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Ewiger Schwur

Ewiger Schwur

Titel: Ewiger Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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kämpfte mit dem Gefühl, verraten worden zu sein. Und mit Zorn. Sie entschied sich für den Zorn und hieß die heiße, vertraute Flut von Gefühlen willkommen. Er hatte sie hereingelegt!
    »War es das wert, Brends?«
    »Nein«, sagte er kalt. »Was gestern Nacht geschah, hatte nichts mit Dathan und Pell zu tun. Es hatte etwas mit
uns
zu tun, Mischka.«
    »Es gibt kein ›uns‹!« Unmöglich. Nicht nach seinem Verrat.
    »Vertrau mir.« Sein Körper war trügerisch entspannt, aber er behielt die Straße die ganze Zeit über im Blick.
    »Nicht klug, Brends«, erwiderte sie kühl.
    Selbst sie wusste, dass sie angespannt war, reizbar. Er war zu nah, bedrängte sie zu sehr. Ihr Bündnis war eine dunkle Gegenwart in ihrem Hinterkopf, ein Schatten, der sie beobachtete. Zu intim. Zu nah. Er hielt sich zurück, versuchte, ihr nicht zu nahe zu kommen. Ihr Verstand wusste das, aber sie wollte trotzdem auf ihn einschlagen.
    Als die Ballons ihnen fröhlich von der Tankstelle am Straßenrand zuwinkten und wild im heftigen Fahrtwind des Wagens hüpften, trat er leicht auf die Bremse. Die Ballons waren gut sichtbar an einigen Büschen befestigt und sollten absichtlich Aufmerksamkeit erregen. Brends trat die Bremse bis zum Anschlag durch und brachte den SUV schnell und plötzlich zum Stehen. Sechzig Zentimeter weiter, und er hätte es verfehlt.
    Die Menschenfrau war zierlich und schlank und hatte die großen braunen Augen, die in den meisten Männern den Wunsch weckten, sie zu beschützen – bis sie den Funken Humor in ihren Tiefen entdeckten. Im Gegensatz zu den meisten der Frauen, die Eilor in M City gefunden hatte, war ihre Haut weder geisterhaft bleich noch übertrieben gebräunt – den schwachen goldenen Schimmer hatte sie sich rechtmäßig verdient durch irgendeinen Freiluftsport. Vielleicht joggte sie. Sie war gewiss über den Parkplatz gesprintet, wo er sie schnell genug gefunden hatte. Ein Jammer, dass er keine Zeit hatte, sie freizulassen und erneut einzufangen. Er hatte etwas übrig für ein nettes Katz-und-Maus-Spiel, vor allem, wenn kein Zweifel an seinem Ausgang bestand.
    Unglücklicherweise lag Eilor in seinem Zeitplan zurück. Ihm war nicht danach, so zu enden wie dieser kleine Mensch, mit dem Cuthah gespielt hatte. Also musste er seine Mission vollenden. Erfolgreich.
    Pelinor Arden und Mischka Baran. Töte eine. Bring mir die andere.
    Am Ende war es so furchtbar einfach.
    Der glänzende schwarze SUV war in der Landschaft aufgefallen wie eine Neonzielscheibe. Der Gefallene darin wusste zweifellos, dass Eilor ihnen auf der Fährte war, was bedeutete, dass der Krieger seine eigenen Gründe hatte, die Verfolgungsjagd in diese Richtung zu führen. Für den Moment war Eilor bereit, seinen Wünschen entgegenzukommen. Seine beiden Zielpersonen waren jetzt draußen auf dem Land. Sie waren leichte Beute, genauso, wie er es gern bei seinen Frauen hatte – und die beiden großen Krieger, die sie bewachten, konnten nichts zur Rettung ihrer Partnerinnen tun.
    Geradeso, wie niemand etwas zur Rettung der Frau tun konnte, die in mehrere Meter silberfarbenes Klebeband neben ihm eingewickelt war. Sie war lediglich ein Appetithäppchen – und ein Memo an seine Verfolger. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gegeben, nach einer weiteren von
ihnen
zu suchen. Seine Verfolger verstanden die Verbindung zwischen seinen Zielpersonen nicht, und das war am besten so. Also war diese Frau lediglich ein glücklicher Zufall.
    Für ihn natürlich. Nicht für sie.
    »Und nun,
Bébé«,
sagte er, während er zielstrebig auf sie zukam, »sind nur noch wir beide hier, Darling. Ich glaube, es wird Zeit, dass du deinen Zweck erfüllst, meinst du nicht auch?«
    Die Frau wimmerte.
    Es dauerte nicht lange, da schnitt die Klinge durch Fleisch, und die Frau hörte auf zu schreien.
    Es war mindestens ein Jahrzehnt vergangen, seit der letzte Tankwagen die Tankstelle angefahren hatte. Der Ort stank nach Vernachlässigung und nach etwas eher Chemischem. Die Zeit hatte dem ungewöhnlichen Ort eine postapokalyptische Patina verliehen. Die verdreckten Fenster des kleinen Ladens hinderten Brends daran hineinzuschauen, aber es sickerte ein frischer Gestank heraus. Der Gestank nach Tod. Tod in jüngster Zeit. Der grelle Kupfergestank von Blut traf ihn heftig, aber noch ohne jeglichen Hauch von Verwesung. Der Bastard war noch hier.
    Kein Hinterhalt, befand er, aber trotzdem eine Falle. Draußen klebte Blut auf einer Benzinpumpe. Und dann sah er die weibliche Leiche

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