Ewiger Schlaf: Thriller
im Grunde eine Schlacht gegen Lily führte; was das betraf, teilte sie wahrhaftig Mallorys dunkle Seite. Denn der Grendel 1 , der in der dunklen Höhle von Mallorys Seele lebte, war Eifersucht – eine gedankenlose Besitzgier, die einen Mann völlig verschlingen konnte, ohne befriedigt zu werden. Die Tatsache, dass Lily nicht einmal wusste, dass sie sich in einem Krieg befand, nagte bald so sehr an Waters Gewissen, wie das bloße sexuelle Hintergehen es nicht getan hatte. Und doch kehrte er immer wieder zu Eve zurück, tauchte immer tiefer in den Brunnen ihrer Leidenschaft und ließ alles, was ihm lieb und teuer war, immer weiter hinter sich.
Eines Abends, als vor dem halbmondförmigen Fenster im dritten Stock die Dämmerung hereinbrach, versuchte er eine elegante Möglichkeit zu finden, sich zu verabschieden. Eve spürte seine Stimmung, schüttelte den Kopf und begann ihn zu liebkosen. Er hatte gedacht, er sei bereits völlig verausgabt, doch mit ihren geduldigen Zärtlichkeiten brachte Eve ihn in einen Zustand der Erregung, die noch größer war als die am Nachmittag. Zuerst lag er oben, doch als er ermüdete, rollte sie ihn herum, setzte sich rittlings auf ihn und übernahm die Kontrolle über ihre Bewegungen. Waters schwebte in einem Fegefeuer zwischen Ekstase und Erschöpfung; er strebte nach Erlösung, ohne sie erlangen zu können. Mit unermüdlichem Rhythmus brachte Eve ihn an einen Punkt erlesener Folter, ein Seiltanz in der Dunkelheit, mit Schmerz auf der einen und Lust auf der anderen Seite. Als er sich gegen sie drückte – mit dem Gefühl, gleich in Ohnmacht zu fallen –, begann sie wieder mit ihrem Mantra.
»Sag meinen Namen, Johnny ...«
Er schloss die Augen und versuchte, sich in ihr zu verlieren. Ihre Zähne gruben sich in seinen Hals.
»Sag es, Johnny ... sag es, und du wirst kommen. Es ist so einfach. Es ist dein Zauberwort ...«
Das Blut hämmerte in seinen Ohren, seine Muskeln brannten, doch er konnte nicht zum Höhepunkt kommen. Er japste nach Sauerstoff – dann öffnete er die Augen und starrte auf die Stelle, an der ihre Körper sich verbanden. Das Kreuzmuster der Narben an Eves innerem Oberschenkel trat jetzt durch ihre Erregung leuchtend rot hervor – Narben, die er seit zwanzig Jahren nicht gesehen hatte.
»Sag es, Johnny«, bat sie, und ihre Bewegungen waren nicht einmal langsamer geworden. »Sag meinen Namen ...«
Als sie ihre ewige Bitte noch einmal wiederholte, hörte er eine andere Stimme, die ihr antwortete. Drei geflüsterte Silben füllten den Raum so vollständig wie die geschriene Beichte eines Ketzers.
»Mallory.«
Eve erstarrte über ihm, und ihre Augen hielten seinen Blick fest. Dann gab sie ein Stöhnen von sich, das aus den Tiefen ihrer Seele zu kommen schien.
»Mallory«, sagte er noch einmal.
Sie nahm seinen Kopf zwischen die Hände. »Sag ihn noch einmal! Sag ihn! Rette mich!«
»Mallory? Mallory, Mallory, Mallory ...«
Tränen rannen aus ihren Augen wie Flüsse der Trauer und der Freude. Sie setzte sich auf ihn, und ihre Tränen tropften auf sein Gesicht, in seinen Mund; sie fühlten sich nicht warm, sondern kalt an auf seinem überhitzten Fleisch. Und obwohl sie sich nicht bewegte, brach plötzlich etwas in ihm los, und der Punkt, den er so qualvoll zu erreichen versucht hatte, kam jetzt mühelos, und er bebte unter ihr wie ein Malariapatient. Eve lag lang gestreckt auf ihm und atmete flach.
»Liebst du mich, Johnny?«
Vor diesem Tag hatte sie oft gesagt »Ich liebe dich«, hatte aber nie darauf bestanden, dass er das Gleiche tat. In diesen Augenblicken hatte er gespürt, wie sie ihre Emotionen sorgfältig kontrollierte, als wüsste sie, dass ein zu schnelles Vorstoßen alles zerstören konnte. Jetzt hatte sie alle Vorsicht in den Wind geschlagen.
»Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Ich weiß es wirklich nicht.«
»Ich schon«, sagte sie. »Ich weiß, dass du mich liebst.«
Als Waters an diesem Abend nach Hause fuhr, hatte er das Gefühl, am Rande des Wahnsinns zu stehen. Eve hatte nicht mehr verlangt, dass er sie Mallory nannte, bevor er losfuhr, aber er hatte sie auch nicht Eve genannt. Und jetzt, wo er ihr in diesem Punkt nachgegeben hatte, spürte er, dass ihm nur noch eine letzte moralische Bastion blieb: dass er seine Liebe zu Lily nicht aufkündigte.
Am nächsten Morgen kam Cole in Waters’ Büro, setzte sich in den Stuhl vor seinem Schreibtisch und fragte, ob er die neuen Karten fertig habe.
Waters starrte ihn ausdruckslos an.
»Du
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