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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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wiegende Bäume.
    Sein Blick wanderte wieder zum Einmachglas, und er hatte plötzlich das Bedürfnis, es wieder zurück ins Loch zu stecken und davonzugehen. Das wäre das Klügste. Aber er konnte nicht. Wer könnte das schon?
    Er hielt den Boden des Glases mit der linken Hand und mit der rechten den Deckel und drehte kräftig. Der rostige Deckel quietschte, ließ sich aber leicht öffnen. Waters kippte das Glas auf den Kopf, um das Notizpapier herauszuschütteln, doch es blieb in der Öffnung hängen. Er fischte es mit den Fingern heraus und faltete es auseinander. Der Anblick der fließenden Handschrift ließ ihm das Herz bis zum Halse klopfen. Diese Worte waren entweder von Mallory Candler geschrieben worden oder von einem professionellen Fälscher mit Zugang zu den Papieren, die sie nach ihrem Tod hinterlassen hatte.
    Lieber John,
    ich wusste, dass du früher oder später hierher kommen würdest. Ich wusste, du würdest nachsehen. Du und ich haben immer über Begriffe wie die Vorsehung gelacht, aber jetzt frage ich mich, ob es damals, als wir hier im Gras lachten und uns küssten, schon längst vorherbestimmt war, was mir in New Orleans passieren würde – und auch dass du eines Tages mit diesem Brief in der Hand hier stehen und dich fragen würdest, ob du verrückt geworden bist. Bist du nicht, Johnny. Bist du NICHT . Gott, ich liebe dich. ICH LIEBE DICH
    Mallory
    »Das passiert doch nicht wirklich ...?«, sagte Waters leise, und seine Hände zitterten.
    »Doch«, antwortete eine tiefe Frauenstimme.
    Er fuhr herum.
    Eve Sumner stand ein paar Meter hinter ihm, reglos wie ein steinerner Engel. Sie trug noch ihre Arbeitskleidung, und ihr Haar war immer noch hochgesteckt. Als er sie offenen Mundes anstarrte, legte sich ein verträumtes Lächeln auf ihre Lippen. Ihn packte eine Angst, wie er sie nicht mehr gekannt hatte, seit Mallory durchgedreht war. Er verspürte den beinahe überwältigenden Wunsch, davonzulaufen, doch irgendeine instinkthafte Kraft ließ ihn bleiben, wo er war. Er würde diese Frau nicht merken lassen, dass sie die Macht besaß, ihn zur Flucht zu bewegen.
    »Was tun Sie hier?«, flüsterte er.
    Eve zuckte mit den Achseln und kam ein paar Schritte näher, hinunter zu der niedrigen Mauer, die die Gräber einfasste. »Ich wusste, dass du kommst.«
    »Wissen Sie, was das hier ist?« Waters hielt den Brief hoch.
    »Es ist der Brief, den ich hier an dem Tag hinterlegt habe, als ich dich beim Fußballspiel sah.«
    Er schloss die Augen und versuchte, sein Entsetzen im Zaum zu halten. Fakten, dachte er. Wer wusste von diesem Glas? Habe ich Cole etwas davon gesagt? Hat Mallory es irgendwem erzählt? Es muss so sein. Wie sonst könnte Eve davon wissen?
    »Warum sagen Sie mir nicht einfach, was Sie wollen, Miss Sumner? Das würde uns eine Menge Zeit sparen. Es kann doch nicht all diesen Aufwand wert sein.«
    »Ich will, was ich immer schon wollte. Dich.«
    Waters blinzelte. Genau das hätte Mallory gesagt, hätte sie vor ihm gestanden.
    »Sie wollen mich? Und wie ?«
    Wieder das verträumte Lächeln. »Auf jede Weise. In meinem Leben. In meinem Bett. Ich will dich in mir, will Kinder von dir.«
    Bei der Erwähnung von Kindern drehte sich Waters der Magen um. »Sie sind nicht Mallory Candler. Ihr Name ist Eve Sumner.«
    »Rechtlich gesehen ist das richtig.«
    »Was meinen Sie? Wurden Sie unter einem anderen Namen geboren?«
    »Ich wurde als Mallory Gray Candler geboren, am 5. Februar 1960.«
    »Das haben Sie auf Mallorys Grabstein gelesen.«
    Eve blickte zum Himmel. »Früher oder später wirst du dir anhören müssen, was ich zu sagen habe.«
    »Ich höre jetzt zu.«
    »Das sagst du, aber du bist innerlich verschlossen. Um zu hören, was ich dir zu sagen habe, musst du offen sein. Für alles.«
    »Ich bin offen.«
    Eve lächelte traurig; dann drehte sie sich ohne ein weiteres Wort um und ging zum Grasstreifen hinter dem Catholic Hill. Waters stand im Schatten der Bäume; seine Blicke folgten ihrer Gestalt, die sich langsam entfernte. Er zögerte fast eine Minute lang. Dann legte er das Einmachglas mit dem Brief wieder in das Loch und folgte ihr.
    Sie lag im Gras, die Augen zum Himmel gerichtet, die Arme ausgestreckt wie Jesus am Kreuz. Ihr marineblaues Kostüm wirkte völlig unpassend zu dieser entspannten Pose.
    Ohne ihn anzusehen, sagte Eve: »Frag mich, was du willst, Johnny. Dinge, die nur du oder ich wissen können.«
    »Ich spiele dieses alberne Spiel nicht mit Ihnen. Gott allein weiß, wie Sie das

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