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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Gedanken beherrschte; Erinnerungen an Mallory hatten sie verdrängt. Waters’ Beziehung zu Mallory war aus einem doppelten Betrug entstanden: Sie hintergingen gleichzeitig einen Freund und seine Freundin. Während des zweiten Studienjahrs am College war Waters übers Wochenende nach Hause gefahren, Mitte Oktober, als die Sonne noch so heiß herunterbrannte wie im Sommer. Er ging damals mit einem Mädchen, das in Tulane studierte, ebenfalls im zweiten Studienjahr. Sie stammte auch aus Natchez und hatte ein Jahr vor Cole ihren Abschluss an der St. Stephens gemacht. Waters und sie waren zu einem Sonntagspicknick in das Haus – eher ein Anwesen – eines jungen Internisten aus Natchez eingeladen: Dr. David Denton. Durch diverse Verbindungen kannte Waters Denton gut. Waters’ Mutter arbeitete als Empfangssekretärin für Dentons älteren Partner, aber wirklich gut kennen gelernt hatte Waters ihn durch Baseball: In seinem letzten Jahr an der Highschool nahm Waters als Mitglied der Auswahlmannschaft an den Landesmeisterschaften teil, und David Denton begleitete das Team als inoffizieller Trainer. Fünfzehn Jahre zuvor hatte Denton selbst an den Landesmeisterschaften teilgenommen und war der Star des St. Stephens-Teams gewesen, und so verbrachten sie viele Stunden miteinander. Waters vermisste seinen Vater sehr, und die Freundschaft zu dem jungen Arzt half ihm nicht nur beim Baseball. Manche hielten Denton für arrogant, doch Waters respektierte ihn und freute sich stets darauf, ihn zu sehen.
    Als Waters und seine Freundin an jenem Sonntag in Dentons Haus eintrafen, fanden sie nicht die große Gesellschaft vor, die sie erwartet hatten. Sie sahen zwei Picknickdecken mit Essen, das eines Fünf-Sterne-Restaurants würdig gewesen wäre, und keinen Menschen weit und breit. Während sie sich noch fragten, was los sei, kamen zwei Personen zu ihnen. Eine war Denton selbst – damals 36 Jahre alt, groß und gut aussehend –, die andere Person war Mallory Candler, zwanzig Jahre alt und schöner als jede andere Frau, die Waters in seinem Leben gesehen hatte. Waters’ Flamme stieß einen Freudenschrei aus, rannte auf Mallory zu und umarmte sie mit übertriebenem Enthusiasmus. Obwohl Mallory die Ole Miss besuchte und Waters’ Freundin die Tulane, gehörten sie zur selben Verbindung. Waters sollte später erfahren, dass Mallory keine engen Freundinnen hatte, andere Frauen sich jedoch von ihr angezogen fühlten, als wollten sie das Geheimnis ihrer bemerkenswerten Selbstbeherrschung von ihr lernen.
    Waters überspielte seinen Schrecken über den Altersunterschied, schüttelte Denton die Hand und setzte sich zum Essen hin. Was Mallory betraf, rechnete er damit, dass sie so fade war wie viele Verbindungsschwestern von der Ole Miss, doch sie überraschte ihn. Weder tratschte sie, noch quietschte sie; stattdessen unterhielt sie sich sachkundig über Politik, Religion, Literatur und Sex. Denton war sichtlich verliebt in sie, und Mallorys Versuche, Waters an diesem Nachmittag aus der Reserve zu locken, schienen ihn zu amüsieren. Als sie reiten gingen, galoppierte Mallory neben Waters, während Denton über die Stammbäume seiner Pferde dozierte. Und die ganze Zeit spürte Waters, dass Mallory ihn taxierte: wie er sprach, wie er sich bewegte, wie er mit dem Pferd umging.
    Als sie auf einen Spätnachmittags-Drink ins Haus gingen, bat Waters’ Freundin ihn, auf dem Flügel in Dentons Wohnzimmer zu spielen. Waters, der eine halbe Flasche Pinot Noir intus hatte, willigte ein. Er hatte nie richtigen Unterricht genommen, doch seine Mutter war eine sehr gute Klavierspielerin, und er hatte das Glück, ihr gutes Gehör geerbt zu haben. Er spielte ein paar moderne Songs – Elton John und Billy Joel – und sang dazu mit einer Stimme, die durch den Wein an Selbstvertrauen gewonnen hatte. Denton zeigte sich erstaunt und begeistert; Mallory hingegen machte ihm keine Komplimente. Doch als Waters den Blick von den Tasten hob, sah er, dass sie von seiner Darbietung beeindruckt war.
    Während eines weiteren Songs klingelte das Telefon, und Denton hob ab. Den Hörer an die Brust gedrückt, verkündete er, dass Mallory in fünfzehn Minuten abgeholt würde, zurück zur Ole Miss. Da diese Aussicht ihn offensichtlich bekümmerte, fragte er Waters, wie er zurück zum College käme. Waters erklärte, er würde in seinem klapprigen Triumph Cabrio fahren. Ob es ihm etwas ausmache, fragte Denton, Mallory mitzunehmen, sodass der Abend noch nicht enden müsse? Waters

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