aber jetzt musst du gehen.«
Er räkelte sich genüsslich. »Hat sich gut angefühlt, so nackt zu schlafen, noch dazu auf einem Laken, das nicht nach Industriewaschmittel riecht.« Er streckte den Rücken durch und streckte sich noch mal. »Muss ich wirklich?«
»Wirklich.«
Sie sagte es lächelnd, aber er wusste, dass es ihr ernst war. Nachdem sie so großzügig gewesen war, konnte er schlecht mit ihr streiten. Er setzte sich auf und schwang die Füße auf den Boden. Sie hatte seine Sachen bereitgelegt und drängte ihn, ohne dass es offensichtlich gewesen wäre, während er sich anzog. Schließlich hielt sie ihm das Sakko hin, legte dann die Hand auf seinen Rücken und schob ihn zur Tür.
Den Türknauf in der Hand, drehte er sich noch einmal zu ihr um. »Danke. Du bist mir wirklich entgegengekommen, dafür bin
Weitere Kostenlose Bücher