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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Kellen führte Olmy durch eine kurze Halle in eine düstere kubische Zelle von kaum drei Metern Seitenlänge.
    Er sagte: »Dies ist das Zugriffsterminal zum Gedächtnisspeicher.« Dann setzte er sich auf einen gekrümmten Metallschemel vor einem breiten Stahlpaneel ohne Merkmale, das in Bauchhöhe in eine Wand eingelassen war. »Ich habe damit gespielt… und etwas Schreckliches gefunden.«
    Er berührte das Paneel, und an zwei Stellen erschienen schwache runde Lichter. »Zugang, allgemeiner Schlüsselcode. Ich bin Davina Taur Ingel.«
    Dieser Name hatte wohl einem – vermutlich weiblichen Vorfahren des ehemaligen Ministerpräsidenten des Unendlichen Hexamons gehört, der Ilyin Taur Ingel geheißen hatte. Mar Kellen ging mit dem Paneel so um, als ob er einige Übung darin hätte.
    »Dies war der schwierige Teil. Die Sicherheitssysteme sind ausgeschaltet, aber es gab nach ihnen wahre Labyrinthe für den Zugang, die in die Gedächtnisstruktur eingefügt waren. Sie waren sehr vorsichtig, unsere mysteriösen extralegalen Leute. Wenn es keine Labyrinthe gegeben hätte, könnte ich dir dies umsonst geschenkt haben, so wie ein alter Freund einem anderen etwas Nützliches überläßt. Aber ich war nicht allein, als ich diese Entdeckung machte. Beni war bei mir…«
    Olmy bemerkte einen scharfen Anstieg in den Emotionen von Mar Kellen. Der alte Soldat empfand Kummer, Wut und schließlich eine Art grimmigen Triumphes. Mar Kellen war aufrichtig, aber war er geistig gesund?
    Er machte Olmy ein Zeichen, einen Schritt vorzutreten und seine Hand unter einem grünen Licht auf das Paneel zu legen.
    »Keine Sorge, halt nur deine persönlichen Schranken bereit! Du kannst damit umgehen. Ich habe es knapp hingekriegt, aber es hat uns durch eine Überraschung erwischt.«
    Mar Kellen sagte: »Zugriffperson, Gast von Ingel.«
    Olmys Kopf ruckte zurück, und alle seine Muskeln verkrampften sich. Er bekam Impulse von etwas im Innern des Paneels, etwas, das nicht an einen menschlichen Körper gewöhnt war. Er sah Bruchstücke von Visualisationen, die stark verzerrt und fast unverständlich waren. Und er hörte eine Stimme, die noch weit fremdartiger war als die eines Frant… oder sogar eines Talsit-Boten.

 
    «Zeitsorge. Pflichtsorge.
Inaktive unbekannte Zeit.»
     
    Olmy riß mit beträchtlicher Anstrengung die Hände weg.
    Die Gesichtszüge von Mar Kellen zeigten jäh einen Anfall von Enthusiasmus. Der alte Soldat war ehrlich, aber auch unzurechnungsfähig. Er war durch seine Erfahrung hier geschockt, vielleicht sogar emotional geschädigt, hatte es aber geschafft, seinen Zustand bis jetzt vor Olmy fast ganz zu verheimlichen. Mar Kellen lachte und schnappte nach Luft, um wieder Fassung zu bekommen. »Es hat Beni getötet. Nachdem wir das Labyrinth enträtselt hatten. Es hat alle ihre Nervenbahnen verzerrt, sogar in ihre implantierten Erinnerungen eingegriffen und sie durcheinandergebracht. Es war nichts übriggeblieben, das man in den Speicher der Stadt eingeben konnte. Ich habe das, was von ihr noch da war, getötet und es beseitigt. Das ist der Grund, weshalb ich an dich herantreten muß.« Sein Gesicht war ausdruckslos und blaß. »Wegen ihres Verlustes, wegen ihres Schmerzes. Was glaubst du, hat man hier drin gespeichert?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Olmy zu.
    »Ich habe eine gute Theorie, falls ich recht habe…« Er streckte das Kinn vor und zeigte sein boshaftes Grinsen. »Sie müssen es vor langer Zeit eingefangen haben. Sie müssen seine Persönlichkeit, oder was immer das Äquivalent dafür ist, heimlich in diesen verborgenen Gedächtnisspeicher eingegeben haben… Und dann haben sie es aufgegeben. Es hat alle diese Jahrhunderte schlafend gewartet auf Beni und mich, damit ich darüberstolperte. Du glaubst, wir werden wieder mit den Jarts konfrontiert werden, stimmt’s? Wieviel wäre die Mentalität eines gefangenen Jarts dem Hexamon wert, wenn das geschieht, he?«
    Olmy schüttelte den Kopf, zu verblüfft, um zu antworten.
    »Komm, sieh dir dies an! Ich habe es erst gefunden, nachdem sie gegangen war, nachdem wir… Ja, komm!« Er trat auf die der Tür gegenüberliegende Wand zu. Diese teilte sich in fünf L-förmige Segmente und wich lautlos gleichmäßig zurück. Sie betraten eine große dunkle Kammer. Kalte Luft umwehte sie.
    »Zeig dich, du Bastard!« In einem Kreis oben gingen Lichter an. Ein Block aus durchsichtigem Kristall lag im Mittelpunkt der achteckigen Kammer, besetzt von einer Kreatur, die anders war als alles,

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