Ewiges Verlangen
durchströmende Entsetzen und die Panik kaum mildern, aber sie beobachtete dennoch, wie sich die Wunden an seinem Handgelenk schlossen.
Sie stieß den Atem aus, ohne zu bemerken, dass sie die Luft angehalten hatte.
Seine Augen blitzten auf. »Es freut mich, dass du dich sorgst, Sara.«
Sie sah stirnrunzelnd zu ihm hoch. »Du hättest mich vorwarnen können.«
Er neigte den Kopf. »Entschuldige.«
Ein lautes Geräusch erklang, und Sara wandte sich um und sah, wie sich das Tor sehr, sehr langsam öffnete.
»Bin ich hier sicher?«, fragte sie Alexander.
»Bei mir wirst du immer in Sicherheit sein.« Er zog sie wieder neben sich, und sie betraten das Grundstück gemeinsam.
Sara erblickte zunächst ein schneebedecktes Feld, das sich so weit in die Ferne erstreckte, dass der Mond dessen Ende nicht beleuchten konnte. Das Unvertraute machte Sara beklommen, und sie drängte sich näher an Alexander, während er den in einen stillen Wald führenden, unbefestigten Weg betrat.
Es war nur ein kurzer Weg durch den kalten, nach Kiefern duftenden Wald, und als sie wieder heraustraten, erkannte Sara, dass sie sich in einem Dorf befanden. Es war klein, ruhig und wirkte so vereinfachend perfekt, dass es sich anfühlte, als hätte sie gerade ein Film-Set betreten. Sara wollte Alexander unbedingt fragen, wo sie waren und wie dies möglich sei, aber sie schwieg. Tatsächlich hatte sie das Gefühl, dass alles verschwinden würde, sobald sie sprach.
Sie nahmen den Weg, der unmittelbar über den Marktplatz führte. Öllampen beleuchteten die Vorderveranden bescheiden gestalteter Häuser und Läden. Menschen in einfachen Gewändern liefen umher, ritten zu Pferde oder betraten oder verließen ein Gebäude, das ein Kramerladen zu sein schien. Sara fuhr leicht zusammen, als ein junges Mädchen unmittelbar vor ihnen stehenblieb und kurz erschrocken aufschrie, während sie sie beide betrachtete.
»Fort mit dir«, befahl Alexander freundlich, und das Mädchen wandte sich sofort um und lief die Straße hinab außer Sicht.
»Wo sind wir hier?«, fragte Sara verblüfft und fasziniert zugleich. »In einer Art Amish-Siedlung?«
»Nicht ganz. Es nennt sich eine Credenti , eine Vampirgemeinschaft.«
Vampirgemeinschaft . Dieses ungewöhnliche Wort flatterte in Saras Hirn hin und her und suchte einen sicheren, geeigneten Platz zum Landen.
»Es gibt auf der ganzen Welt Credenti «, fuhr Alexander fort, seine Stimme bar jeglicher Emotionen. »Dies ist diejenige, in der ich ins Leben eintrat.«
Sara sah zu ihm hoch. Ihre Neugier war durch diese kleine Information geweckt worden. Dies war sein Zuhause, hier war er geboren, und doch erweckte er den Eindruck, als wäre er lieber ganz woanders. Sie schlang, trotz ihrer eigenen momentanen Ängste, einen Arm um seine Taille und versicherte ihn so aller Unterstützung, die sie leisten konnte. Er stieß einen tiefen, kehligen Laut aus und erwiderte ihre Berührung.
Sara betrachtete im Weitergehen die Menschen um sie herum. Sie waren von Kopf bis Fuß vollständig in selbst gefertigte Kleidung gehüllt. »Warum sind sie alle so gekleidet?«
»Sie sind in der Zeit stehengeblieben«, sagte Alexander mit verbittertem Unterton. »Die Reinblütigen und die Unreinen, die innerhalb dieser Mauern oder der Mauern anderer Credenti leben, interessieren sich nicht für die moderne Welt und ihre Annehmlichkeiten. Sie müssen schlicht leben – und das betrifft nicht nur ihre Kleidung, sondern auch ihre Wahrnehmung, ihre Gespräche.«
Das klang für Sara recht eingeschränkt, aber sie war nicht der Mensch, der andere für seine Entscheidungen kritisierte. Sie deutete auf die an ihnen vorübergehenden Männer und Frauen. »Sie tragen auch Stoff um ihre Kehlen und Handgelenke.«
»Ja.«
»Warum?«
»Diese Männer und Frauen halten sich an die alte Art und die Schriften des Ordens.«
»Des Ordens?«
»Des Eternal Breed . Vampirgesetz, Vampirgötter.« Er klang verbittert. »Sie sind hierfür verantwortlich. Sie bestimmen, wie ein Vampir leben soll, um innerlich und äußerlich rein zu bleiben. Und bis der wahre Gefährte oder die wahre Gefährtin sie oder ihn findet, werden die Stellen an ihren Körpern, denen meist Blut entnommen wird, nämlich Hals und Handgelenke, bedeckt gehalten.«
Sara war bestürzt. Das klang ziemlich unzivilisiert. »Und alle hier akzeptieren es und befolgen das Gesetz?«
»Wenn sie friedlich leben wollen, ja.«
»Aber du und deine Brüder …«
»Sind von hier geflüchtet«,
Weitere Kostenlose Bücher