Ewige Versuchung - 5
hatte sie noch nie erlebt, wie sie sich auch noch nie so lebendig gefühlt hatte.
Temple befreite seinen Mund von ihrem, wobei seine Zähne über ihre Lippen, ihre Wange und ihr Kinn hinab bis zu ihrem Hals kratzten. Dann wickelte er ihren Zopf um seine Hand und zog ihren Kopf nach hinten. Sie sträubte sich nicht. Selbst wenn sie gewollt hätte, wäre es unmöglich gewesen, ihn aufzuhalten, und das wusste sie. Er würde sich so oder so nehmen, was er wollte.
Und sie gab es ihm mit Freuden.
Wieder stellte jener seltsame süße Schmerz sich ein, als seine Zähne die dünne Barriere ihrer Haut durchbrachen, und Vivian stöhnte, als Temple kräftig an der Wunde sog. Wie würde es sich anfühlen, wenn er sie in die Brust biss? Oder in den Oberschenkel? Was würden diese Zähne an ihrer intimsten Stelle bewirken? Allein diese Vorstellung reichte aus, um sie noch mehr zu erregen, und sie bewegte sich schneller auf ihm, so dass er sie wieder und wieder vollständig ausfüllte, bis sein Arm sich um sie spannte und ihr vom Blutverlust und der Erregung schwindlig wurde. Ihr Höhepunkt traf sie gleichzeitig mit einem weiteren Blitzzucken – als würde das Gewitter von ihrer Leidenschaft kontrolliert statt von den Naturgewalten. Ihre Schreie gingen im Donner unter, während Temple sich unter ihr versteifte und sie so fest hielt, dass sie glaubte, ihre Rippen könnten brechen. Doch das wäre ihr egal gewesen.
Seine Schultern bluteten, wo ihre Fingernägel sich hineingegraben hatten, und sie beobachtete, wie die winzigen Wunden sehr rasch fast unsichtbar wurden und dann vollständig verschwanden. Seine Haut heilte schneller, als Vivian es für möglich gehalten hätte. Oder bildete sie es sich bloß ein? In ihrem Kopf drehte sich alles …
»Das ändert nichts«, sagte sie, allerdings kamen diese Worte ein wenig schleppend heraus. Zugleich entwand sie sich ihm, und er ließ sie. Als sie aufstand, verschwamm alles vor ihren Augen. Sie hatte sich zu hastig bewegt.
Kühle grüne Augen betrachteten sie, doch Vivian konnte sie nicht fixieren. Er hatte Blut auf den Lippen. Wie viel hatte er genommen? »Es ändert alles.«
Vivian wollte widersprechen, doch dann kippte die Welt seltsam zur Seite, bevor alles schwarz wurde.
Er hätte nicht so viel Blut trinken dürfen, dachte Temple, als er Vivian mitsamt ihrer Kleidung und ihrem Gepäck die Treppe hinunter und in seine Räume trug. Gott sei Dank waren die meisten Schülerinnen über die Sommerferien zu ihren Eltern gereist. Sonst hätte er noch unwillentlich ein junges Mädchen fürs Leben zeichnen können, indem er splitternackt im Gewitter herumlief. Ganz zu schweigen von der gleichfalls nackten Frau in seinen Armen.
Eine Frau, von der er nicht wusste, was er mit ihr anfangen sollte. Eine Frau, die jungfräulich gewesen war, bis er sie schändete.
Nein, auf solche Gedanken ließ er sich nicht ein. Er würde sich nicht schuldig wegen dem fühlen, was auf dem Rasen passiert war. Zwar könnte es sich durchaus noch als höllischer Fehler entpuppen, aber zunächst einmal war es das unglaublichste Erlebnis seines sehr langen Lebens.
Die unglaublichste Geliebte, die er jemals gehabt hatte, war die Marionette eines Mannes, der ihn und seinesgleichen zerstören wollte. Denn ihre Zerstörung musste es sein, die Villiers im Schilde führte. Keine andere Erklärung ergab einen Sinn.
Warum hatte Villiers sie geschickt? Um ihn abzulenken? Hatte ihr Mentor ihr befohlen, die Verführerin zu spielen? Nein. Temple hatte die Lust in der Stimme des Mistkerls gehört, als er mit Vivian sprach. Er würde sie nie absichtlich einem anderen in die Arme treiben.
Temple grinste, während er Vivians Gewicht auf einen Arm verlagerte, um die Tür zu seinen Räumen zu öffnen. Zu gern würde er Villiers Gesicht sehen, wenn der Hurensohn entdeckte, dass Temple die angriffslustige Amazone als Erster gehabt hatte.
Guter Gott, sie war fürwahr etwas Besonderes! Er hatte ihr so gut wie kein Vorspiel gegönnt, und sie schien es weder zu brauchen noch zu wollen. Ihr Schoß war gespannt, feucht und bereit für ihn gewesen. Sie hatte alles genommen, was er ihr gab, und es ihm zehnfach vergolten. Ging sie alles im Leben mit diesem kühnen Trotz, solch ungeduldiger Inbrunst an? Falls ja, war sie eine noch eindrucksvollere Gegnerin, als er ohnehin schon dachte. Zweifellos war sie gleichermaßen erregend wie bewundernswert.
Aber ganz gleich, wie sehr er sie begehrte oder bewunderte, er vertraute ihr kein
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