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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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müssen, die sie vielleicht schwach erscheinen ließen.
    »Möchtest du, daß ich einen Namen habe?« fragte der Begleiter freundlich.
    »Hast du keinen eigenen Namen für dich?«
    »Meine Kameraden reden mich auf verschiedene Weise an. Aber in dieser Form, wo nur du mich siehst und zu mir Kontakt hast, habe ich keinen Namen.«
    Seine scheinbare Stumpfheit erneuerte ihre Verstimmtheit. »Bitte, wähle einen Namen!« sagte sie und wandte sich von ihm ab.
    »Dann werde ich Kimon sein. Ist das ein passender Name?«
    Sie hatte in der Schule einen Paidagogos namens Kimon gehabt. Er war ein rundlicher, sympathischer Mann gewesen, höflich und beharrlich, aber nicht schnell. Als junges Mädchen hatte sie eine tiefe Zuneigung empfunden. Vielleicht hoffte der Begleiter, sich das zu Nutze zu machen. Und vielleicht braucht er gar keinen so deutlichen Vorwand. »Nein«, sagte sie. »Das ist nicht dein Name.«
    »Wie sollte mein Name dann lauten?«
    »Ich werde dich Typhon nennen«, sagte sie. Aus Hesiodos das schreckliche Wesen, welches mit Zeus gekämpft hatte, Sohn von Gaia (daher das menschliche Aussehen des Begleiters) und Tartaros, ein tief vergrabenes, unendlich böses Monster… Dieser Name würde sie stets zur Vorsicht mahnen.
    Der Begleiter nickte: »Also Typhon.«
    Von einer Sekunde auf die andere entfernte sich die Blase schnell von der Wand dahinter. Sie hatte keine Möglichkeit, ihre Geschwindigkeit abzuschätzen. Sie fühlte keine Bewegung. Ringsum schien die Finsternis von kaum erkennbaren Regenbögen erfüllt zu sein. Wenn sie hochschaute, sah sie eine Myriade schwacher Lichtstrahlen, die parallel von dem weißen Dreieck vorn ausgingen, über sie weg und hinter sie, wo sie verschwanden. Das Dreieck wurde größer und heller. Offenbar näherten sie sich irgend etwas, aber was das war, dessen konnte sie nicht sicher sein.
    Hypnotisiert starrte Rhita nach vorn, bis das weiße Leuchten ihr Gesichtsfeld füllte, fast blendend hell mit einem perligen Schimmer, der sie zugleich mit Ehrfurcht und Beruhigung erfüllte. Dies war das Licht, worin gekleidet ein Gott kommen könnte. Diese Götter, an die ich nicht wirklich glaube, dachte sie. Sie sind aber doch immer noch in mir. Athene und Astarte und Isis und Serapis und Zeus… und jetzt Typhon.
    Plötzlich umgab das Licht sie ganz, und die Dunkelheit wurde zu einem gähnenden Wall oder Loch hinter ihr. Sie erkannte alsbald, daß sie aus einem riesigen dreieckigen Prisma in ein umfassendes Bad aus perlfarbenem Licht aufgetaucht war. Sie drehte sich um und sah, daß das dunkle, gleichseitige Maul zurückwich. Es war eingerahmt von einer dünnen, dunkelroten Linie, deren Fülle und Eleganz schwer zu beschreiben war – eine Farbe, die in sich die Eigenschaften heiterer Würde, vibrierenden Lebens und schrecklicher Gewalt zugleich zu tragen schien.
    »Wo bin ich?« fragte sie. Ihre Stimme war nur ein Flüstern.
    »Hinter uns ist ein Fahrzeug. Wir befinden uns in einem Vakuum innerhalb einer Röhre aus glühenden Gasen. Wir werden jetzt durch diese Röhre hinuntersteigen.«
    Sie hatte immer noch keine klare Vorstellung, wo sie waren. Ihr Magen hatte sich verkrampft. Sie stellte fest, daß so viel Fremdheit ihr nicht gut tat. Wie hatte wohl die Sophe reagiert beim Anblick so vieler seltsamer Dinge? Es gab eine Zeit, da Gaia selbst Rhitas Großmutter fremdartig und vielleicht furchterregend vorgekommen war.
    Sie rieb sich die Augen mit den Fäusten. Sie taten weh. Ihr Hals tat auch weh durch so starkes Ausrecken. Kopfschmerzen machten sie elend; und doch war in dem Licht eine Schönheit…
    Vielleicht reagiere ich nicht richtig. Ich sollte wohl dankbar sein, daß ich noch bei gesundem Verstand bin.
    Das Glühen wurde stärker, und sie empfand ein momentanes Kribbeln. Sie passierten die Grenze der Röhre aus perligem Licht. Unten lag etwas Unverständliches, kompliziert wie eine riesige Karte von blaßgrüner Farbe mit weißen und braunen Linien und punktiert in rhythmischen Intervallen mit Reihen kegelförmiger Türme aus aufgestapelten Scheiben mit abgerundeten Kanten.
    Wieder fühlte sie eine Reorientierung und konnte mit Verständnis sehen und hatte nicht nur geordnete Sinneseindrücke.
    Sie befanden sich innerhalb einer geschlossenen, länglichen Fläche, rund wie ein Zylinder oder eine Röhre, aber ungeheuer groß. Die Zylinderoberfläche war ausgebreitet wie ein kretisches Textilmuster, alles blaßgrüne, braune und weiße Farben, oder wie… ihr fehlten Vergleiche.
    Rhita

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