Ewiges Verlangen
»In der Tat.« Dann wurde er wieder ernst. »Bronwyn, ich respektiere Ihren Wunsch nach einer Eheleite, aber warum glauben Sie, Alexander sei Ihr wahrer Gefährte?«
Sie zögerte, bevor sie antwortete. Obwohl sie offiziell über wahre Gefährten, über deren Geschichten, deren Blutlinien und die Stellen ihrer Kennzeichnungen auf der Haut recherchierte, war sie während des letzten Jahres für einen Privatklienten in die Geschichte einer weiteren Vampirlinie eingetaucht, eine Abstammung, die strittig und vertraulich war. Dort hatte sie ihren wahren Gefährten gefunden, einen Sohn des Breeding Male , der dankenswerterweise kein Fortpflanzungsgen in sich trug.
Sie blickte erneut zu Nicholas, der sie genau beobachtete. Sie musste dem Paven irgendetwas erzählen. Das war nur fair. »Ich studiere Vampir-Ahnenforschung. Das ist die Arbeit meines Lebens, meine Passion. Ich weiß nicht, wie viel Sie über das Thema wissen, aber wenn ein Paven oder eine Veana geboren werden, tragen sie drei Kopien jedes Gens in sich, eines von der Mutter, eines vom Vater und eines von ihrem wahren Gefährten. Mit Blut- oder Hautproben kann ich jeden dieser passenden Vampire finden.«
»Und Sie glauben, dass Sie und Alexander zusammengehören?«
»Das glaube ich.«
»Wie sind Sie an eine Probe von Alexanders Blut gekommen?«
Sie zögerte und wählte ihre Worte sehr sorgfältig. »Der Orden entnimmt jedem Reinblütigen bei der Geburt eine Blutprobe. Und er unterstützt meine Arbeit, denn sie glauben, es könnte lebenswichtig sein, Gefährten frühzeitig zur Fortpflanzung zusammenzubringen, falls der Eternal Breed vernichtet würde.«
»Können Sie mir etwas zeigen?«, fragte Nicholas. »Ein Zertifikat? Einen konkreten Beweis?«
Sie besaß eines, aber das Dokument gab auch Informationen preis, die sie mit niemandem teilen durfte. »Das Gesetz verlangt für eine Eheleite keinen solchen Beweis«, erwiderte sie rasch, »nur eine Bereitschaft …«
»Hier gibt es keine verdammte Bereitschaft, Prinzessin«, rief Lucian herab, und Sarkasmus troff aus seiner Stimme wie tödlicher Honig.
Nicholas seufzte. »Sie haben Recht, Miss Kettler. Sie bekommen Ihre drei Wochen.«
»Ich danke Ihnen«, erwiderte sie erleichtert, aber auch wachsam. »Wo soll ich meine Sachen lassen?«
»Wie wäre es draußen auf dem Bürgersteig?«, schlug Lucian vor. »Ich werde Ihnen helfen.«
Bronwyns Blick fuhr gedankenlos zum zweiten Stockwerk, und sie fragte heftig: »Was ist eigentlich Ihr Problem, Paven ?«
Aber dieses Mal waren keine mit Jeans bekleideten Beine, keine lässig auf dem Geländer aufgestützten Stiefel zu sehen. Dieses Mal stand der Teufel selbst dort. Lucian Roman war, wie Nicholas, groß und besaß ebenso erschreckend breite Schultern, aber da endete die Ähnlichkeit auch. Der Jüngste der Romans sah atemberaubend, furchterregend gut aus, sein kinnlanges Haar so weiß wie Engelsflügel, seine mandelförmigen Augen todbringend und wollüstig, sein Gesicht hart und wie gemeißelt. Für Bronwyn war sein Anblick wie die Sicht auf die andere Seite des Todes, und doch konnte sie nicht wegsehen.
Sein Blick wanderte ihren Körper entlang, von Kopf bis Fuß, auf die schamloseste Art, wie eine Zunge, die an einer Eistüte leckte, wie ein Paven , der schon so manches Jungfernhäutchen einer Veana durchstoßen hatte.
Nicholas räusperte sich neben ihr. »Evans wird Sie zu Ihrem Zimmer bringen, Miss Kettler.«
»Ich danke Ihnen.« Bronwyn riss den Blick von Lucian los, nickte Nicholas kurz zu und folgte Evans dann. Sie hatte die Tür schon fast erreicht, als sie plötzlich noch einmal stehenblieb, sich umwandte und Lucian ein letztes Mal ansprach. »Und übrigens, Mr. Roman, meine Geschäftspartnerin Edel stillt mich nicht. Aber hin und wieder lasse ich mir von ihr den Hintern abwischen.«
Edel schnaubte vom Flur aus, und Nicholas lachte laut, aber Lucian blieb ungerührt, während er sie beobachtete, auch wenn er seine dichten blonden Augenbrauen einen guten halben Zentimeter in die Höhe zog.
Bronwyn nickte ihm kurz zu, wandte sich um und verließ die Bibliothek.
Alexander landete in der Nähe des rückwärtigen Eingangs seines Hauses. Die Nacht war der tiefen Stille und bitteren Kälte der Vordämmerung gewichen, und alle Muskeln seines Körpers sagten ihm, dass er hineingehen und Schutz suchen sollte, bevor die Sonne ihr gnadenloses Gesicht zeigte.
Die Hintertür öffnete sich, und Alexander trug Sara, ohne ein Wort zu Evans, ins Haus. Sie
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