Ewige Treue
Größe und die breiten Schultern waren unmöglich zu verbergen, obwohl er das nach besten Kräften versuchte, indem er zusammengesunken zu ihrem Wagen schlurfte.
»Was tun Sie hier?«, wiederholte sie.
»Ich weiß, dass es gegen die Regeln verstößt.«
»Foster würde …«
»Ausflippen, ich weiß. Aber ich musste Sie unbedingt sehen.«
»Sie hätten anrufen können.«
»Hätten Sie den Anruf angenommen?«
Wahrscheinlich nicht, dachte sie. »Okay, jetzt sind Sie hier. Was ist so dringend? Machen Sie einen Rückzieher?«
Er blieb stehen und sah sie kurz an. »Möchten Sie das?«
»Als sie gegangen sind, haben Sie gesagt, dass Sie diesen Mist nicht brauchen, oder haben Sie das vergessen?«
»Und Sie haben mir deutlich gemacht, dass ich ihn sehr wohl brauche.«
Sie sahen einander sekundenlang an, ehe ihnen einfiel, wie leicht sie zusammen gesehen werden konnten, und sie weiter auf die reservierten Parkplätze zugingen.
»Welcher ist Ihrer?«
»Der schwarze BMW.«
»Machen Sie den Kofferraum auf.«
Sie nestelte an den Schlüsseln herum, drückte den Knopf, und der Kofferraumdeckel hob sich automatisch. Er beugte sich mit der unhandlichen Schachtel vor und stellte sie in den Kofferraum.
»Was ist da drin? Dafür, dass es so groß ist, ist es ganz schön leicht.«
»Ein Flugzeugmodell. Ich nehme es mit nach Hause.«
»Zu Speakman? Mir ist aufgefallen, dass er heute nicht im Büro war.«
Er stand immer noch mit abgeknicktem Oberkörper da und schob die Schachtel hin und her. Ein argloser Beobachter hätte angenommen, dass er die Schachtel so im Kofferraum aufzustellen versuchte, dass sie beim Transport nicht beschädigt werden konnte.
»Woher wissen Sie das?«
»Weil auf dem ersten Stellplatz sein Name steht und der Platz leer ist. Und heute Vormittag war er auch nicht hier, weil ich gegenüber Posten bezogen habe …«
»Posten bezogen?«
»In dem Pizzaladen. Vor ein paar Stunden. Wo ich die Tür im Auge behalten und auf eine Gelegenheit warten konnte, mit Ihnen zu reden.«
»Was ist so wichtig, dass es nicht bis zu unserem nächsten Treffen warten kann?«
»Gibt es denn ein nächstes Treffen?« Er richtete sich auf und sah sie an.
Sie nickte knapp.
»Sie, äh …«
»Ja. Vorgestern.«
»Oh.«
Er blieb ratlos stehen.
Sie spielte an ihren Schlüsseln herum.
Eine halbe Ewigkeit lang.
Dann sagte er: »Bestimmt sind Sie enttäuscht.«
»Natürlich war ich das. Das waren wir beide. Foster und ich.« Sie holte kurz Luft und sagte: »Also müssen wir uns wiedersehen.« Nachdem sie ihn bisher höchstens aus dem Augenwinkel angesehen hatte, legte sie jetzt den Kopf in den Nacken und sah in die undurchdringlichen Gläser seiner Sonnenbrille auf. »Es sei denn, Sie wollen nicht mehr.«
»Das hatten wir schon.«
»Was ist dann so wichtig, dass Sie hierherkommen mussten?«
»Ich muss Sie warnen.«
Sie hatte mit einer Geldforderung gerechnet. Vielleicht sogar mit einer Entschuldigung für seine Bemerkung, als er sie das letzte Mal verlassen hatte. Aber eine Warnung? »Wovor warnen?«
»Als wir vor ein paar Wochen zusammen waren. Da haben Sie doch die blauen Flecken in meinem Gesicht bemerkt?«
»Und auf Ihrer Hüfte.«
Er legte den Kopf schief, und ihr war klar, dass seine hinter der Brille verborgenen Augen sie neugierig ansehen mussten. Es gab nur eine Möglichkeit, wie sie von den blauen Flecken auf seinem Hintern wissen konnte, damit hatte sie sich verraten. Wenn sie sich jetzt aus dem Schlamassel zu manövrieren versuchte, würde die Sache nur noch peinlicher werden.
»Was ist mit Ihren blauen Flecken?«, fragte sie ungeduldig.
»Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass die anderen Typen noch übler ausgesehen haben.«
»Die anderen Typen? Waren es mehr als einer?«
»Zwei. Sie haben mir auf dem Parkplatz eines Restaurants aufgelauert und mich verprügelt. Ein paar Wochen davor hat es jemanden, den ich kenne, noch schlimmer erwischt.« Seine Lippen schmolzen zu einer dünnen, harten Linie zusammen. »Viel schlimmer. Von Erholung kann noch keine Rede sein.«
Laura traute ihren Ohren nicht. »Was haben Sie denn getan?«
»Nichts!«
»Sie und Ihr Bekannter wurden wegen nichts zusammengeschlagen?«
»Hören Sie.« Er beugte sich vor und erklärte leise und schnell: »Es geht um etwas, das vor fünf Jahren passiert ist, aber es hat nichts mit mir jetzt zu tun. Nur dass es da so ein Arschloch gibt, das es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, mein Leben zu ruinieren. Der Mann heißt
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