Ewige Versuchung - 5
bisschen. Ihre Intimität mochte manches ändern – das nicht.
Aus diesem Grunde durchsuchte er ihr spärliches Gepäck, nachdem er Vivian ins Bett gelegt und zugedeckt hatte. Dort fand sich nichts Bedrohliches. Andererseits war die Frau selbst schon eine Waffe, also warum sollte sie noch welche bei sich führen? Dann aber entdeckte er ein Messer in ihrem einen Stiefel und grinste. Was für eine Kriegerin!
Temple schlüpfte in einen Morgenmantel, den er im Schrank gefunden hatte, und verließ das Zimmer mit ihrer beider Kleidung und Vivians Sachen. Die Kleidung brachte er in die Wäscherei; die Tasche versteckte er.
Dann kehrte er in seine Räume zurück und zog an der Schnur, die eine kleine Glocke in Brownies Zimmer zum Läuten brachte.
Er war froh, dass seine alte Freundin elf Minuten später erschien. Die Wartezeit hatte er im Sessel sitzend damit verbracht, Vivian anzuschauen. Sie sah so blass und friedlich aus, so sehr wie ein gefallener Engel, dass ihr Anblick unangenehm an seinem Herzen rührte.
Zuneigung war ein Luxus, den er sich nicht leisten konnte und ganz gewiss nicht suchte – schon gar nicht zu dieser Frau, nicht, wenn er klug war.
»Was gibt es?«, fragte Brownie, die ein Gähnen unterdrückte, als er ihr die Tür öffnete. »Ist etwas … Temple, da ist eine Frau in deinem Bett!«
Temple schloss die Tür hinter ihr – falls die Wände Ohren hatten – und lächelte über Brownies verblüffte Miene. Darin lag weder Neugier noch Kränkung, nur Staunen.
»Gesandt von dem Mann, von dem ich dir erzählte.«
Die kleine Frau stieß einen spöttischen Laut aus und sah ihn ungläubig an. »Er sandte dir eine gewöhnliche Frau hinterher?«
»Sie ist keine gewöhnliche Frau.« Und wäre er sterblich, besäße er die Wunden, um es zu beweisen.
Auf seine kryptische Bemerkung hin lüpfte sie eine zarte Braue und schlich auf Zehenspitzen zum Bett, als hätte sie Sorge, die schlafende Prinzessin zu wecken.
Temple beobachtete seine Freundin, achtete auf ihr Mienenspiel und wartete auf den Moment, in dem sie begriff …
Brownies Augen wurden größer, und ihre Lippen öffneten sich zu einem stummen Schrei, während ihre Wangen sich röteten. Sichtlich schockiert legte sie eine Hand auf ihren Mund und drehte sich zu ihm um.
»Temple, sie ist …«, doch sie verstummte, denn sie war offenbar außerstande, die Worte auszusprechen.
Er war froh, dass sein Verdacht bestätigt wurde. »Ich glaube schon. Es scheint mir logisch und beängstigend, bedenkt man, welchem Mann ihre Loyalität gilt.«
Die kleine Irin wandte sich wieder zum Bett um und betrachtete Vivians unglaublich rotes Haar. »Was willst du tun? Und warum ist sie nackt?«
Trotz der ernsten Situation entfuhr ihm ein Lachen. »Ich schicke nach den anderen, und sie ist nackt, weil sie ohne Kleidung nicht weglaufen kann.«
Brownie nickte, immer noch merklich erschrocken. »Ich würde gern mit ihr sprechen.«
Selbstverständlich. Er hätte es nicht anders erwartet. »Später. Ihr ist nicht zu trauen, meine Liebe.«
»Aber sie …«
»Weiß womöglich nicht, was sie ist. Du darfst es ihr nicht sagen, Brownie. Versprich mir, dass du es nicht tust!«
Sie verdrehte die Augen, gab ihm am Ende jedoch ihr Wort darauf. »Was soll ich für dich tun?«
»Hilf mir, ihr Vertrauen zu gewinnen.«
»Du meinst, ich soll dir helfen, sie gefangen zu halten.«
Temple grinste. »Haarspaltereien.«
Die zarten Züge seiner Freundin nahmen einen sorgenvollen Ausdruck an. »Temple, du hast hoffentlich nicht vor, sie für deine Rache zu benutzen.«
»Daran hatte ich noch gar nicht gedacht«, gestand er, tat es aber nun, denn fraglos verlieh Villiers Mündel in seiner Gewalt ihm eine gewisse Macht.
»Temple!«
, ermahnte sie ihn vorwurfsvoll, was ihn kränkte. Für was für ein Monstrum hielt sie ihn? Glaubte sie, er wäre fähig, eine unschuldige Frau zu verletzen?
Eine Unschuldige? Niemals! Allerdings war Vivian nicht unschuldig, und er konnte nicht einmal wissen, ob sie ihm gegenüber Skrupel hätte oder ihn auf der Stelle töten würde, gäbe Villiers ihr den Befehl.
»Nein, keine Rache«, antwortete er mit Blick auf die Frau in seinem Bett. »Aber das heißt nicht, dass ich sie nicht zu meinem Vorteil benutzen will.«
Kapitel 5
V ivian hatte gewusst, dass es Folgen haben würde.
Was sie nicht geahnt hatte, war, dass diese sie so bald schon und auf so hinterhältige Weise einholten.
Spät am nächsten Tag wachte sie auf, wund, aber seltsam
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