Ewigkeit für deine Liebe
kleine Flasche.
»Hier.« Langsam hob sie auch ihre andere Hand und schraubte den blauen Deckel von der Flasche ab.
»Was ist das?«, fragte er.
Sie hustete, und ein gequälter Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. »Es ist Sankt Beunos magisches Wasser, Chris«, erwiderte sie sanft und schüttelte die Flasche. »Für dich.«
Christian unterdrückte seinen Ärger. »Warum, Liebste? Für mich kann nichts mehr getan werden. Ich bin bereits gestorben.«
Sie sah ihn an, und ihr flehentlicher Blick zerriss ihm fast das Herz. »Bitte! Tu mir den Gefallen, mein Liebster.«
Das Herz stieg ihm in die Kehle bei ihrem Kosewort, denn keiner hatte dem anderen bisher seine Liebe gestanden, und das aus gutem Grund.
Wann immer sie es in der Vergangenheit getan hatten, folgte kurz darauf die Katastrophe.
»Chris?«, rief Justin. »Für mich ist kein Platz da unten. Ist sie verletzt?«
»Nein«, erwiderte Christian, obwohl er wusste, dass er wahrscheinlich log. »Halt nach Gawan Ausschau.«
»Sei ihnen nicht böse«, bat Emma. »Ich habe sie beide angefleht.«
Christian schenkte ihr ein erzwungenes Lächeln. »So war das also.«
Sie hob wieder das Fläschchen. »Bitte! Warum versuchst du es nicht wenigstens? Selbst wenn das Wasser geradewegs durch dich hindurchläuft, versuch es zu trinken. Bring deinen Kopf näher heran und öffne deinen Mund.«
»Nur weil ich dir nichts verweigern kann«, sagte Christian, beugte sich zu ihr herab und öffnete die Lippen.
Mit kraftloser Hand hob sie die kleine Flasche und ließ die Flüssigkeit in Christians Mund rinnen.
Natürlich sickerte sie durch ihn hindurch.
Emma fielen die Augen zu. »Es tut ... mir ... leid ...«
»Emma!«, sagte er erschrocken.
Mit geschlossenen Augen tat sie einen tiefen, unsicheren Atemzug. Ihr Arm fiel herab, ihre Hand öffnete sich, und ihre Finger konnten das Fläschchen kaum noch halten.
»Emma!«, schrie er.
Dann ging ein Zucken durch seinen Körper. Durch seine Glieder, seine Adern schoss ein scharfer Schmerz – als hielte jemand seine Nervenenden in der Hand und zerrte wild daran. Er krümmte sich und hielt sich seinen Magen. »Was – Emma!« Er sah sie an, aber sie regte sich nicht mehr, lag da wie tot. »Nein, Emma, nicht! Ich werde dich nicht verlieren! Nicht schon wieder! Diesmal nicht!«
Zwischen den Krämpfen, die ihn schüttelten, Justins Schreien und dem Surren der Helikopterflügel über St. Beunos streckte Christian mit eisernem Willen seine Hände nach Emmas aus und schaffte es, seine Finger um das Fläschchen zu legen, das sie verzweifelt festhielt. Seine Hand verwandelte sich in Feuer durch die ungeheure Kraft, die er heraufbeschwören musste, um den kleinen Behälter an Emmas Lippen halten zu können. Schwer atmend ließ er das verbliebene Wasser zwischen ihre geöffneten Lippen laufen. Als der letzte Tropfen heraussickerte, ließ er die Flasche fallen.
Und dann bedeckte er Emmas Mund mit seinem und flüsterte die Worte, die sie, wie er hoffte, hören wollte. Sie hatte sie schon einmal gehört, und jetzt sprach er sie ein letztes Mal zu ihr.
»Cara ’ch hwchwaneg awron na ’r ’n flaen amsera Adfeiliasis i mewn cara chennych« , flüsterte er ihr ins Ohr. »Fi would braidd cerdd ’dragwyddol, fel bwci at ’ch ochra, na heboch o gwbl. Ich liebe dich noch mehr als beim ersten Mal, als ich mich in dich verliebt habe. Und lieber würde ich eine Ewigkeit als Geist an deiner Seite schreiten, als völlig ohne dich zu sein.«
Als pechschwarze Finsternis sich hinter seine Augen drängte und Glasscherben seine Haut zu durchbohren schienen, entfernte er sich langsam immer mehr von ihr. »Lebe, Emma!«, wisperte er. »Bitte, Gott!«
Und dann krachte eine Mauer der Dunkelheit über ihm zusammen.
»Emma? Öffne die Augen, Mädchen!«
Emma hörte Gawans Stimme. Zunächst nur weit entfernt, aber dann wurde sie unangenehm laut. Was gar nicht einfach war, da er doch sonst immer so eine wohlklingende Stimme hatte.
Und da zwang sie sich, die Augen zu öffnen, blinzelte mehrmals und sah sich um.
Sie war in ihrem Zimmer bei den Ballasters in Arrick.
»Christian?«, fragte sie, sich umsehend, und blinzelte noch einige Male, um ihre verschwommene Sicht zu klären. »Chris?«
»Lieg still, Emma!«, sagte Gawan und kam, um sich auf ihre Bettkante zu setzen. »Wie fühlst du dich?«
»Was ist geschehen?«, entgegnete sie, ohne seine Frage zu beantworten. Sie versuchte, sich auf die Ellbogen aufzurichten, aber seine großen Hände hielten sie
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