Ewigkeit für deine Liebe
zu verstehen gegeben, dass sie einen Vorsprung finden würde, und sobald sie ihn hatte, würde sie dagegentreten müssen – und zwar richtig hart. Es dauerte mehrere Minuten, und als ihr Stiefel endlich irgendwas berührte, war sie in Schweiß gebadet. Ihre Zähne klapperten, aber das war ihr egal.
Justins Gesicht hing immer noch über dem Abhang.
»Ich glaube, das ist es!«, schrie sie und trat mit aller Kraft gegen die Stelle. Sie spürte, wie sie nachgab, und zog ihren Fuß zurück, um erneut dagegenzutreten. Nach drei weiteren Malen gab die knochenharte Erde nach, und Steine und Erde stürzten in die See hinunter. Emma spürte einen scharfen Luftstrom aus dem von ihr geschaffenen Loch entweichen, das gerade groß genug war, um hineinzukriechen. Mit den Füßen voran schob sie sich vorsichtig hinein.
Das Seil war jedoch zu kurz, um weiter voranzukommen.
»Oh Mist, verdammter!«, fluchte sie und band das Seil von ihrer Taille los, ließ es hängen und rutschte in ein Loch in der Wand, von dem sie sicher war, dass es seit Jahrhunderten nicht mehr von innen gesehen worden war.
»Geht es dir gut, Emma?«, brüllte Justin. »Ich komme zu dir.«
»Nein! Mit mir ist alles in Ordnung – und wenn du hier hereinkämst, würden wir verschmelzen. Es ist zu eng hier drinnen«, rief sie zurück und drehte sich vorsichtig, bis sie auf ihrem Bauch lag und mit den Füßen voran zentimeterweise weiterkriechen konnte.
Plötzlich hörte sie ein krachendes Geräusch, leise zunächst nur, und dann schneller, lauter. Die Erde unter ihr bewegte sich, und in der nächsten Sekunde gab sie nach. Emmas erschrockener Aufschrei ging in ein entsetztes Schreien über, als sie stürzte, tiefer und tiefer, in eine schwarze Finsternis hinein ...
»Du musst mitkommen, Chris«, drängte Justin, »sofort!«
Christian wandte sich von der Gruppe Krieger ab, die wild entschlossen waren, mit Sack und Pack im Grimmschen Burgsaal einzuziehen. Ihm gefiel die Dringlichkeit in der Stimme seines Freundes nicht. »Worum geht ’s denn?«
»Um Emma.«
»Oh Gott!« Gawans Stimme klang gedämpft.
Christian wandte sich ihm zu und starrte ihn an. »Was ist mit ihr?«
»Ich habe keine Zeit für Erklärungen«, rief Justin. »Christian, du folgst mir. Gawan, du nimmst deinen Helikopter zu der Klippe, die als St. Beunos bekannt ist. Weißt du, wo sie ist?«
»Aye.«
Christian starrte die beiden an. »Seid ihr verrückt? Was geht hier vor?«
»Komm schon, Chris!«, drängte Justin und verschwand.
Nach einem irritierten Blick auf Gawan folgte Christian seinem Freund, wie nur Geister es können.
An den Klippen traten sie gemeinsam wieder in Erscheinung. Es regnete in Strömen, und der Wind peitschte das hohe Gras der Wiese. Mit einem erbosten Blick wandte Christian sich Justin zu. »Sag mir bitte, dass sie nicht hier ist!«, knurrte er. Dann fiel sein Blick auf das an dem Vogelbeerstrauch festgebundene Seil am Abhang.
»Bei Gott und allen Heiligen!«, brüllte er und rannte zum Rand des Abhangs, wo er erneut zu Justin herumfuhr. »Wo ist sie?«
»Da unten«, brüllte Justin. »Sie ist über den Rand und in die Wand gestiegen.«
Christian wartete keine Antwort oder Erklärung ab, sondern beugte sich über den Rand des Abgrunds und versetzte sich mit purer Willenskraft in denselben tödlichen Raum, in dem sich Emma momentan befand. Kaum hatte er es sich im Geiste vorgestellt, war er auch schon neben ihr.
»Oh Gott, Emma«, flüsterte er, als er ihre reglose Gestalt erblickte. »Emma?« Als sie nicht antwortete, legte er seinen Kopf an ihr Ohr. »Emma? Kannst du mich hören?«
Erst dann bemerkte Christian, wo sie sich befanden. In einer kleinen Höhle, die nicht größer war als eine mittlere Zisterne. Eine natürliche, nicht von Menschenhand geschaffene Zisterne. Das Licht, das aus dem von Emma freigelegten Loch hereinfiel, warf seinen schwachen Schein über die Grotte.
Und in ihrer Mitte, wo Emma lag und er jetzt kniete, befand sich eine sehr, sehr kleine Lache schimmernden, kristallklaren Wassers.
Emma stöhnte, und Christians Blick glitt sofort wieder zu ihr. »Emma?«, rief er noch einmal. »Halt durch, Liebste! Es kommt schon Hilfe.«
Emmas Lider flatterten, dann öffnete sie die Augen und sah sich um. »Oje«, sagte sie leise.
Christian starrte auf sie herab. »Oje ist das richtige Wort. Bist du verletzt?«
»Ich weiß nicht ...« Sie streckte ihre Hand aus.
Christian hatte nicht bemerkt, dass sie etwas darin hielt. Es sah aus wie eine
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