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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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ausging. Aber vielleicht wusste sie ja nichts davon.
    Und woher kannte Eve all die vertraulichen Einzelheiten aus seiner Vergangenheit? Bei dem, was sie gesagt hatte, rechnete Waters beinahe damit, dass die Detektiv-Recherchen eine familiäre Verbindung zu Mallory ergaben. Falls nicht, musste Eve ihre Informationen von jemandem wie Cole haben oder von ...
    Waters blinzelte in die Dunkelheit.
    Cole. Cole hatte von Bald gewusst. Er wusste auch andere Dinge. Er wusste, dass Waters auf einem Campingausflug zum Sardis Reservoir zum ersten Mal mit Mallory geschlafen hatte. Cole und er waren damals Zimmergenossen gewesen. Was sonst hatte er Cole damals anvertraut? Und was hatte Cole Eve verraten? Cole hatte bereits zugegeben, mit ihr geschlafen zu haben. Sie ist spitze im Bett, aber zu verdreht für meinen Geschmack. Ziemlich ausgebufft, stets auf ihren Vorteil aus. Sie erinnert mich ein wenig an mich ... Waters schluckte und versuchte sich darüber klar zu werden, was für ein Motiv Cole gehabt haben könnte, Eve mit privaten Informationen über ihn zu versorgen. Aber Coles Schicksal hing davon ab, dass sein Partner gesund und bei Verstand blieb, damit er Öl finden konnte! Vielleicht war Cole nur betrunken gewesen und hatte deshalb ihre Fragen beantwortet ...? Aber das war angesichts der Intimität von Eves Wissen eher unwahrscheinlich. So sehr Waters sich auch den Kopf zerbrach, ihm fiel keine vernünftige Erklärung ein.
    Lilys Schnarchen endete mit einem Keuchen und ging dann auf höherem Geräuschpegel weiter. Waters hielt es im Bett nicht mehr aus. Er stand auf und ging in die Küche, nur mit Boxershorts bekleidet. So wach hatte er sich seit Jahren nicht gefühlt. Sein Verstand und sein Körper sprudelten, schlugen einen Trommelwirbel wie damals, als er mit Sara auf dem Hang eines Vulkans in Ecuador Kokain geschnupft hatte. Sein Blut sang. Und er wusste, warum. Die seltsamen Begegnungen mit Eve hatten sein lange unterdrücktes Verlangen wieder erweckt, und wie ein Bär, der aus dem Winterschlaf erwacht, wollte dieses Begehren nicht weiter schlummern. Waters reckte sich, atmete tief ein, spürte seine Macht – und unter dieser Macht lag ein Hunger, der während des langen Winters stetig angewachsen war.
    Ohne zu wissen, was er eigentlich tat, holte er ein Telefonbuch aus Lilys Büroecke und schlug Eves Nummer nach. Er fand zwei Einträge: Büro und privat. Die Küchenuhr zeigte 3.40 Uhr. Waters starrte aufs Telefon, rührte es aber nicht an. Und doch wusste ein Teil von ihm, dass Eve am anderen Ende darauf wartete, dass er anrief. Schon beim ersten Läuten würde sie den Hörer abnehmen, und ihre Stimme würde wie ein Zauber wirken ...
    Waters verließ die Nische und ging zu der marmorgefliesten Kücheninsel, in der Annelises Schulbücher auf sie warteten. Schule, dachte er. Wo wir lesen und schreiben lernen, addieren und subtrahieren. Und gleichzeitig lernen wir subtilere und wichtigere Lektionen: sprechen und zuhören, lügen und die Wahrheit sagen, treu sein und betrügen, kämpfen, flüstern, Händchen halten, küssen, sich durchsetzen und zurückweichen, lieben, heiraten, treu sein und wieder betrügen ...
    »Himmel«, flüsterte er, als er bemerkte, wie weit seine Gedanken abgeschweift waren. Er ging ins Wäschezimmer und zog ein Paar Jeans und ein T-Shirt aus einem Korb, zog die Jeans über seine Boxershorts, schlüpfte ins T-Shirt und schnürte die Joggingschuhe zu, die immer an der Hintertür standen. Um diese nächtliche Uhrzeit schlief Lily zu fest, als dass sie ihn gehört hätte, nicht einmal, wenn er den Land Cruiser anließ – doch nur für den Fall kritzelte Waters eine Nachricht, dass er zum Wal Mart fahre, um Eiscreme zu kaufen. Dann schnappte er seine Schlüssel, seine Brieftasche und sein Handy und ging zur Vordertür hinaus.
    Die Straßen von Natchez waren um diese Uhrzeit menschenleer. Er fuhr langsam die Hauptstraße hinunter, vorbei am Eola Hotel und an seinem Büro; dann bog er auf den Broadway ab und rollte den langen, steilen Abhang der Silver Street zum Fluss hinunter. Der Under-the-Hill Saloon war geschlossen, aber das Dampfschiff-Casino warf einen grellen Lichtschein übers Wasser, und ein paar zerknitterte Kunden stolperten über die Laufplanke ans Ufer. Waters beschleunigte auf der kurvigen Straße, die den Steilhang hinaufführte; dann bog er rechts in die Canal Street ein und nahm Kurs auf die Umgehungsstraße.
    Treu sein und betrügen ... Es war nicht mehr Eve Sumner, die seine

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