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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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das grüne Licht real gewesen, oder spielten ihr die Augen einen Streich?
    Sie stand einige Minuten lang still, die Arme unter die Jacke gesteckt. Die Kälte zehrte an ihrer Kraft und machte ihr Gesicht taub. Der Stoff der Barrikaden spannte sich und knatterte in einer Brise. Sie erwartete eine Kugel und zuckte zusammen, als ein Regentropfen auf ihr Lid klatschte. Eine schwarze Wolkenwand schob sich langsam vor den Mond. Sie konnte auch in der Nähe kaum etwas erkennen.
    Es fielen noch mehr Regentropfen. Sie horchte nach Lauten außerhalb der Barrikade – plötzlich alarmiert, mit gesträubten Haaren. Keine Stimmen. Nicht einmal das Hufestampfen und Wiehern von Pferden, die sich über die Nässe beklagten. Finsternis, Regenschauer und Wind, der das Segeltuch peitschte.
    Der Mond schimmerte durch eine Lücke. Lugotorix stand neben ihr, groß und durchnäßt. Er sagte nichts, berührte aber ihren Arm und deutete über den Zaun zu ihrer Linken. Etwas Großes und wie ein Schwert Geformtes, so breit wie die gespreizten Arme eines Mannes, türmte sich über ihrem kümmerlichen Gefängnis auf. Seine Enden wogten wie Wasser. Schnell kurvte es gleichmäßig zur Seite und kam außer Sicht. Tod, dachte sie. Es sieht wie Tod aus.
    »Kirgisisch?« fragte der Kelte ruhig. Niemand sonst schien es bemerkt zu haben.
    »Nein«, sagte sie.
    »Ich glaube nicht«, murmelte Lugotorix. Rhita suchte Oresias oder Jamal Atta bei der zeitweiligen Erhellung ausfindig zu machen. Sie waren aber zwischen den Männern verborgen. Ehe sie sie finden konnte, verschwand der Mond wieder.
    Ein schreckliches ratschendes Geräusch von allen Seiten erschreckte sie. Sie stieß einen leisen Schrei aus und tastete nach Lugotorix; aber der war nicht da. Die Zeltstoffbarrikade wurde in Stücke gerissen, Wind brauste dahin wie im Nachwirbel des Durchgangs von etwas riesig Großem. Nägel drangen ihr in den Hals und benahmen ihr den Atem. Eins, Pause, zwei, Pause, dann drei, vier und fünf. Sie konnte nicht umkippen. Lugotorix wimmerte in der Nähe wie ein geprügelter Hund, wie sie es noch nie von ihm gehört hatte. Mit zurückgeworfenem Kopf, offenem Mund, Haar und Nacken auf etwas Eiskaltem ruhend, sah sie wieder, wie sich die geraden grünen Linien über ihnen kreuzten.
    Irgend etwas hob sie hoch. Es kam ihr vor, als wäre das Gras sehr groß und metallisch geworden. Das Camp war bedeckt von schwingenden, elastischen Stahlklingen mit Kanten wie wogendem Wasser und glatten grünen Schilden oder Kapuzen an der Spitze. Ihr Rücken versteifte sich, bis sie wünschte schreien zu können, aber alle ihre Muskeln waren wie eingefroren. Sie konnte noch sehen, merkte aber, daß sie allmählich die Fähigkeit zu denken verlor.
    Während einer sehr lang erscheinenden Zeit sah sie alles und nichts. Sie hätte ebenso gut tot sein können.

 
31. KAPITEL

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Gaia
     
    Das Schlüsselbein kam in ihre Hände und tröstete sie. Es kannte sie. Für den Augenblick war das genug. Es wurde zurückgezogen, und sie vermißte es sehr.
     
    Ganz kurze Zeit danach erkannte sie, daß das Schlüsselbein ihr mitgeteilt hatte, daß das Tor voll etabliert war mit einer ›bequemen Weite‹. Es gab noch andere Tore. Das war ihr kein Trost.
     
    Lugotorix, nackt zwischen zwei riesigen Schlangenschwertern stehend, war an Armen und Beinen von leuchtend grünen Punkten berührt.
     
    Du hast mit diesem Mann Verbindung?
    Ja.
    Brauchst du ihn?
    Ja.
    Und die anderen?
     
    Sie dachte an Demetrios und Oresias.
    Sie hatten sie gerettet.
    Sie fragte sich, was wohl mit den anderen geschehen würde.
    Es war für sie kein Trost, daß sie ein Zentrum der Aufmerksamkeit war. Einerseits gab es viele wie sie; und manche ihrer Selbste waren unangenehmen Erfahrungen unterworfen. Das war alles, an was sie sich erinnerte. Ihr Körper war nicht geschädigt.
    Sie hatte keine Privatsphäre.
    Man fragte sie, ob Athene Tore zu Gaia geöffnet hätte, oder Isis oder Astarte. Rhita sagte nein. Sie glaubte nicht, daß diese Wesen oder Götter wirklich existierten. Das erregte Interesse. Sind die Götter imaginäre Begleiter, um euch wegen der Möglichkeit des Sterbens zu trösten?
    Sie wußte nicht, was sie darauf antworten sollte.
    Du hast das Schlüsselbein nicht gemacht.
    Das erforderte keine Antwort. Soviel mußte offenkundig gewesen sein.
    Wie hast du es gefunden?
    Sie erzählte es ihnen.
    Sie zeigten großes Interesse an der Sophe.
    Sie ist tot, berichtete Rhita ihnen.
    Du kommst von ihr her.
    Wiederum war keine

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