Ewigkeit für deine Liebe
Millicent.
Willoughby sah Emma an.
Emma lächelte. »Von wem?«
»Nun«, begann Willoughby, »es ist eigentlich nur eine Legende, aber angeblich war es ein grimmiger walisischer Krieger, der vor Jahrhunderten die Burg erbaute. Er war ein großer, kräftiger Mann, und es heißt, dass er einem Mann mit einem einzigen Hieb seines Schwerts den Kopf abtrennen konnte.«
»Sauber wie eine Pusteblume«, fügte Millicent vergnügt hinzu.
Willoughby warf ihrer Schwester einen strengen Blick zu, bevor sie fortfuhr. »Aye, er war wirklich ziemlich wild und hitzig. Aber dann, so heißt es, begegnete er seiner einzig wahren Liebe, und sie heilte sein hartes, einsames Herz. Sie war seine Auserwählte, wissen Sie, und sie verliebten sich sehr schnell und ungestüm und hatten vor zu heiraten.« Ein grimmiger Ausdruck erschien auf Willoughbys Gesicht.
Und ein leiser Seufzer entrang sich Agatha.
»Seine Auserwählte ?«, fragte Emma, so fasziniert von der Geschichte, dass sie sich jetzt vorbeugte.
Willoughby nickte. »Aye. Seine Seelenverwandte.«
Wieder setzte dieses merkwürdige Kribbeln in Emmas Magen ein. »Und was wurde aus den beiden?«
Willoughby seufzte. »Niemand weiß es mit Sicherheit, aber es heißt, der junge Krieger sei fortgegangen, um an den Kreuzzügen teilzunehmen.« Sie schniefte ein bisschen. »Und nie zurückgekehrt.«
Ein Kloß bildete sich in Emmas Kehle. »Und seine Auserwählte?«
Alle vier Ballasters wechselten einen Blick; dann wandten sich alle Emma zu. »Sie starb an gebrochenem Herzen.«
Es wurde still in dem warmen Wohnzimmer. Aus irgendeinem Grund verspürte Emma einen leisen Kummer. Nein, mehr als nur einen leisen eigentlich sogar. »Wie traurig«, sagte sie.
Wieder räusperte sich Willoughby. »Es heißt, dass der Krieger, der so verliebt war in seine Frau, auf dieser Erde geblieben ist.« Sie warf Emma einen Blick zu. »Weil er nicht ohne seine Auserwählte gehen wollte.« Wieder richtete sich ihr Blick erwartungsvoll auf Emma.
Emma wunderte sich darüber, doch dann weiteten sich ihre Augen, als sie sich an die Gestalt erinnerte, die sie auf der Burgmauer gesehen hatte ...
Nein, das war nicht möglich ...
In dem Moment knackte laut ein Holzscheit im Kamin, und Emma fuhr zusammen und unterdrückte einen Aufschrei.
»Was ist mit Ihnen, meine Liebe?«, fragte Willoughby mit großen Augen.
Emma erwiderte ihren fragenden Blick und schenkte der älteren Dame ein einnehmendes Lächeln. »Nichts. Es ist alles bestens. Es ist nur ... na ja, wie Sie schon sagten: Das ist eine sehr romantische Geschichte.« Sie sah die Schwestern eine nach der anderen an.
»Warum erzählen Sie uns nicht ein bisschen über sich, meine Liebe?«, fragte Maven. »Sie haben so einen entzückenden kleinen Akzent! Wo leben Sie in den Staaten?«
»Nun ...«, begann Emma, um gleich darauf von Willoughby unterbrochen zu werden.
»Gönn dem Kind ein bisschen Ruhe, Maven«, sagte die älteste der Ballasters. »Sieh nur – ihr fallen ja schon die Augen zu!« Sie schenkte Emma ein warmherziges Lächeln. »Warum gehen Sie nicht auf Ihr Zimmer und schlafen sich mal richtig aus? Der lange Flug hat Sie doch sicher sehr erschöpft. Morgen früh werde ich Ihnen ein leckeres walisisches Frühstück machen. Na, wie klingt das?«
Emma nickte lächelnd. Sie war froh, sich zurückziehen zu können. Es hatte ihr großen Spaß gemacht, sich mit den Schwestern zu unterhalten, aber nun holte sie die Erschöpfung ein. »Das klingt wunderbar! Danke.« Sie erhob sich, und die Schwestern taten es ihr nach. Sie lächelte jede von ihnen freundlich an. »Gute Nacht!«
»Gute Nacht!«, erwiderte ein Chor.
Millicent winkte ihr sogar.
Emma winkte zurück und ging zur Treppe. Wie komisch die Schwestern waren mit ihrem vorbehaltlosen Glauben an ihre romantischen Geschichten! Sie waren aber auch ganz reizend und sehr aufmerksam. Emma freute sich schon darauf, am Morgen wieder mit ihnen plaudern zu können.
Auf der Treppe drehte sie sich um und sah, dass alle vier Schwestern ihr nachschauten. Grinsend. Emma schüttelte den Kopf und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie den Aufstieg zum zweiten Stock begann.
Alles war still, als sie ihre Etage erreichte und den langen Gang hinunterblickte, der zu ihrem Zimmer führte. Wieder fiel ihr auf, wie gedämpft das Licht war, das die burgunderfarbenen Lampenschirme spendeten. An ihrer Tür angelangt, trat sie ein, holte Boxershorts und ein T-Shirt aus ihrem noch unausgepackten Koffer und
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