Ewiges Verlangen
nicht. Er blieb vor der Tür stehen. »Sara?«
Sie schwieg.
»Was ist wirklich los?«, drängte er, nun in sanftem Tonfall, als wollte er es wirklich wissen und ihr helfen zu verstehen. »Befürchtest du, dass dein Lebenswerk wertlos wird? Dass du keine Identität mehr haben wirst, kein Sinn mehr besteht, wenn er geheilt ist?«
Ihr Herz begann zu rasen, und sie mühte sich zur Badewanne hinüber und schaltete die Dusche ein.
»Ist es vielleicht so, dass du dich dem nicht stellen kannst?«, fragte er lauter. »Dich dem nicht stellen kannst, was du getan hast, wenn er wirklich gesund wird?«
»Schweig!«, schrie sie und wurde nun von heftiger Panik erfasst. Sie stieg vollkommen angezogen in die Dusche, setzte sich unter den Wasserstrahl und wollte verzweifelt nicht nur seine so verfluchte Analyse ihrer Person ausschließen, sondern auch die Fragen, die sie in ihr auslöste. Sie hätte es sein sollen. Sie hätte Gray helfen, ihn heilen und zu ihrer Mutter nach Hause bringen sollen. Wenn sie es nicht tat, was war sie dann anderes als eine gewaltige, Zeit verschwendende Versagerin? Wenn sie ihn nicht heilte, wie sollte sie dann jemals Vergebung dafür erlangen, dass sie ihn ursprünglich gebrochen hatte?
Sie hörte, wie die Tür geöffnet wurde, wie sie zurückschlug und Alexander das Badezimmer betrat. Er riss den Duschvorhang zurück und blickte auf sie hinab, sein Körper jäh von Wasserdampf umhüllt.
»Jesus.« Er zog sich aus, stieg in die Dusche und kniete sich vor sie hin. »Lass mich ihm helfen. Lass mich dir helfen.«
Sie hob den Blick. »Du willst mir nicht helfen – du willst, dass ich zurückkomme. Nur das ist für dich wichtig.«
Alexander umschloss ihr Gesicht mit beiden Händen, während Wasser ihren Rücken hinabrann. »Ja, das will ich, das brauche ich. Gott helfe mir, aber das Verlangen, dich in meiner Nähe zu haben – dich in Sicherheit zu wissen –, ist qualvoll und unleugbar. Aber ist das wichtig? Ist das das Motiv?«
Tränen wie Blutstropfen lösten sich aus ihren Augen, und ihre Worte klangen erstickt und gequält. »Ich habe Angst.«
»Wovor?«
Sie senkte den Kopf. »Wenn ich dich das tun lasse, bin ich eine Versagerin. Verstehst du das nicht? Du hättest ihn zurückgebracht. So haben wir nicht gewettet. Ich habe ihn gebrochen, ich heile ihn.«
»Sieh mich an«, forderte er. »Sieh mich an, Frau.«
Sie begegnete erneut seinem leidenschaftlichen Blick.
»Du bist keine Versagerin. Du bist dies.« Er berührte ihre Brust, ihr Herz. »Du birst vor Leben und vor Liebe. Du bist großartig, einzigartig, erstaunlich, meine Eroberin und meine Freundin. Und täusch dich nicht. Du hast Gray am Leben erhalten, so wie du mich an jenem Morgen auf deiner Türschwelle am Leben erhalten hast.« Er senkte die Stimme. »Du musst aufhören, dich selbst zu bestrafen.«
Saras Lippen zitterten, und sie blinzelte, so dass Tränen auf ihre Wangen fielen.
Er schüttelte den Kopf. »Ich liebe dich, Sara.«
Ihr stockte der Atem. »Was hast du gesagt?«
Er streichelte ihr Gesicht, schob ihr sanft das nasse Haar hinter die Ohren, beugte sich vor und küsste zuerst ihre Oberlippe und dann ihre Unterlippe. »Was ich noch nie zu jemandem gesagt und noch nie für jemand anders als meine Brüder empfunden habe. Ich liebe dich, und so unmöglich es auch sein mag, du gehörst zu mir, so wie ich zu dir gehöre.«
Sein Mund bedeckte ihren nun vollständig, und Sara erwog einen Moment, ihm zu widerstehen, ihren Gefühlen zu widerstehen, ihrem Verlangen zu berühren und von diesem Paven berührt zu werden, der behauptete, sie zu lieben. Aber der Moment verging rasch, und Sara erwiderte seinen Kuss, ihre Arme um seinen Hals geschlungen, ihre Zunge zwischen seine geteilten Lippen gleitend, womit sie ihm sagte: Ja, ja. Sie gehörte zu ihm, und sie gehörten zusammen, waren verbunden, verschmolzen.
Alexander stöhnte, legte die Hände um ihre Taille und ergriff ihre nassen Kleider, während die Dusche über ihnen auf sie beide niederregnete. Er liebkoste ihren Mund, seine Zunge streifte die ihre, und seine Zähne nagten hungrig an ihren Lippen. Er liebte sie. Sie erschauderte, trotz des heißen Wassers und des süßen Angriffs seines Mundes, bei der Erinnerung an seine Worte. Es würde kein Tag vergehen, an dem sie ihn nicht diese Worte sagen hören, keine Nacht, in der sie sich nicht an seine Augen erinnern würde, zärtlich und wahrhaftig, während er gestand, was sie bereits wusste. Es bestand ein unlösbarer,
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