Ewigkeit
zusammen, während vier große Zelte errichtet wurden. Rhita lauschte ihren Plänen für den nächsten Tag von ihrem Feldbett aus, das aus einem Graspolster bestand mit einer flachen Zeltbahn darüber. Fliegen und Nachtfalter summten um ihr Licht in der Ecke des Zeltes. Sie war erschöpft und kaum imstande, die Augen offen zu halten. Dennoch konnte sie nicht recht einschlafen. Demetrios brachte eine Schüssel Suppe von der improvisierten Feldküche, und sie nippte langsam davon. Immer wieder fragte sie sich Warum hier? Warum hier ein Tor öffnen? Wer hätte Patrikia zu dieser Gaia folgen können und wer hätte das gewollt?
Seit zwei Tagen hatte es keine Nachricht auf dem Teuchos gegeben. Aber an diesem Abend legte sie den Schalter um und sah wieder die Worte ihrer Großmutter. Die war letztlich doch keine Hexe gewesen. Sie gab Rhita immer noch Ratschläge über die Politik in Alexandreia, einer Welt, die jetzt für alle Pläne und Absichten ihrer Großmutter verloren war. Rhita las die lange Botschaft und schloß etwas erleichtert die Augen. Einige Zeit hatte sie gedacht, daß Patrikia ihr vielleicht über die Schulter blickte und sie für verantwortlich hielt. Jetzt war deutlich, daß die Sophe schließlich doch sterblich gewesen war.
Erschöpft schaltete Rhita die Tafel aus, packte sie in ihr Futteral aus Ziegenleder, und drehte die Kerosinlampe herunter. In anderen Teilen des Zeltes war alles ruhig. Draußen hatte sich der leichte Wind gelegt, und die Steppe war weithin in Schweigen gehüllt, Tausende von Stadien Leere ringsum.
25. KAPITEL
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Thistledown City
Lanier fühlte ein Bedürfnis für einfaches Vergnügen und dekorierte seine Gästezimmer unter der Nexus-Kuppel um. Er ging in der Palastsuite von Raum zu Raum und gab laute Anweisungen. »Polynesisch«, sagte er im Speisesaal, der zur Zeit nüchtern, mit scharfen Linien und in klassischem Stil war. Die Dekorprojektoren durchsuchten ihre Periodenspeicher und produzierten einen von Feuer und Fackeln erhellten Zeremonialraum, mit braunen und weißen Bastmatten ausgekleidet und hölzernen Schalen. Die Wände waren aus Palmstämmen konstruiert und mit weiteren Matten aus Gras und Palmblättern bedeckt.
»Sehr gut«, äußerte er sich billigend. Indem er sich mit solchen Wundern amüsierte, konnte er sein runzliges kleines Ego besänftigen oder sich zumindest in eine bessere Stimmung versetzen.
Einstmals hatten mächtige Amtspersonen – Senatoren, Premierminister und sogar Präsidenten – hier gewohnt. Die Räume hatten Jahrhunderte lang leer gestanden nach dem Exodus, der den Weg hinab führte. Jetzt wurden sie nur für gelegentliche zeremonielle Gelegenheiten benutzt.
Korzenowski war fortgegangen, um Vorbereitungen für die Plenarsitzung des Nexus’ zu treffen. Mirsky war in seinen eigenen Räumen. Lanier hatte nichts, um sich zu beschäftigen, außer seinen eigenen Gedanken. Er kam sich vor wie ein fünftes Rad am Wagen. Er war alt, falls das eine Rolle spielte. Ein Problem wie dieses hatte stets sein Vorstellungsvermögen überstiegen. Aber er hatte seine Vorbehalte noch niemandem gegenüber geäußert, und das wurmte ihn noch mehr. Es bedeutete, daß der administrative Hund in ihm schließlich losfuhr, um den Knochen zu packen, der ihm zwischen die Zähne gezwungen worden war. Er wollte das nicht. Er wünschte Ruhe, nicht Aufregung und Herausforderung, die den Geist verbogen. Er wollte…
– die Sache nicht auf die Spitze treiben. Garry Lanier erkannte, daß er tot sein möchte.
Seine Augen öffneten sich etwas weiter, und er setzte sich auf die Stufe der Treppe, die zum Speisesaal führte (aus vulkanischem Gestein gehauen, wie die Projektoren bemerkten). Er fühlte sich, als ob sein Herz einen Schlag ausgesetzt hätte. Immer bestrebt, seine Gefühle vor sich selbst zu verbergen, war er nie mit dieser besonderen persönlichen Wahrheit konfrontiert gewesen.
Schluß mit Leben und Erfahrungen. Endgültig ausruhen. Gewißheit, daß ungeachtet aller Fortschritte in Medizin und Technik zumindest für ihn das Leben in Dunkelheit und Ruhe enden konnte.
Lanier hatte mehr außergewöhnliche Erlebnisse gehabt, als er sich deutlich zu erinnern vermochte. Ein großer Teil seines Gedächtnisses war durch schlichtes Unverständnis getrübt. Er könnte ein Jahrhundert damit verbringen, nachzuforschen, was er gesehen hatte, und doch nur ein bißchen weiser werden. Also konnte er das alles hinschmeißen und sich langlegen.
Indessen schockierte ihn
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