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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Aber damals, 1980, waren Depressionen immer noch ein schlimmes Stigma. Du kennst ja die Candler-Familie. Glaubst du, die hätten ihre kleine Prinzessin auf die Couch geschickt?«
    »Nicht in einer Million Jahren«, pflichtete Penn ihm bei.
    »Ich habe das Gefühl, dir nur Schlechtes über Mallory gesagt zu haben.«
    »An das Gute erinnere ich mich auch so«, versicherte Penn. »Was sie für das Kinderkrankenhaus getan hat, als sie Miss Mississippi war. Und für das Protestantenheim und das Frauenhaus. Ich weiß auch noch, wie ihr Vater versuchte, ihren Titel zu benutzen, um sich wiederwählen zu lassen. Mallory wollte davon nichts wissen. Ben Candler hat sie deswegen beinahe enterbt. Außerdem weiß ich, dass ihre Mutter ein Miststück erster Güte ist, gut versteckt hinter dem Lächeln, das sie für den Rest der Welt aufsetzt. Es ist ein Wunder, dass Mallory so gut geraten ist. Aber jetzt lass uns verdammt nochmal von hier verschwinden«, sagte Penn und erhob sich. »Ich muss jetzt mal ins Freie.«
    Waters stand ebenfalls auf. Seine Muskeln fühlten sich verspannt an, seine Gelenke steif, und er war froh, Penn durch die Tür in den Garten folgen zu können. Washington Street zählte zu den schönsten Straßen von Natchez, und Penns Garten war eine echte Attraktion. Hier wuchsen Dogwoodbäume und Kreppmyrten, Azaleen und Kaskaden von Efeu, und perfekte Kreise aus Affengras umgaben die Bäume. Merkwürdigerweise gab es keinerlei Abtrennung zwischen Penns Grundstück und dem nebenan. Sie bildeten zusammen einen riesigen Garten mit mehreren Spielflächen – es schien, als hätten Penn und sein Nachbar sich zusammengetan, um ein Fantasieland für Kinder zu gestalten.
    »Wer wohnt da drüben?«, fragte Waters und deutete auf das dreistöckige Haus nebenan.
    »Caitlin. Ich musste schließlich irgendwo hinziehen, also entschied ich mich für den praktischsten Ort.«
    Waters lächelte, wurde aber gleich wieder ernst. Caitlin Masters war Penns Freundin und Herausgeberin der örtlichen Tageszeitung.
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte Penn. »Mach dir keine Sorgen. Caitlin und ich werden keine Informationen austauschen. Jedenfalls fließt nichts von mir zu ihr. Wir hatten diese Situation schon beim Del-Payton-Fall. War kein Problem. Wird diesmal auch keins.«
    »Danke.«
    Penn ging zu einem Blumenbeet, kniete sich hin und zupfte Unkraut aus.
    »Also«, sagte Waters. »Wirst du mir jetzt von dieser Theorie erzählen, die du erwähnt hast?«
    Penn jätete weiter. »Weißt du, warum ich nach all den Einzelheiten über Mallory und dich gefragt habe?
    »Nein.«
    »Ich wollte wissen, warum du so empfänglich für die Dinge warst, die Eve dir erzählt hat.«
    »Und jetzt weißt du es?«
    »Ja. Mir fällt auch eine Menge zu dir und Mallory ein, aber das heben wir uns für ein andermal auf. Es läuft mehr oder weniger darauf hinaus, dass Eve sich nicht besonders viel Mühe geben musste, Mallory Candler für dich wieder auferstehen zu lassen, denn für dich ist sie niemals wirklich gestorben.«
    Waters wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Oscar Wilde war der festen Überzeugung, dass Männer das sentimentalere Geschlecht sind, und ich glaube, er hatte Recht. Fühl dich nicht schlecht deswegen. Wäre Lynne Merrill vor zehn Jahren ermordet worden, wäre es wahrscheinlich auch sehr einfach, mit mir so etwas zu machen.«
    »Mit dir was zu machen?«
    Penn blickte von seiner Arbeit auf wie ein Arzt, der im Begriff ist, eine unheilbare Krankheit zu diagnostizieren. »Jemand versucht, dich in den Wahnsinn zu treiben, John. Vermutlich jemand, der dir sehr nahe steht.«
    »Was?«
    »Vielleicht versuchen sie sogar, dir einen Mord anzuhängen. Ich habe so etwas mal in Houston erlebt. Ein Mann heiratete eine Frau wegen ihres Geldes. Im Lauf der Zeit – es überrascht nicht – begann er sie zu hassen. Er glaubte nicht, dass er ihr Geld bekommen würde, wenn er sie ermordete, also versuchte er, die Familie der Frau davon zu überzeugen, dass sie verrückt ist. Und er hätte es beinahe geschafft.«
    »Wer sollte mich in den Wahnsinn treiben wollen?«
    Penn zuckte mit den Achseln. »Das ist bestimmt nicht schwer herauszufinden. Wer würde davon profitieren, würde man dich für geschäftsunfähig erklären?«
    Das Gesicht von Cole Smith erschien vor Waters’ geistigem Auge.
    »Ich weiß, das ist ein sehr unangenehmer Denkansatz, aber du bist wirklich in Gefahr. Wir müssen in dieser Sache bis zum Äußersten gehen. Wir müssen alles und jeden

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