Ewige Treue
mussten.
Niemanden hätte ihn als Mafioso erkannt. Und doch war er genau das. Man munkelte, dass er, bevor er nach Dallas abgeordert worden war, in St. Louis einen Onkel vergiftet hatte, der ihn aufs Kreuz legen wollte. Griff hatte nie erfahren, ob die Geschichte wahr oder erfunden war.
Bandy arbeitete für Vista, jene Strohfirma des Syndikats, die angeblich ein Zinnminen-Unternehmen in Südamerika führte. Wo sich diese Mine befinden sollte, war genauso ungewiss wie andere Details. In Wahrheit investierte Vista vor allem in kostspielige Wetten, Geldwäsche und, wie Griff mutmaßte, den Drogenhandel.
Die Minenarbeiter von Vista hockten in dem Hochhaus in Las Colinas und trugen Designeranzüge und diamantenbesetzte Rolex-Uhren. Selbst wenn sie auf die Toilette gingen, steckten sie eine Knarre ein. Sie hatten Leibwächter mit Automatikwaffen und Wagen mit kugelsicheren Fenstern.
Mit denen legte man sich besser nicht an.
Jedenfalls hatte Bill Bandy ihm das erklärt, als sie eines Abends bei seinem Lieblingsmexikaner über einer Portion Hühnchenenchiladas zusammensaßen. Griff spielte gerade die vierte Saison für die Cowboys. Bandy hatte ihn zum Essen eingeladen, um etwas Geschäftliches mit ihm zu besprechen, vor allem die Rückzahlung seiner Spielschulden, die sich inzwischen auf dreihunderttausend und ein paar Zerquetschte beliefen.
»Mit diesen Typen legt man sich nicht an, Griff. Wenn es nur nach mir ginge, würde ich dir noch mal Kredit einräumen. Mann, du machst Millionen. Ich weiß, dass du das Geld in ein paar Monaten zusammenhättest. Aber diese Typen?« Er tupfte die tropfende Nase mit einem durchfeuchteten weißen Taschentuch ab. »Die kennen keine Großherzigkeit. Glaub mir.«
Griff tunkte einen Tortillachip in die Salsa und zerkaute ihn geräuschvoll. Dann nahm er einen Schluck von seiner Frozen Margarita und zwinkerte dem Teeniegirl zu, das ihn vom Nebentisch her anstarrte. »Was wollen sie denn machen? Mir einen Kerl mit Haaren auf den Knöcheln vorbeischicken, der mir die Beine bricht?«
»Du hältst das für einen Witz?«
»Ich glaube, du gerätst in Panik, ohne dass es Grund zur Panik gibt. Sie schlagen jede Woche ihre Zinsen drauf, damit erwirtschafte ich ihnen noch mehr Profit. Wo liegt also ihr Problem?«
»Sie wollen ihr Geld.«
Schließlich hatte Griff Bandys Beerdigungston nicht länger ignorieren können. Bandy wirkte gar nicht mehr nervös oder zapplig, seine blassblauen Augen blickten ihn steinern an. Selbst seine Nase war vorübergehend getrocknet. Griff überlegte, ob die Fabel mit dem vergifteten alten Onkel wahr sein könnte.
Ohne eine Miene zu verziehen, fuhr Bandy fort: »Sei froh, dass sie mich als Boten geschickt haben, sonst könntest du möglicherweise weder am nächsten Sonntag noch an irgendeinem Sonntag dieser Saison aufs Spielfeld. Täusch dich nicht, Griff, sie können dich schwer verletzen. Sie werden es tun.«
»Es wäre doch Quatsch, wenn sie mich verletzen. Wenn ich nicht mehr spielen kann, bekommen sie ihr Geld nie mehr zurück.«
Das Argument prallte an Bandys resoluter Miene ab. Griff schob seinen Teller beiseite und seufzte angenervt, weil er sich ausgerechnet jetzt mit dieser Geschichte herumschlagen musste. Das Team sollte am Sonntag in Atlanta gegen die Falcons antreten. Die Quoten sprachen für die Cowboys, aber nicht stark. Es würde sicherlich kein Sonntagsspaziergang werden. Eigentlich hätte er sich auf ein schwieriges Spiel einstimmen und Spielzüge auswendig lernen sollen, statt irgendwelchen Gangstern Gefallen zu erweisen.
»Okay. Gib mir ein paar Tage«, erklärte er Bandy. »Ich werde etwas zu Geld machen. Ein Auto. Mein Apartment in Florida. Irgendwas. Wie viel bräuchte ich mindestens, um sie vorerst zufriedenzustellen? Zweihunderttausend? Das ist mehr als die Hälfte meiner Schulden. Könnte ich damit ihre Gunst erkaufen?«
Bandy tupfte mit der Ecke seines Taschentuches seine lecken Augen trocken. »Ich wüsste noch einen Weg.«
»Um mir Zeit zu erkaufen?«
»Um die Schulden zu tilgen.«
Griff glotzte ihn an, als hätte Bandy erklärt, er würde ihn auf eine einsame Insel mit FKK-Zwang schicken, und zwar zusammen mit den letzten zwölf Playmates des Monats, die allesamt nymphomanisch und scharf auf ihn wären.
Bandy fragte: »Wärst du bereit, sie zu treffen? Ein paar Möglichkeiten zu diskutieren?«
»Wo und wann?«
Jene »sie«, von denen Bandy gesprochen hatte, waren drei Männer, die Griff mit herzhaftem Händedruck und
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