Ewige Treue
ihre berufliche Unsicherheit auf deinem Schwengel aus, und sie ist am liebsten oben. Komm schon, Burkett, nicht so schüchtern. Ist sie so eine?«
»Sie sind jedenfalls Madenscheiße.«
Rodarte bellte ein Lachen. »Du fickst die Frau eines Querschnittsgelähmten, und ich bin hier die Madenscheiße?«
»Was wollen Sie hier?«
»Ich? Nichts«, erklärte Rodarte mit Unschuldsmiene. »Ich wollte nur mal vorbeischauen und hallo sagen. Nicht dass du noch denkst, ich hätte dich vergessen. Ich wollte dir wieder mal vor Augen halten, dass ich zusehen und dir hoffentlich eine helfende Hand reichen werde, wenn du endgültig abstürzt – und das wirst du, so viel ist dir doch klar? Du bist so was von am Arsch, Burkett. Du hast gar keine Ahnung.«
Griff fürchtete, dass er den ersten Schritt in den prophezeiten Sturz tun würde, wenn er noch länger hierblieb. Denn genau das wollte Rodarte erreichen. Entgegen seinem Entschluss, diesem Mann keinesfalls den Rücken zuzukehren, tat er genau das und ging davon.
»Jason macht wirklich Fortschritte.«
Griff wirbelte herum. Rodarte lachte leise und spuckte seinen Kaugummi in den Dreck. »Der Junge hat nicht allzu viel Talent, aber er ist fleißig. Ganz offensichtlich betet er den Boden an, auf dem du gehst. Wahrscheinlich will er in deine Fußstapfen treten. Natürlich nicht, was das Wetten und Leuteumbringen angeht, sondern deine glorreiche Zeit als Footballstar.«
Rodarte sah Griff aus schmalen Augen an und ließ ein bösartiges Grinsen auf seinem aknenarbigen Gesicht aufleuchten. »Wäre doch zu blöd, wenn dem Jungen was zustoßen würde. Wenn er bei einem Unfall verkrüppelt würde und seinen Traum aufgeben müsste. Er könnte sogar umkommen.«
Griff unternahm die Schritte, die nötig waren, um den Abstand zu Rodarte zu überbrücken. »Wenn dem Jungen auch nur ein Haar gekrümmt wird …«
»Locker bleiben«, beschwichtigte Rodarte ihn. »Ich habe nur ganz allgemein über den Wankelmut des Schicksals nachgesonnen. Mann, du bist vielleicht ein Hitzkopf. Ich komme extra hierher auf den Sportplatz der Mittelschule, um ein bisschen mit dir zu schwatzen, und du …«
»Was wollen Sie, Rodarte?«
Er ließ die saccharinsüße Maske fallen, und sein Blick wurde kalt wie Stahl. »Du weißt genau, was ich will.«
»Ich habe kein Vista-Geld abgezweigt.«
»Das glauben sie aber nicht. Ich glaube es jedenfalls nicht. Und ich bin erst mit dir fertig, wenn ich dich geknackt habe und du die Kohle rausrückst. Mich wirst du so wenig los wie ein Muttermal.«
Griff zielte mit dem Zeigefinger auf ihn und entfernte sich rückwärts. »Bleiben Sie mir vom Hals. Und jedem in meiner Nähe auch.«
Rodarte lachte. »Oder was, Nummer zehn? Oder was?«
Griff verstieß gegen eine Bewährungsauflage, und zwar die oberste, auf die ihn Jerry Arnold noch bei jedem Treffen hingewiesen hatte: Halten Sie sich von Ihren früheren Geschäftspartnern fern.
So wie Griff es sah, hatte er keine andere Wahl. Rodarte hatte Jason bedroht. Und was er über Laura gesagt hatte … angesichts der kaum verhohlenen Drohung hinter seinen ekligen Bemerkungen hatten sich die Härchen in Griffs Nacken aufgestellt. Rodarte hatte bestimmt keine Gewissensbisse, einem von beiden Schaden zuzufügen. Nicht einmal Lauras Geld konnte sie davor bewahren. Er würde ihr und Jason ohne mit der Wimper zu zucken etwas antun, und er würde das tierisch genießen.
Um das zu verhindern, musste Griff den Stier bei den Hörnern packen, und zwar sofort. Er war nicht gewillt, ständig unter Rodartes düsterem Schatten zu leben. Und er wollte ganz bestimmt nicht, dass zwei Menschen, die absolut unschuldig waren, Leid erdulden mussten. Er würde es nicht ertragen, wenn nach Marcia noch jemand Rodartes Brutalität zum Opfer fallen würde.
Griff fuhr vom Sportplatz aus direkt nach Hause, sprang kurz unter die Dusche und zog sich dann an. Er wechselte das Armani-Jackett gegen eines aus, das er vor seiner Verhaftung getragen hatte, denn er wollte keinesfalls zu wohlhabend aussehen.
Es war dreist, unangemeldet im Vista-Stammsitz zu erscheinen, doch er setzte darauf, dass ihn das Triumvirat empfangen würde, und sei es aus reiner Neugier. Er behielt recht. Nachdem er fast eine halbe Stunde in einem Empfangsbereich gewartet hatte, wurde er ins Allerheiligste befohlen, wo er den dreien zum ersten Mal begegnet war.
Dieselben holzgetäfelten Wände, dieselbe indirekte Beleuchtung, derselbe schallschluckende Teppich, aber keine Spur von
Weitere Kostenlose Bücher