Ewiger Schlaf: Thriller
nach Dallas ging erst am nächsten Morgen.«
»Also habt ihr die Nacht zusammen verbracht?«
»Wir nahmen ein Hotel im Quarter. Zum Abendessen gingen wir ins Galatoire’s. Der Ober sagte, was für ein perfektes Paar wir seien. Mallory fragte ihn, wo wir im Quarter tanzen gehen konnten. Der Ober erwiderte, das Quarter wäre nichts für uns, wir sollten lieber ins alte Roosevelt Hotel gehen, in den Blue Room. Also sind wir dorthin. Was hätten wir sonst tun sollen? Zurück ins Hotel gehen und einander anstarren? Wir tanzten. Es war irgendwie rührend, weil ich dachte, es sei das Ende des Ganzen, und ich war stolz auf sie, weil sie fortging. Schon bald waren wir die einzigen Gäste. Der Pianist spielte As Time Goes By, und Mallory erinnerte mich daran, wie wir im Hoka, in der Ole Miss, gemeinsam Casablanca gesehen hatten und dass der erste Mensch, mit dem man sich Casablanca anschaut, angeblich derjenige ist, den man heiraten wird, und ... na, den Rest kannst du dir sicher ausmalen.«
»Wann sagte sie dir, dass sie schwanger sei?«
»Sie rief mich sechs Wochen später aus Dallas an. Ich kann dir gar nicht sagen, wie ich mich gefühlt habe. Jedenfalls sagte ich ihr, dass ich sie nicht heiraten könne. Dass es Wahnsinn wäre, nach allem, was wir durchgemacht hätten. Und sie hatte behauptet, dass sie die Pille nähme, verdammt nochmal. Andererseits war ich dumm genug, ihr zu glauben.«
»Nimm es nicht so schwer, John.«
»Sie hat sich mit einer Abtreibung einverstanden erklärt, aber nur, wenn ich nach Dallas käme, um bei ihr zu sein. Und jetzt lernst du die wahre Mallory kennen. Sie hatte ja kein Auto dort. Wusste nicht, wie sie in der Stadt herumkommen sollte, um alles Nötige zu arrangieren. Was tut sie da? Sie schläft mit irgendeinem armen College-Jungen und erzählt ihm, sie sei von ihm schwanger.«
»Du machst Witze.«
»Es ist die Wahrheit. Sie hat es mir selbst gesagt. Also fährt dieser Junge sie in der ganzen Stadt herum und hilft ihr bei allem, was sie erledigen muss. Und dann sagt sie ihm, die Sache sei für ihn erledigt, ihr Bruder komme jetzt in die Stadt, um alles mit ihr durchzustehen.«
Penn nahm einen Mont Blanc aus einer Schublade und machte eine Notiz auf seiner Schreibunterlage. »Allmählich kann ich deine Angst vor ihr verstehen. Lief es ähnlich wie in Memphis?«
»Nein. Es war kein steriles Büro mit fünf Ärzten und fünfzig wartenden Mädchen, sondern ein kleines Haus mit zwei Krankenschwestern und einem alten Arzt. Man führte mich ins OP -Zimmer, als der Eingriff vorbei war, und ich durfte dort bleiben. Ich komme also rein, und Mallory liegt auf dem Tisch, weint und zittert. Ich nehme ihre Hand, aber sie sieht mich nicht einmal an. Also schaue ich nach rechts, und da steht diese verdammte Maschine aus Edelstahl. Und in der Maschine ist das, was von unserem Baby übrig ist. Ich wusste es, ohne dass es mir jemand sagte. Dort wird der Vakuumschlauch eingehängt. Da ist die Lüftung für den Motor. Noch nie im Leben hatte sich etwas so unnatürlich angefühlt. Diese Metallmaschine verstieß völlig gegen die Natur ... sie war erschaffen worden, um gegen die Natur zu verstoßen. Ich bin nicht religiös, aber ich hatte das Gefühl, der Schlauch, der den Fötus aufgesaugt hatte, könne die gesamte Welt aufsaugen – dass das ganze Universum in den schwarzen Rachen dieser Vakuumpumpe gesaugt werden könne. Und als ich begriff, dass dieses Ding schon zwei Mal in Mallory gewesen war ... begann ich, ihren Irrsinn zu verstehen. Ich fing an zu weinen. Die ganze Situation war ... unglaublich. Ich fühle mich wie ein Arschloch, wenn ich dir jetzt davon erzähle.«
Penn nickte. »Versuch in der Gegenwart zu bleiben. Fass den Rest zusammen, wenn du kannst. Bis zu Mallorys Tod.«
»Sie kam niemals darüber hinweg. Über das alles. Nie. Und ich konnte mich nie von ihr befreien. Sie ging mit anderen Männern aus, aber das war nur Theater. Sogar nachdem sie geheiratet und Kinder bekommen hatte, versuchte sie weiter, Verbindung mit mir aufzunehmen. Letztendlich musste ich eine einstweilige Verfügung erwirken. Aber sie fand immer noch Mittel und Wege, mich zu bedrohen. Ich kam aus einem Geschäft und dachte, sie wäre dreihundert Kilometer weit weg, aber da war sie, wartete auf mich und sah mich mit diesem gepeinigten Gesichtsausdruck an.«
»Was wollte sie von dir?«
»Ich glaube, sie gab den Gedanken nie ganz auf, dass wir ein Kind haben könnten. Aber sie sagte, sie wolle einfach nur mit mir
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