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Ewiges Verlangen

Ewiges Verlangen

Titel: Ewiges Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wright
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Handflächen stachen und einen Schmerz, den er nicht bezwingen konnte, durch einen anderen ersetzten, den er bezwingen könnte.
    »Der Hunger wird stärker«, sagte Evans, der ihn beobachtete.
    »Unterdrücken Sie das Mitleid in Ihren Augen, Evans«, knurrte Alexander.
    »Sir. Miss Kettler könnte …«
    »Nein.«
    »Sie ist rein.«
    »Hören Sie auf!«
    »Auch wenn sie nicht Ihre wahre Gefährtin ist, wird ihr Blut Sie nähren, Ihnen Zeit verschaffen …«
    Alexanders Hand schoss durch die Stäbe und legte sich um Evans’ Hals. »Noch ein Wort, und Ihr Blut wird mich nähren – so unrein und schwach es auch ist.«
    Evans, der ein Stück über dem Boden hing, schwieg nun mit zitterndem Kinn, seine Augen vor Angst stark geweitet. Kurz darauf ließ Alexander ihn verärgert los. »Gehen Sie.«
    Sara hatte sich verirrt.
    Sie war Evans vor zwanzig Minuten in einen abgelegenen Teil des Hauses, durch eine Tür und einige Stufen hinab in das gefolgt, worin sie einen Keller vermutete, was sich aber als komplette geheime Welt unter den Straßen SoHos erwies.
    Sie blickte hinter sich, den Tunnel entlang, der hoch, relativ breit und ungefähr alle zehn Meter von Fackeln erleuchtet war. Er verlief ewig weiter und verzweigte sich in mehrere Richtungen. So hatte sie Evans verloren. Angst vor dem, was in den jenseitigen Schatten lauern mochte, hatte sie ihre Entscheidung, dem Diener zu folgen, schon viele Male in Frage stellen lassen, aber ihr Tatendrang und ihre Neugier, zusammen mit dem unerschütterlichen Gefühl, dass Alexander in der Nähe war, ließen sie weitersuchen. Als Ärztin stellte sie die niederen, rohen Instinkte, die sie dazu drängten, ihn zu finden, in Frage, aber als Frau lief sie blindlings voran.
    Sie bahnte sich ihren Weg durch die Tunnel, während die Luft immer kälter wurde und sie ihren Atem sehen konnte. Noch während sie sich fragte, ob noch jemand außer den Romans die Tunnel benutzte, erblickte sie vor sich etwas und erstarrte.
    Ein Mann – klein, gedrungen und entschieden nicht Evans. Er stand an einer Wand, vollkommen still, das Kinn angehoben. Sara wandte sich so leise wie möglich um, eilte den Weg zurück, den sie gekommen war, und bog in einen anderen Tunnelgang ein, den sie zuvor verworfen hatte. Sie lief weiter, wobei es ihr wärmer wurde, und verlangsamte ihren Schritt erst, als sie vor sich ein weiteres Licht sah und eine Stimme hörte, die sie erkannte. Ihr Herz tat einen Satz, und sie lief voran, ins Licht eines kalten, höhlenartigen Raumes.
    Aber ihre Freude starb einen raschen Tod. Eine Zelle, eher ein Käfig, war in die Felswand eingelassen, deren Stahltür geschlossen war. Als Sara sich näherte, sah sie, dass sich in der Tür eine Öffnung befand, drei Eisengitterstäbe, die einen einsamen Gefangenen preisgaben. Alexander. Bei dem Anblick krampfte sich ihr Inneres zusammen. Sie sah ihn in dem trüben Licht auf Knien liegen, nackt und zitternd, über den toten Körper einer Kuh gebeugt. Seine Fänge waren leicht entblößt, und er wollte gerade zuschlagen, wollte sich nähren …
    »Oh Gott.« Alle Luft wich aus ihrer Lunge.
    Alexander hob jäh den Kopf. Seine Augen waren blutrot und bedrohlich, als er sie direkt ansah. Er wirkte in diesem Moment zutiefst unmenschlich – wie ein hungriger Wolf, bereit, alles zu töten, was sich seiner unberührten Mahlzeit näherte. Er senkte das Kinn und knurrte sie an, seine Fänge nun vollkommen entblößt, Zwillingsklingen, die den unmittelbaren Tod bedeuteten.
    Sara machte verstört und verwirrt auf dem Absatz kehrt und lief aus dem Raum und den Flur hinab, während ihr Herz gegen ihre Rippen schlug. Die Szene spielte sich vor ihrem geistigen Auge immer wieder ab, und plötzlich konnte sie nicht mehr atmen. Sie hielt am Anfang des Tunnels inne und suchte an der Felswand Halt. Was geschah mit ihr? Warum hielt sie inne? Warum lief sie nicht zum Ausgang? Warum wollte sie nicht erschreckt, verzweifelt von ihm fortgelangen? Warum sehnte sie sich sogar jetzt – selbst nach dem, was sie gerade gesehen hatte – danach, dass die Bestie in ihm sie aufsuchte?
    »Du hast mich gesehen.«
    Sara keuchte und wirbelte herum. Alexander ragte, nackt und erregt, mit bebenden Nasenflügeln und gebleckten Fängen, über ihr auf, und seine reine Gegenwart drängte sie an die Wand des kalten Tunnels zurück.
    »Du hast gesehen, was ich bin«, fauchte er.
    Sara suchte schwer und ungleichmäßig atmend seinen Blick. »Ja.«
    »Ein blutrünstiges Tier.«
    »Ja.«
    Er

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