Ewigkeit
Antwort erforderlich.
Einige Zeit höchsten Unbehagens, schlimmer als Schmerz.
Es lohnte sich fast zu erleben, wie die Zeit verging.
Ohne Erinnerung stand sie an einem Ort blauen Himmels mit zerbröckelndem Marmor, der das Meer überschaute.
Dies verging und kam wieder; und sie war um Jahre jünger, stand im Heiligtum der Athene Lindia. Sie erinnerte sich an alles, einschließlich ihres Lebens nach diesem Augenblick. Ein junger Mann stand in ihrer Nähe, irgendwie hübsch; sein Gesicht war undeutlich ausgeprägt. Er trug ein weißes Byssos-Hemd und dunkle Hosen mit geschlitzten und zusammengebundenen Beinen, wie ein Fischer, der er aber nicht war. Sie fragte sich, ob das ein Liebhaber war. Aber er war weder dieses noch ein Freund.
»Ist dies dir angenehm?« fragte er und ging um sie herum. »Bitte, sei ehrlich!«
»Es tut nicht weh.«
»Ich hoffe, du wirst unsere Einmischung verzeihen. Wir hatten wenige Gelegenheiten, mit deiner Art direkt zu kommunizieren. Du bist grob behandelt worden.«
Sie verzieh nichts. Ihre Verwirrung war für solche Nettigkeiten zu groß.
»Wäre es dir lieber, wenn ich einen Namen hätte?«
»Ich will dich auf keinen Fall kennenlernen.«
»Möchtest du, daß wir hierbleiben?«
Es schien klug zu sein, ja zu sagen. Sie nickte. Sie freute sich über die Sonne auf ihrem Gesicht und die kühle Sicherheit des verlassenen Tempels in dem Felsen. Sie glaubte nicht, daß sie tatsächlich dort wäre.
Ich bin Rhita, sagte sie zu sich. Ich bin am Leben. Vielleicht hat man mich durch das Tor geholt.
Vielleicht ist Großmutter vom Hades gekommen.
32. KAPITEL
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Thistledown City
Aus Gründen, die nur ihm selbst und seinem Advokaten klar waren, hatte der Präsident beschlossen, nicht in den offiziellen Nexuswohnräumen unter der Kuppel Quartier zu beziehen. Statt dessen wählte er zeitweilige Unterkunft in einem kleinen, schlicht ausgestatteten Apartment in einem Gebäude aus dem Fünften Jahrhundert neben dem Arboretum, einen Kilometer von der Kuppel entfernt. Vier Stunden nach Mirskys Aussage hielt Farren Siliom dort Audienz ab mit Korzenowski, Mirsky, Olmy und Lanier. Er verhielt sich streng formal. Er schien Ärger zurückzuhalten.
»Entschuldigen Sie meine Offenheit!« piktographierte er an Korzenowski. »Ich habe niemals während meiner Existenz im Weg und jetzt nahe der Erde einen so verräterischen Meinungswechsel bei einem angesehenen Bürger des Hexamons erlebt.«
Korzenowski machte eine leichte Verbeugung mit steifer Miene. Er sagte: »Ich stelle diese Forderungen widerstrebend und unter Druck. Das sollte deutlich sein.«
»Ich bin sicher, daß der ganze Nexus eine Talsitsitzung braucht«, sagte Farren Siliom und drückte auf seine Nasenwurzel. Der Präsident blickte auf Lanier, der ihn mit einem lässigen Blinzeln abzufertigen schien, und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf Mirsky. »Das Hexamon hält sich für eine fortgeschrittene Gesellschaft, was auch immer unsere selbstgemachten Beschränkungen… Aber ich finde es sehr hart zu glauben, daß unsere Arbeit so weitreichende Konsequenzen haben könnte.«
»Sie stecken in einer Zwickmühle«, sagte Mirsky.
»Das behaupten Sie. Wir sind aber nicht ganz so harmlos. Ich erinnere mich gut an Olmys Hinterlist gegenüber den Geshels vor einigen Jahren, als er den Ingenieur zu uns zurückbrachte. Er hat allen echten Naderiten einen Dienst erwiesen. Aber ist dies eine andere Art von Täuschung oder Manipulation?«
»Die Wahrheit meiner Geschichte sollte offenkundig sein«, sagte Mirsky.
»Nicht so offenkundig für jemanden, der die letzten zehn Jahre um Sympathie für Wiederöffnung gekämpft hat. Der mit dem Ingenieur neben mir gekämpft hat, obwohl das jetzt schwer glaublich erscheint.«
Lanier schluckte und fragte: »Darf ich mich setzen?«
»Ohne weiteres«, sagte Farren Siliom. »Meine Verärgerung schadet meinem guten Benehmen.« Der Präsident ließ einen Sessel für Lanier formen und befahl dann auch noch Sessel für alle. »Wir werden einige Zeit zu reden haben«, sagte er zu Korzenowski.
»Ich bin ein recht praktischer Mann«, fuhr Farren Siliom fort, »so praktisch wie ein Politiker sein kann, der einer Nation von Träumern und Idealisten vorsteht. Das ist es, wofür sich das Hexamon hält und schon seit Jahrhunderten gehalten hat. Aber wir sind auch dickköpfig gewesen, stark und eigenwillig. Wir haben die Herausforderung des Weges einmal angenommen. Aber wir haben gegen die Jarts fast verloren; und die
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